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Westdeutsche Zeitung: Der Bundeswehr gehen die Ärzte aus = Von Wolfgang Radau

Geschrieben am 16-03-2010

Düsseldorf (ots) - Dass ein Wehrbeauftragter die Ausrüstung der
Truppe bemängelt, ist nicht neu. Auch dass er unzureichende
psychologische Betreuung anprangert, hören wir, seit deutsche
Soldaten "in kriegsähnlichen Verhältnissen" Dienst tun. Dass der
Aufpasser des Bundestages aber einen ganzen militärischen
Organisationsbereich "vor die Wand gefahren" sieht und dem obersten
Chef des Zentralen Sanitätsdienstes "klares Versagen" vorwirft, ist
neu. Und ungeheuerlich. Aber
- leider - nachvollziehbar.
Die Bundeswehr benötigt rund 3000 Sanitätsärzte. 600 fehlen ihr.
Allein im vergangenen Jahr haben 1300 Mediziner gekündigt - vor
allem, weil sie im Zivilleben mehr verdienen, kein Einsatzrisiko
haben und nicht von ihren Familien getrennt sind.
130 Ärzte sind ständig auf Auslandsmission. Die gleiche Anzahl
bereitet sich zu Hause auf die künftige Aufgabe vor. Noch einmal 130
arbeiten ihren Einsatz ab und machen dann Urlaub. Die
Notfall-Versorgung in der Ferne ist vielfach notdürftig: Etliche
Ärzte in Uniform haben sich in der Heimat keine Routine in der
Behandlung schwerstverletzter Patienten aneignen können. Im
Feldlazarett arbeitet oft OP-Personal, das nur wenig aufeinander
abgestimmt ist. Es reicht nicht, das alles zu beklagen - der oberste
Dienstherr der Parlamentsarmee, der Bundestag, muss handeln.
Das gesamte Sanitätswesen gehört auf den Prüfstand. Welchen Sinn
machen Bundeswehr-Krankenhäuser noch, wenn etwa in Koblenz eine
Spezialabteilung Verbrennungen geschlossen wird? Warum werden nicht
viel mehr Soldaten in zivilen Krankenhäusern behandelt? Wenn aber
Militär-Kliniken erhalten werden - ist es dann nicht vernünftig, sie
doppelt zu besetzen und dann ganze Teams in den Einsatz zu schicken?
Oder ist es sinnvoller, von der Bundeswehr bezahlte Ärztegruppen bei
zivilen Kliniken anzusiedeln, sie dort vielfältige Erfahrung sammeln
zu lassen und dann in Krisengebiete abzukommandieren? Und
schließlich: Werden die Militär-Mediziner angemessen bezahlt?
Der scheidende Wehrbeauftragte Robbe sagt, für die medizinische
Versorgung der Soldaten sei es "nicht mehr fünf Minuten vor, sondern
bereits fünf Minuten nach zwölf". Diese Uhr muss zurückgedreht werden
- unsere Soldaten haben ein gesetzliches Anrecht auf Fürsorge.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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