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Kölnische Rundschau: Kommentar: Auftrag verfehlt / RAIMUND NEUSS zu Käßmann und Afghanistan

Geschrieben am 01-01-2010

Köln (ots) - Medienstrategisch hat Margot Käßmann alles richtig
gemacht. Wer den Abzug aus Afghanistan fordert, der rangiert mit
seiner Neujahrspredigt vor allen anderen kirchlichen Botschaften zum
Jahreswechsel. Die EKD-Ratsvorsitzende platziert sich und damit ihre
Kirche in den Nachrichten weit vorn. Sie formuliert einen Wunsch, den
laut Umfragen gut die Hälfte der Deutschen teilt. Eine Bischöfin, die
sich so eng an den so genannten Mainstream schmiegt, die kommt bei
den Leuten an. Und nicht zuletzt wegen solcher Medienwirksamkeit ist
Margot Käßmann an die EKD-Spitze gewählt worden.

Den Hut müsste man da ziehen - wenn Margot Käßmann denn auch als
Bischöfin, als Geistliche alles richtig gemacht hätte. Aber so
praktisch die zugespitzten politischen Thesen einer solchen Predigt
auch für die Nachrichtenagenturen sind, so deutlich hat Käßmann
ihren kirchlichen Auftrag verfehlt.

Sicher gibt es gute Gründe für Margot Käßmanns Ansichten.
Allerdings gibt es auch gute Gründe dagegen. Man kann auch als Christ
und auch nach der Kundus-Affäre sehr wohl der Auffassung sein, dass
der kriegsähnliche Einsatz in Afghanistan das kleinste der denkbaren
Übel ist. Dass die Herrschaft von El Kaida über einen Staat - so sah
Afghanistan 2001 aus - um des Friedens willen nicht hingenommen
werden durfte und darf. Es mag, wie Käßmann formuliert, "nichts gut"
sein in Afghanistan, aber welche kirchliche Autorität hat die
Kompetenz auszuschließen, dass es ohne westliche Truppen nicht noch
schlimmer würde?

In solchen Zweifelsfragen ist die Achtung der Gewissensfreiheit
theologisch geboten, und das bedeutet für eine Frau in Margot
Käßmanns hohem Amt, dass sie sich selbst mit ihren eigenen
politischen Ansichten zurückzunehmen hat. Ratsvorsitzende
und Bischöfin ist sie nämlich auch für jene evangelischen Christen,
die anders denken als sie. Christen, die als Soldaten, als zivile
Helfer oder als Politiker für diesen Einsatz einstehen, haben
Anspruch auf Achtung ihrer Gewissensentscheidung.

Originaltext: Kölnische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/70111
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_70111.rss2

Pressekontakt:
Kölnische Rundschau
Engelbert Greis
print@kr-redaktion.de


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