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WAZ: Merkel und Afghanistan - Der Krieg als Chefsache - Leitartikel von Dirk Hautkapp

Geschrieben am 16-04-2010

Essen (ots) - Krieg verändert alles. Auch die Kanzlerin. Angela
Merkel hat sich die schleichende Misserfolgsgeschichte Afghanistan
sehr lange auf Distanz gehalten. Unter Schwarz-Rot war das
kontaminierte Thema bei einem überforderten Verteidigungsminister
Jung und einem zwischen Amts- und Parteiräson gefangenen
Außenminister Steinmeier abgelegt.
Die Eskalation der Gewalt zu Jahresbeginn hat die Lage verändert.
Spätestens seit ihrem Auftritt bei der Trauerfeier für die am
Karfreitag gestorbenen Soldaten spricht Deutschland nicht mehr
verdruckst von "vernetzter Sicherheit" und
"Stabilisierungseinsätzen". Sondern von Krieg. Spätestens seit diesem
Tag ist der Einsatz in Afghanistan Merkels Einsatz. Chefsache.
Darum hat es auch eine andere Qualität, wenn der ersten Frau im
Kabinett bei jedem weiteren toten Soldaten nichts Überzeugenderes
einfällt als die unpräzise Parole vom Durchhalten. Die rhetorische
Selbstverpflichtung, nicht aus der Räson im Nato-Bündnis aussteigen
zu können, die ein Scheitern in Afghanistan bekannterweise per se
nicht vorsieht, hat ihre Wirkung auf weite Teile des Publikums hier
zu Lande längst verloren. Steigt der Blutzoll der Truppe an, und
leider spricht in der von den Amerikanern stilisierten
"Showdown-Situation-2010" alles dafür, hat diese Regierung spätestens
im Sommer in Umfragen 90 Prozent gegen sich. Was dann?
Gerhard Schröder hat die Bundeswehr 2002 an den Hindukusch beordert.
Damals sprach man, weil die Sicherheitslage eben so war, fast
idyllisch von "Bad Kundus". Heute, das wissen wir jetzt, nicht selten
ein Vorort der Hölle. Wenn Angela Merkel will, dass deutsche Soldaten
trotz größter Gefahren für das eigene Leben dort weiter ausharren
sollen, muss sie sich dafür neu und umfassend erklären - und
verantworten. Sonst steht irgendwann auch sie auf verlorenem Posten.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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