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Westdeutsche Zeitung: Deutsche Verantwortung = Von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 13-08-2006

Düsseldorf (ots) - Endlich sollen die Waffen schweigen. Und
tatsächlich sind die Aussichten gut, dass ab dem heutigen Morgen
sowohl die israelische Armee als auch die Hisbollah ihren unsäglichen
Krieg fürs Erste beenden. Das ist weniger das Verdienst einer
vermeintlich erstarkten UN. Die israelische Regierung musste schlicht
erkennen, dass sie den Kampf gegen die schiitischen Kampfzellen nicht
gewinnen konnte und im Libanon in eine Art Vietnam zu schlittern
drohte. Hisbollah-Chef Nasrallah dagegen konnte der UN-Resolution
zustimmen, weil er aus dem blutigen Krieg mit dem Nimbus des
Unbesiegbaren hervorgeht und massiven Zulauf zu seiner Terrortruppe
erwarten kann.

Für die deutsche Politik ist mit dem überraschend schnellen
Kriegsende die Zeit der unverbindlichen Diplomatie abgelaufen. Mit
einem Mal muss sie Farbe bekennen, ob sich die Bundeswehr an einer
internationalen Friedenstruppe beteiligen wird. Dass die
Bundesregierung auf diese Frage noch keine klare Antwort hat, ist
mehr als ein Versäumnis. Die Zeit der zähen Verhandlungen um die
UN-Resolution hätte die Große Koalition für diese Grundsatzdebatte
nutzen müssen.

Tatsächlich geht an einer deutschen Beteiligung kein Weg mehr
vorbei. Der Hinweis Edmund Stoibers, die Geschichte schließe ein
militärisches Engagament in Nahost aus, ist nicht mehr als hilfloses
Verstecken. Die Welt hat längst erkannt, dass das heutige Deutschland
Verantwortung für den Holocaust trägt, aber nicht für ihn
verantwortlich ist. Wenn selbst der israelische Ministerpräsident
eine deutsche Beteiligung an der Friedenstruppe gefordert hat, zeigt
dies, wie krampfhaft wir aus unserer Geschichte überkommene Tabus
ableiten. Deutschland mag sich vor jedem anderen UN-Einsatz drücken
- aber nicht vor diesem.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

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