(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Polen = von Wolfgang Radau

Geschrieben am 11-04-2010

Düsseldorf (ots) - Die Menschen in Polen, unsere Nachbarn, sind
schockiert. Ihr Schock trägt einen Namen: Katyn - wieder einmal. Seit
70 Jahren steht der Ort bei Smolensk für 22 000-fachen Mord, für die
Vernichtung der polnischen Elite durch das Stalin-Regime. In diesen
Tagen sollte das offizielle Bekenntnis zur sowjetischen Schuld und
der russisch-polnische Händedruck das Symbol einer Versöhnung sein
und für den Neuanfang einer friedlichen Nachbarschaft im Osten
Europas stehen. Vergleichbar mit dem Kniefall Willy Brandts 1970 in
Warschau.
Nun ist, wie der charismatische einstige Arbeiterführer Lech Walesa
die Seelenlage seiner Mitmenschen beschreibt, "Katyn Nummer 2" über
die Polen gekommen. An diesem Wochenende hat das in seiner Geschichte
so gebeutelte Land erneut Vertreter seiner politischen,
wirtschaftlichen, geistigen Elite verloren - unter ihnen Präsident
Lech Kaczynski. Anders als vor 70 Jahren nicht aus eiskaltem
politischem Kalkül, sondern als Folge einer Flugzeug-Katastrophe. Die
nach den bisherigen Erkenntnissen wohl zurückzuführen ist auf
technische Unzulänglichkeiten und menschliches Versagen.
Polen steht, sobald die Lähmung gewichen ist, vor einem vorgezogenen
Wahlkampf um die Präsidentschaft. Als gegensätzliche Kandidaten, die
in diesen Tagen der Staatstrauer verständlicherweise anderes im Kopf
haben, als ihren Hut in den Ring zu werfen, werden der jetzt
kommissarisch amtierende, Europa zugewandte Parlamentspräsident
Bronislaw Komorowski und der Bruder des ums Leben gekommenen
Präsidenten, der europa-skeptische Ex-Premierminister Jaroslaw
Kaczynski genannt.
Wichtig wird sein, dass möglichst bald und möglichst eindeutig die
Ursachen für das Unglück von Smolensk ermittelt und beim Namen
genannt werden. Damit ausgeschlossen ist, dass Polens Wahlkampf von
abstrusen Verschwörungs-Spekulationen geprägt wird. Politischer
Zündstoff ist zur Genüge vorhanden.
Auch wenn das Katyn 2010 eine ganz andere Bedeutung bekommen hat, als
in bester Absicht geplant, sollte neben den schrecklichen
Unfall-Bildern auch dieser Eindruck in Erinnerung bleiben: das Bild
der Ministerpräsidenten Putin und Tusk, die sich in gemeinsamer
russisch-polnischer Trauer umarmen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

261700

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: kurzfristige Finanzspritze Stuttgart (ots) - Die kurzfristig verabreichte Finanzspritze dieses Sonntags wird deshalb nur der Auftakt sein für eine intensivfiskalische Betreuung. Athen braucht ein klares Kontrollregime von EU und IWF - sofort, wenn die Hilfsmilliarden fließen. Genauso dringend ist es, den Zockern an den Börsen Einhalt zu gebieten. Die laufen sich schon warm, um die nächsten Krisenkandidaten Italien, Spanien und Portugal in die Knie zu zwingen - und damit Euro-Europa. Es geht wirklich ums Ganze. Originaltext: Stuttgarter Nachrichten Digitale mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Flugzeugabsturz der polnischen Präsidentenmaschine Bielefeld (ots) - Polens Präsident Lech Kaczynski, seine Ehefrau Maria und alle anderen Mitglieder der hochrangigen Delegation waren auf dem Weg zu einer Gedenkfeier in Katyn - und kamen nie dort an. Es ist ein unfassbares Unglück, das ganz Polen den Boden unter den Füßen weggezogen hat. Der Samstag sollte für das gesamte polnische Volk ein Tag des Gedenkens werden, ein Tag des Innehaltens, der Stille - und es wurde ein Tag der erneuten Katastrophe. Ausgerechnet auf dem Weg nach Katyn stürzte die Maschine ab. Das Ziel des Flugs war die westrussische mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Wahlkampf in NRW Bielefeld (ots) - Es kommt auf jede Stimme an. Denn entschieden ist die Landtagswahl in NRW noch lange nicht. Umfragen zeigen, dass die politischen Lager ohne Mehrheit sind. Umso mehr trommeln die Parteien um Aufmerksamkeit. CDU, SPD und FDP läuteten am Wochenende die heiße Phase des Wahlkampfes ein und präsentierten dabei nur aufgewärmte Hausmannskost vom Vortag. Wie im Dreiklang warnen sie vor Bündnissen, an denen sie selbst nicht beteiligt sind. Wie originell. Was wird aus den Schulen auf dem Land, wenn die Zahlen der Kinder zurückgehen? mehr...

  • Rheinische Post: Katyn wird erneut zu Polens Trauma Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Godehard Uhlemann: Der Wald von Katyn wird erneut zum Trauma Polens. Vor 70 Jahren wurden dort von sowjetischen Geheimdienstlern tausende Polen ermordet. Nun bricht Polens Präsident Lech Kaczynski auf, um mit Angehörigen der Ermordeten in Katyn die Toten zu ehren. Der Präsidentenjet stürzt beim Anflug auf das unweit von Katyn liegende Smolensk ab. Welch eine Tragödie. Der Absturz hat die Polen ins Mark getroffen. Politisch sind sie in den Stunden der Trauer geeint. Lech Kaczynski hatte über Jahre mit mehr...

  • Rheinische Post: Wahlkampf mit links Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Sven Gösmann: Wie sehr die dauerhafte Existenz von Lafontaines Linkspopulisten die politische Mittelachse in Deutschland nach links verschoben hat, konnte man beispielhaft bei den Auftaktveranstaltungen von CDU und SPD für die NRW-Landtagswahl besichtigen. CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und seine SPD-Herausforderin Hannelore Kraft lieferten sich im Fernduell einen Überbietungswettbewerb, wer von beiden der Sozialere ist. Ob beim amerikanisch angehauchten CDU-Treffen in Oberhausen oder bei der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht