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WAZ: Der Vulkan, die Welt und wir - Asche im Getriebe - Leitartikel von Jens Dirksen

Geschrieben am 16-04-2010

Essen (ots) - Über Kontinente und Meere hinweg hat
Eyjafjallajökull Asche ins Getriebe der Welt gestreut. Aber so
dramatisch, so kostspielig die Auswirkungen des isländischen
Vulkanausbruchs im Einzelfall auch sein mögen: Man zögert doch
unwillkürlich, von einer Katastrophe zu sprechen. Man hält den Atem
an, ein wenig fasziniert, ganz ähnlich wie im Winter, wenn der erste
Schnee alles unter einen weißen Teppich kehrt und nicht nur
Autofahrer auf die Bremse treten. Mancher mag sich gar an den alten
mütterlichen Trostspruch erinnern: "Solange der Schaden noch mit Geld
zu bezahlen ist..."
Der Ausbruch dieses Vulkans ist der Einbruch der Natur in eine
Zivilisation, die jeden neuen Zugewinn an Effizienz und Tempo damit
bezahlt, dass sie immer störungsanfälliger wird. Es scheint paradox:
Je schneller der Alltag wird, desto leichter ist er stillzustellen.
Je dichter sich die Welt vernetzt, desto eher ist eine Erschütterung
irgendwo auf der Welt auch rund um den Globus zu spüren. Das
Jahrhundert, das mit dem 11. September 2001 begann, dürfte unruhiger
werden als jedes andere zuvor.
All das wissend, staunt man doch: Ein lokales Ereignis, das früher
nur eine Handvoll Isländer in Bedrängnis gebracht hätte, sorgt
beinahe global für eine Zwangspause. Für Momente, in denen uns
auffällt, dass das Leben anders tickt als eine Stechuhr, als ein
Fünfjahresplan. Man findet bei Gelegenheiten wie dieser zurück zur
Demut vor dem Unvorhersehbaren, die wir über all dem Machbaren
verlernen. Aus dem Innersten der Erde, dem Kern des Lebens
hervorgebrochen ist die Erinnerung daran, dass die Natur eben doch
keine Maschine ist - weder ein Vulkan noch der Mensch.
Selbstverständlich brauchen wir die täglichen Wettervorhersage, um
über schlechte Wettervorhersagen schimpfen zu können. Aber wir
brauchen sie auch, um hin und wieder überrascht zu werden. Von der
Natur, vom wirklichen Leben.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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