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Lausitzer Rundschau: Das schwere Erdbeben in Haiti Die vermeidbare Katastrophe

Geschrieben am 19-01-2010

Cottbus (ots) - Im Oktober 1989 wurde das Gebiet der US-Metropole
von San Francisco von einem Erdbeben heimgesucht, das in der Stärke
vergleichbar war mit der jüngsten Naturkatastrophe von Haiti. Damals
gab es zwar auch erhebliche Schäden zu verzeichnen, und mehrere
Dutzend Menschen wurden Opfer. Aber das Ausmaß des Schreckens ist
nicht annähernd zu vergleichen mit dem, was die Welt derzeit von der
Karibik-Insel berichtet bekommt. Tatsächlich traf das Desaster
ausgerechnet den Fleck der westlichen Welt, der am wenigsten darauf
vorbereitet war und in keiner Weise dafür gerüstet ist, mit den
gigantischen Problemen umzugehen, die sich aus dem Beben ergeben.
Haiti ist ein von Diktatur, Misswirtschaft und ökologischer
Zerstörung gezeichnetes Land, das seinen Einwohnern seit Jahrzehnten
keine Mühsal und Pein erspart - das Musterbeispiel eines
gescheiterten Staates. Die Weltgemeinschaft hat darauf zunächst
zögerlich reagiert und ein Truppenkontingent entsandt, das das
völlige Absinken ins Chaos verhindern konnte. Jetzt antwortet die
Staatengemeinschaft, allen voran die USA, mit einer groß angelegten
Hilfsaktion, die allerdings nur noch sehr beschränkt wirken kann. Und
damit steht fast zwangsläufig die Frage im Raum, ob es richtig ist,
wenn die Außenwelt so lange zusieht, bis dann mit tödlicher
Gewissheit der Beweis erbracht ist für das Scheitern von all den
Institutionen, die den Menschen zunächst den bestmöglichen Schutz vor
solchen Naturkatastrophen und dann die notwendige Hilfe garantieren
sollen. Auf der Inselhälfte, auf der es praktisch keine
Regierungsgewalt mehr gibt, wird über Wochen und Monate hinaus jetzt
eine Art von humanitärem Besatzungsregime notwendig sein. Aber was
danach kommt, weiß derzeit keiner. Sollen die Ausländer wieder
abziehen, wenn die schlimmsten Schäden notdürftig geflickt und die
Toten begraben sind? Soll ein Wiederaufbauprogramm jenen korrupten
Eliten Haitis anvertraut werden, die in der Vergangenheit das Land
herunterwirtschafteten? Oder sollen die Aktivitäten der Uno nicht
weltweit um Komponenten erweitert werden, die ein früheres, ein
vorsorgendes Eingreifen ermöglichen?
Im Falle Haitis wäre die beste Form der Schadensbegrenzung ohne
Zweifel eine wesentlich stärkere, wesentlich klarere Form der
internationalen Einmischung gewesen. Dergleichen aber würde an dem
Souveränitätsprinzip rütteln, das aus gutem Grund zu dem Pfeilern der
Weltorganisation gehört. Die Katastrophe war zwar in ihrem Ausmaß
vermeidbar - aber die Welt ist noch nicht reif für eine Ordnung, die
das Schicksal der Schwächsten über Machtinteressen von regierenden
Minderheiten stellt.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de


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