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Südwest Presse: Kommentar zum Klimagipfel

Geschrieben am 20-12-2009

Ulm (ots) - Zwei ganz wichtige Staaten auf der Erde haben nun
akzeptiert, dass es menschengemachte Klimaveränderungen gibt. Die USA
als mächtigste Nation und China, das bevölkerungsreichste Land,
räumen zudem ein, dass dagegen etwas zu unternehmen ist. Das ist
letztlich das Ergebnis des Kopenhagener Klimatreffens. Mehr nicht.
Bescheidenheit ist ein durchaus guter Charakterzug. Barack Obama
bewahrt sich diese Eigenschaft bisher - als einer der wenigen
Mächtigen. Auch deshalb gewinnt er die Herzen der Menschen. Politisch
darf er sich mit Minimalzielen aber nicht zufriedengeben. Die
Klimakonferenz als Erfolg zu feiern, wirkt eher selbstgerecht. Denn
nach zwölf Verhandlungstagen hat die Weltgemeinschaft weit weniger
erreicht als selbst Pessimisten vorher vermuteten. Die 193 Staaten
wollten wenigstens den politischen Willen fixieren, 2010 einen
internationalen Fahrplan für das Reduzieren der Treibhausgase zu
vereinbaren. Jetzt erkennen die Mächtigsten nur an, was sie schon
1992 in Rio de Janeiro akzeptierten. Seit 18 Jahren tritt der
internationale Klimaschutz also weitgehend auf der Stelle. Dies wird
der enormen Aufgabe nicht einmal andeutungsweise gerecht.
Was ist schiefgelaufen in Kopenhagen? Das Treffen war vor allem von
den wichtigen Akteuren schlecht vorbereitet, die Organisation
chaotisch, die Verhandlungsführung mehr als ungeschickt. Dazu
gesellten sich die üblichen nationalen Egoismen, die selbst die
zahlreich angereisten Staats- und Regierungschefs nicht aufgeben
mochten. Rasch verloren die Chefverhandler, aus Angst ein anderer
könnte Nachgeben als Schwäche interpretieren, aus den Augen, wozu sie
sich eigentlich trafen. So bissen sie sich an Nebenaspekten fest.
Dass sich das Regime in Peking weigert, einer internationalen
Kontrolle der Reduktion von Treibhausgasen zuzustimmen, muss früher
geklärt werden. Dass die Industriestaaten erst in der Schlussphase
mitteilen, mit welchen Finanzhilfen die armen Länder des Südens
rechnen können, um den Klimaveränderungen zu begegnen, darf die Suche
nach einem Kompromiss bei den Treibhausgasemissionen nicht bis
zuletzt belasten. Dass 30 Staatenvertreter in Hinterzimmern einen
Kompromiss aushandeln, den dann 160 Regierungen kurzerhand abnicken
sollen, ist diplomatischer Dilettantismus in Reinkultur. Er kann nur
den geballten Unmut der souveränen Mitgliedstaaten ernten.
Nun gibt es im Kampf gegen den Klimawandel keine Alternative zu
internationalen Abkommen. Zwar können die Menschen lokal viel dazu
beitragen, dass weniger Treibhausgase in die Atmosphäre entweichen.
In demokratischen Ländern gelingt es Bürgern auch, falsche
Entscheidungen ihrer in fossilen Verbrennungsprozessen verharrenden
Politiker zu stoppen. Energie effizient zu nutzen oder
umweltverträglich zu erzeugen, ermöglicht allen Menschen, unnötige
Ausgaben auf Dauer zu reduzieren. Doch regionale Anstrengungen halten
den Temperaturanstieg nicht auf, selbst wenn hunderte Millionen
Menschen dies konsequent betreiben. Dem totalen Wandel von der auf
fossilen Rohstoffen basierenden Industriegesellschaft hin zu einer
ressourcenschonenden Wirtschaftsweise müssen sich alle Erdenbewohner
verschreiben.
Was heißt dies für künftige Klimagipfel? Den Herren in Peking,
Washington oder Moskau muss der Lebensraum der Südseeinsulaner oder
der Regenwald etwas wert sein. Staatschefs mit Anspruch auf
Weltgeltung sind daran zu messen, ob sie Verantwortung für den
Planeten übernehmen. Sie treffen sich häufiger denn je. Ihr
vornehmstes Thema muss doch lauten: Wie stellen wir sicher, dass die
Menschheit als Ganzes überlebt? Nur dies sichert auch ihnen auf Dauer
den Erhalt ihrer Macht.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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