(Registrieren)

WAZ: Zum 1. Mai - Faire Arbeit und fairer Lohn - Leitartikel von Rolf Potthoff

Geschrieben am 30-04-2010

Essen (ots) - Wie viele Menschen werden es heute sein, die am "Tag
der Arbeit" auf den Plätzen zusammenströmen, um den Gewerkschaftern
Beifall zu zollen? Wohl noch genug, um die Erben der Arbeiterbewegung
vor den neuen Propheten der Globalisierung nicht zu blamieren. Aber
viel zu wenige werden es sein, um an die Goldenen Zeiten anzuknüpfen,
in denen der Tag der Arbeit der "heilige" Tag der
Arbeiterorganisation war. Denn im Wandel von der Industrie- zur
Dienstleistungs- und Informationsgesellschaft schmolz das klassische
Milieu nur so dahin. Die Atomisierung der Arbeitswelt hat Breschen in
Gewerkschaftsreihen geschlagen; groß sind die Mitgliederverluste. Es
scheint also so, als sei die soziale Frage durch sozialpolitische
Errungenschaften seit langem gelöst. Und es stimmt ja, die
Modernisierung der Gesellschaft und Arbeit hat vielen Menschen
soziale, Bildungs- und Berufsvorteile gebracht. Doch nicht minder ist
richtig: Sie hat zugleich neue Grundkonflikte und viel zu viele
Verlierer geschaffen. Eben bei ihnen ist das staatspolitisch
unabdingbare Grundvertrauen in eine gerechte Gesellschaftsordnung
nachhaltig gestört. Und wann, wenn nicht erst recht an einem Tag der
Arbeit, wäre daran zu erinnern: dass unzählige Billigstjobs zur
Ernährung der Familie nicht reichen, und dass Fristarbeit jedwede
Zukunftsplanung zum nervenzehrenden Vabanquespiel degradiert und den
Wunsch nach Kindern vergällt. Anzuprangern wäre die verbreitete
ehrabschneidende Pauschal-Diffamierung von Langzeitarbeitslosen, die
sowohl faule als auch verzweifelt Job-suchende Frauen und Männer über
einen Kamm schert. Es wäre auf die bis in die Mittelschichten
reichende Angst um den Arbeitsplatz hinzuweisen, zeigen doch
Beispiele wie Nokia, dass man über Nacht ohne Not einem Betrieb und
damit x-Berufsschicksalen das Licht ausknipsen kann. Und es wäre das
wuchernde Übel zu thematisieren, bei dem saturierte Finanzhasardeure
durch staatsgefährdende Spekulation astronomische Summen kassieren
und damit den Wert wirklicher Arbeit vernichten und die wahren
staatstützenden Leistungsträger verhöhnen. Damit kein Missverständnis
entsteht: An der Modernisierung von Arbeit und Gesellschaft führt
kein Weg vorbei. Und es gibt keinen Grund, die Rote Fahne zu hissen.
Doch es herrscht ein tiefes Verlangen nach Anerkennung und sozialer
Sicherheit. Auf Sprache und Geist des 1. Mai übertragen gilt die
uralte Losung aus den Anfängen der Arbeiterbewegung: "Faire Arbeit
für fairen Lohn". Egal, wie viel heute zu den Kundgebungen kommen.
Die Losung ist aktuell.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

265880

weitere Artikel:
  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Burka-Verbot Halle (ots) - Auch Deutschland sollte über einen solchen Schritt nachdenken. Anders als das Kopftuch ist die Burka zweifelsfrei ein Instrument der Unterdrückung von Frauen durch Männer. Das Kleidungsstück degradiert Frauen gezielt zu Menschen zweiter Klasse. Ja, es macht sie letztlich zum Besitzanderer. Das verfassungsrechtlich geschützte Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit mag dies zulassen. Doch was ist mit dem anderen zentralen Verfassungsgrundsatz, der da lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar? Verfassungsrichter mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: Nordrhein-Westfalen vor der Wahl Parteien ohne Volk NICOLE HILLE-PRIEBE Bielefeld (ots) - Als "Aufsteigerland" sieht die FDP das Land Nordrhein-Westfalen, glaubt man ihrer Wahlkampf-Kampagne. Fragt man die Menschen im Land, sieht das Bild anders aus. Insgesamt sechs Tage haben wir zahlreiche Städte und Gemeinden zwischen Rhein und Ruhr bereist und mit Menschen unterschiedlichen Alters und verschiedener sozialer Herkunft gesprochen. Das Ergebnis dürfte für alle Politiker niederschmetternd sein: Viele Menschen fühlen sich von den Parteien verraten und verkauft; sie beklagen mangelnde Offenheit, Geradlinigkeit mehr...

  • Neue Westfälische: Neue Westfälische Bielefeld: Die Wirtschaft und der Profifußball Staat vor privat LOTHAR SCHMALEN Bielefeld (ots) - In Gelsenkirchen pumpt der städtische Energie-Dienstleister GEW einen zweistelligen Millionen-Betrag in den FC Schalke 04. In Aachen übernimmt die Stadt eine Bürgschaft über 5,5 Millionen für das neugebaute Stadion, um dem Zweitligisten TSV Alemannia zu helfen. Und jetzt soll die Stadt Bielefeld 6 Millionen Euro bereit stellen, um den DSC Arminia vor dem finanziellen Aus zu retten. Die Nachrichten darüber, dass der millionenschwere Profifußball Steuergelder zum Überleben braucht, reißen nicht ab. Ausgerechnet die gebeutelten mehr...

  • Rheinische Post: Ölpest und Schuld Düsseldorf (ots) - Die Pessimisten haben Recht behalten: Die Katastrophe im Golf von Mexiko nimmt ihren Lauf. Die Ölpest erreicht die Küste von Louisina, deren empfindliches Öko-System von der klebrigen Masse ebenso bedroht ist wie die Lebensgrundlage vieler Menschen, die dort von Austernzucht, Fischerei und Tourismus leben. Jetzt kann es nur noch darum gehen, das Ausmaß des Desasters zu begrenzen. Und so zynisch es auch klingen mag - die Hurrikan-Katastrophe, die 2005 dieselbe Region heimsuchte, mag dabei behilflich sein. Obama ist mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Burka-Bann Düsseldorf (ots) - Als "Ganzkörpergefängnis" hat die türkischstämmige SPD-Politikerin Lale Akgün die Burka einmal bezeichnet. Genauso werden die meisten Deutschen beim Anblick von Frauen empfinden, bei denen sogar die Augen durch ein feines Stoffgitter verborgen sind. Von vielen Europäern wird diese Extremverschleierung als das stärkste Symbol der Abgrenzung des Islam vom Westen wahrgenommen. Insofern dürfte dem belgischen Burka-Bann reichlich Beifall sicher sein. Am Grundproblem vielfach mangelnder Integrationsbereitschaft aber wird mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht