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Lausitzer Rundschau: Die Griechenland-Hysterie Zu Athens Schulden und den Schuldigen

Geschrieben am 29-04-2010

Cottbus (ots) - Die elf Millionen Griechen haben mehr als 300
Milliarden Schulden angehäuft und ganz Europa fängt an zu zittern.
Dass beispielsweise die 3,3 Millionen Berliner 60 Milliarden oder die
650 000 Bremer stolze 16 Milliarden Verbindlichkeiten allein schon in
der Landeskasse aufweisen, interessiert keinen. Schulden sind eben
nicht gleich Schulden, so lange glaubhaft versichert wird, irgendwie
würde jemand schon dafür einstehen. Das Problem der Griechen sind
also weniger die Sünden der Vergangenheit - da müssten die Bremer und
Berliner ebenfalls schon längst vor Angst zitternd der Zukunft
entgegen schauen. Athen steckt in der Klemme, weil die internationale
Finanzwelt dem EU-Staat faktisch den Geldhahn zugedreht hat. An der
Weser und der Spree dagegen fließen die Kredite nach wie vor zu
guten, derzeit sogar zu allerbesten Konditionen. Griechenland hat
also weniger ein Schuldenproblem als vielmehr mit einem
Vertrauensverlust zu kämpfen. Der wiederum hängt sehr direkt mit den
Spekulationswellen zusammen, die die Weltwirtschaft von einer Krise
in die nächste treiben. Dabei spielen dann auch noch die
Bewertungsagenturen eine ganz eigenartige Rolle, die vor nicht allzu
langer Zeit Pleitepapiere als sichere Geldanlagen einstuften, jetzt
aber einen Euro-Staat zum Ramschobjekt herunterstufen. Solch ein
Urteil über einen Staat, der einem Währungsverbund angehört, ist
tatsächlich eine Premiere. Es basiert auf der Annahme, die Griechen
würden mit ihren Problemen allein gelassen nicht fertig werden. Es
ist eine indirekte Aufforderung zur Spekulation gegen eine Währung,
die von vielen Sachverständigen derzeit eher für überbewertet
gehalten wird. Es ist die Antwort der Finanzwelt auf die Unfähigkeit
der Politik, die Geldströme so zu regeln, dass sie nicht eingreifen
können in die Gestaltungshoheit frei gewählter Volksvertreter. Darin
gleicht die jetzige Krise dem vorangegangenen Banken- und
Anlagendesaster, für das inzwischen weit mehr Steuergelder aufgewandt
wurden als jemals im Falle Griechenland abgefordert werden dürften.
An diesen Krisen haben einige viel Geld verdient und viele haben
dafür bezahlt. Wenn eine Reform der Kapitalmärkte nicht gelingt,
dürfte deswegen daraus ein Legitimationsproblem der Demokratie
werden. Die gegenwärtige Hysterie, die verbreitet wird, lenkt davon
allerdings nur ab. Sie nützt fremdenfeindliche Ansätze aus und macht
ein Volk der EU zum Sündenbock. Aber nicht die Hellenen, die es mit
der Steuer nicht so genau nehmen, sind die tatsächlich
Verantwortlichen. Die sitzen ganz wo- anders in den Hochhäusern der
Banken.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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