 Südwest Presse: Kommentar zu Migranten, Ausgabe vom 09.09.2006
Geschrieben am 08-09-2006 |
Ulm (ots) - Kommentar zu Migranten, Ausgabe vom 09.09.2006
Noch vor Wochen bezog der ehemalige Regierungssprecher Uwe-Karsten
Heye öffentlich Prügel, weil er es gewagt hatte, vor
Ausländerfeindlichkeit gerade in den neuen Bundesländern zu warnen.
Jetzt ist der Statistik des Landesamts Baden-Württemberg zu
entnehmen, dass ein Viertel der Einwohner dieses Landes von Migranten
abstammt, von Zwischenfällen aber kaum etwas zu hören ist. In
Brandenburg und Sachsen dagegen rotten sich die Rechtsextremen
zusammen, obwohl dort nur fünf Prozent der Bewohner ausländischer
Abstammung sind.
Gewiss taugt dies nicht zu Vorwürfen. Aber der Unterschied macht doch
nachdenklich. Je weniger Ausländer es gibt, desto größer ist die
Furcht vor Überfremdung und desto üppiger blühen die braunen
Sumpfblüten. Da wirkt gewiss das Erbe der DDR nach, als
vietnamesische Gastarbeiter als "Fidschis" verachtet wurden, zumal
sie mit ihren wenigen Devisen im Intershop Westware einkaufen
konnten.
Entscheidend für den Unterschied dürfte aber die mangelnde Erfahrung
im Umgang mit Migranten und Ausländern sein. Je seltener man ihnen im
Alltag begegnet, desto größer ist die Fremdheit. Und desto
bedrohlicher wirkt ihre Anwesenheit, obwohl sie kaum zu bemerken ist.
Im Westen war das auch so, als vor 40 Jahren die ersten Luigis und
Alis beim Daimler aufkreuzten. Auch die neuen Bundesländer müssen
lernen, mit Fremden zu leben.
Originaltext: Südwest Presse
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