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FZ: Mein Gott, Mixa! Kommentar der Fuldaer Zeitung zu Bischof Mixa

Geschrieben am 16-04-2010

Fulda (ots) - Dass Gott sein Bodenpersonal nicht vor den
schlimmsten menschlichen Schwächen und Abgründen bewahrt, ist keine
neue Erkenntnis, seit den massenhaft aufgedeckten widerlichen
Missbrauchsfällen aber zumindest allenthalben in den Köpfen präsent.
Eine Konsequenz, die die über jeden moralischen Zweifel erhabenen
Aufklärer auf Kirchenseite gezogen haben, lautete: die Mauern des
Schweigens einreißen, der unsäglichen Wahrheit ins Auge sehen und die
Täter ihrer gerechten weltlichen Strafe zuführen. Jetzt, wo es darum
geht, verspieltes Vertrauen zurückzugewinnen, bricht ausgerechnet
einer, der im Kollegium der bayerischen Oberhirten für die
Wiederherstellung der Kirchenehre kämpfen wollte, die guten Vorsätze
und taugt nicht länger als unbescholtener Aufklärer. Bischof Walter
Mixa, mit auffällig konservativen Positionen schon immer ein
streitbarer Diener Gottes, ist spätestens seit gestern zur Belastung
für die katholische Kirche geworden. Und wieder fragt man sich: Wie
kann einem Intellektuellen vom Format Mixas ein solcher Fehler
unterlaufen?
Zu sagen, er habe es mit der Wahrheit nicht ganz genau genommen,
würde das, was Mixa vorzuwerfen ist, verharmlosen. Noch vor 14 Tagen
beteuerte er, "zu keiner Zeit körperliche Gewalt in irgendeiner Form
angewandt" zu haben. Jetzt, unter dem Druck der Öffentlichkeit, räumt
er ein, "die eine oder andere Watschn" ausgeteilt zu haben. Als
Theologe weiß Mixa, dass eine Lüge ein Verstoß gegen die zehn Gebote
und damit Sünde ist. Ihn daran zu erinnern und ihn selbst an den
moralischen Grundsätzen, die er predigt, zu messen, ist also nur
recht und billig.
Nun ist eine "Watschn", wenn es denn dabei geblieben ist, nicht zu
vergleichen mit den vielen schweren Missbrauchsfällen, die sich in
Pfarrhäusern abgespielt haben. Gleichwohl handelt es sich um eine
Sanktion, die zum Glück schon in den 70er Jahren nicht mehr
Bestandteil des Erziehungskanons war. Und auch hier klingt Mixas
Rechtfertigung merkwürdig: "Vor 20 oder 30 Jahren" sei das
"vollkommen normal" gewesen, "und alle Lehrer und Schüler dieser
Generation wissen das auch." Nein, wissen sie nicht! In den 80er und
90er Jahren gab es diese Art der Strafe in öffentlichen Einrichtungen
schon lange nicht mehr.
Mixa erweckt den Eindruck, dass er den Ernst der Situation für die
Kirche noch nicht begriffen hat. Das gilt auch für seinen Umgang mit
dem Vorwurf, er habe vor vielen Jahren bis zu eine halbe Million Mark
- Gelder einer Waisenhausstiftung - satzungsfremd für überteuerte
Antiquitäten ausgegeben. Die Wahrheit kommt nur scheibchenweise ans
Licht - von Aufklärung und Transparenz kann keine Rede sein. In der
Politik, wo weitaus lockerere moralische Maßstäbe gelten als in der
Kirche, wäre Mixa als Führungspersönlichkeit nicht länger tragbar.
Zumindest müsste er sein Amt bis zur Klärung aller Vorwürfe ruhen
lassen. In der Kirche scheinen solche ungeschriebenen Gesetze nicht
zu gelten. Eines ist jedoch klar: Bodenpersonal vom Schlage Mixas
wird nicht dazu führen, dass die Kirche Vertrauen zurückgewinnt und
aus der Krise kommt.

Originaltext: Fuldaer Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/79740
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_79740.rss2

Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Thomas Schafranek
Telefon: 0661 280-300
thomas.schafranek@fuldaerzeitung.de


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