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Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Wahlen im Sudan:

Geschrieben am 20-04-2010

Bielefeld (ots) - Der Sudan hat gewählt. Immerhin. 18 Millionen
Menschen waren im größten Staat Afrikas aufgerufen, Präsident,
Parlament und Gouverneure zu bestimmen. Nach 24 Jahren war es für
viele Sudanesen, die allermeisten sind jung und ungebildet, überhaupt
das erste Mal, dass sie politisch mitwirken durften. Viel mehr als
eine staatsbürgerliche Übung war die von Unregelmäßigkeiten
begleitete Abstimmung allerdings auch nicht. Die wichtigsten
Oppositionsparteien sind gegen den diktatorisch regierenden
Präsidenten Omar Al-Bashir gar nicht erst angetreten. Dessen noch
nicht ausgezählter, aber absehbarer Wahlsieg im Norden kommt ihm
wunderbar zupass. Denn Al-Bashir wird mit internationalem Haftbefehl
wegen des Vorwurfs des Völkermordes gesucht. Der Internationale
Strafgerichtshof in Den Haag will ihn zur Rechenschaft ziehen dafür,
dass in Sudans Westprovinz Darfur Milizen ungehindert morden,
vergewaltigen und brandschatzen. Möglicherweise hat es 300 000 Tote
seit 2004 gegeben und die Welt kann nichts anderes tun als
zuzuschauen. Zwei Millionen Darfuris und andere aufsässige
Minderheiten müssen in riesigen Flüchtlingslagern ausharren -
versorgt und nur unzureichend geschützt von internationalen
Nothelfern sowie Blauhelm-Soldaten. Auch gut 100 Bundeswehr-Soldaten
sind in dieses ferne Land, das einst Osama bin Laden Unterschlupf
gewährte, entsandt. Sie wachen vor allem im Süden über die Einhaltung
eines Friedensabkommens, das im kommenden Jahr zu einer weit
wichtigeren Abstimmung führen soll: Das Volk soll darüber
entscheiden, ob sich das Land teilt und der Südsudan ein eigener
Staat mit allen Konsequenzen wird. Das wäre beinahe einmalig, seit
die Kolonialmächte den schwarzen Kontinent mit Feldherrnblick und dem
Finger auf der Landkarte in gut 50 Staaten zerlegten. Fast jedes
afrikanische Land ist ein Vielvölkerstaat. Auch deshalb ist der
Vorgang im Sudan nicht unerheblich. Der aktuelle Wahlgang war eine
Vorübung für das kommende Referendum, das Sprengkraft für den
gesamten Kontinent haben kann. Deshalb tun sich auch westliche
Beobachter schwer, die grundsätzlich zu begrüßende Selbstbestimmung
der Südsudanesen entspannt zu beobachten. Kaum zu wünschen, aber
irgendwie beruhigend ist, dass vieles schief läuft im Süden. Der
Aufbau staatlicher Strukturen hapert, die Korruption blüht und die
Manipulationsversuche bei der Wählerregistrierung im Süden waren kaum
weniger dreist als im Norden. Allein die Waffenkäufe laufen wie
geschmiert. So oder so, Teile der Erträge aus den Ölquellen im Süden
werden auch nach einer Unabhängigkeit an das Regime im Norden
fließen. Präsident Al Bashir hat vertraglich vorgesorgt und die Hand
auf den Pipelines. Er darf sich künftig nicht nur als gewählt,
sondern auch vom Ölreichtum gesegnet betrachten.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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