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Neue Westfälische: KOMMENTAR Afghanistan Ohne Fingerspitzengefühl ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Geschrieben am 08-09-2009

Bielefeld (ots) - Der Vorfall in Kunduz ist noch nicht restlos
aufgeklärt. Doch das von einem deutschen Offizier angeforderte
Bombardement kostete wohl nicht nur Taliban das Leben. Auch
Zivilisten wurden getötet und verletzt. Man sollte sich zwar hüten
ohne Faktenwissen die Anforderung der US-amerikanischen Flugzeuge
vorschnell zu verurteilen. Hätten die Taliban die beiden entführten
Tanklaster tatsächlich benutzt, um auf den deutschen Stützpunkt in
Kunduz einen Selbstmordanschlag zu verüben, wäre das Wehklagen groß
gewesen.
Der Vorfall untermauert aber eine Binsenwahrheit. Der Einsatz am
Hindukusch führt zu moralischen Grauzonen, denen jede Eindeutigkeit
fehlt und die auch schuldig machen. Umso wichtiger ist es, dass ein
Verteidigungsminister diese Dimensionen berücksichtigt. Franz Josef
Jung hat das nicht geschafft. Er hat so getan, als handele es sich
bei dem Bombardement um eine Routine-Angelegenheit. Er hat
gebetsmühlenartig wiederholt, dass es keine zivilen Opfer gegeben
habe. Worte des Bedauerns und des Mitgefühls sind ihm nicht über die
Lippen gekommen. Kein Wunder, dass Angela Merkel das Thema
Afghanistan nun besetzt und die Versäumnisse eigenhändig ausbügelt.
Es ist nun nicht so, dass Jung in seinem Amt laufend grobe Fehler
gemacht hätte. Als Verteidigungsminister hat er etwa dafür gesorgt,
dass der Wehrsold erhöht wurde. Aber ihm fehlt das politische
Fingerspitzengefühl in brenzligen Situationen das richtige zu tun und
zu sagen. Gerade der in der Bevölkerung umstrittene
Afghanistan-Einsatz verlangt in der Vermittlung emotionale
Intelligenz. Floskelhafte Routine reicht da nicht. Dass Merkel nun
kein dickes Personalproblem in den eigenen CDU-Reihen hat, liegt
allein daran, dass in drei Wochen gewählt wird. Und dass Jung noch
einmal zum Verteidigungsminister ernannt wird, erwartet nun wirklich
niemand.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de


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