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Westdeutsche Zeitung: Das Burka-Verbot ist nicht nur eine belgische Angelegenheit - Gut gemeint, aber schlecht gemacht Von Lothar Leuschen =

Geschrieben am 30-04-2010

Düsseldorf (ots) - Diese Entscheidung drückt die Unbeholfenheit
einer ganzen Gesellschaft aus. In Belgien soll das Tragen der Burka
im öffentlichen Leben künftig untersagt sein. Widersetzt sich eine
Muslimin, kann sie für bis zu sieben Tage ins Gefängnis gesperrt
werden. Sehr wahrscheinlich wird dieses Gesetz im überwiegenden Teil
des westlichen Europas auf Gegenliebe stoßen. Es spricht ja auch
nichts dagegen, dass sich Zuwanderer den Gepflogenheiten des Landes
anpassen, das ihnen Asyl und Auskommen gewährt. Es ziemt sich sogar,
Migranten das Erlernen der Sprache ihres Gastgeberlandes
abzuverlangen. Es ist notwendig, dass auch Mädchen aus
Zuwandererfamilien Schulen besuchen, in Schwimmbäder gehen und Sport
treiben dürfen. Es ist richtig, dass Ausländer sich nicht einfach in
der sozialen Hängematte ihrer neuen Heimat niederlassen können.

Aber ist es deswegen zwangsläufig, dass Frauen sich nicht mehr
verschleiern dürfen? Müssen Kopftücher wirklich aus deutschen Schulen
verschwinden? Ist es richtig, dass Frankreich einer Frau mit
Ausweisung droht, weil sie verschleiert hinter dem Lenkrad ihres
Autos saß?

Die westliche Gesellschaft tut sich mit dem Islam von jeher
schwer. Und seit den fürchterlichen Terroranschlägen vom 11.
September 2001 drückt sich dieses Unbehagen zunehmend auch darin aus,
dass alle Begleiterscheinungen des fremden Glaubens beseitigt werden
sollen.

Doch mit dem Verschwinden von Schleiern und Kopftüchern ändert
sich nichts. Im Gegenteil: Es wird es für viele Frauen und Mädchen
unmöglich werden, sich in ihrer neuen Welt zu bewegen. Das islamische
Patriarchat wird unverschleierten Frauen verbieten, die eigene
Wohnung zu verlassen. Das ist die fatale Folge dieser Entscheidung.
Das macht es unmöglich, diese Frauen und Mädchen in die Gesellschaft
zu integrieren und so zumindest langfristig das teils archaische
Regelwerk des Islam zu unterlaufen.

Aus diesem Grund ist die Entscheidung der Belgier kurzsichtig und
nutzlos. Sie wird das Gegenteil von dem bewirken, was sie bezwecken
sollte. Sie macht den islamischen Fundamentalismus und dessen
kriminelle Schergen nicht schwächer, sondern stärker. Das Gesetz
gegen die Burka ist gut gemeint, aber schlecht gemacht.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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