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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zum Nahost-Konflikt

Geschrieben am 17-07-2006

Leipzig (ots) - Verhärtete Fronten
Von Anita Kecke
Die Wirtschaft reagiert sofort auf den heftigen Brand im Nahen Osten.
Der Ölpreis jagt nach oben. Die Finanzmärkte flattern nervös -
sichere Zeichen für eine ernsthafte Krise. Die internationale
Diplomatie von G8 bis EU, über deren Tischen die Rauchschwaden aus
Beirut und Haifa zum Handeln mahnen, ließ sich indes Zeit. Gebracht
haben die schließlich verfassten Papiere bisher rein gar nichts.
Dabei wächst mit jedem Bombeneinschlag die Gefahr eines
Flächenbrandes. Syrien und Iran haben gestern öffentlich der
libanesischen Hisbollah und der palästinensischen Hamas volle
Unterstützung zugesichert. Das kann alles heißen. Nicht öffentlich
fließen längst Geld- und Waffenströme zu den Gotteskriegern. So
stammen die Raketen, die aus dem Südlibanon mit bisher nicht
gekannter Reichweite auf Israel treffen, aus iranischer Produktion.
Teherans Präsident Ahmadinedschad hat aus seinem Hass gegenüber
Israel nie ein Hehl gemacht. Syrien strebt nach mehr Einfluss im
Libanon, aus dem es vor gut einem Jahr abziehen musste. Beide
unterstützen die radikal-islamischen Gruppen im Krieg gegen den
jüdischen Erzfeind und gießen Öl ins Feuer.
Die Fronten sind verhärtet. Denn Israel wird nicht daran denken, die
Angriffe auf Raketenstellungen der Hisbollah und wichtige
Infrastruktureinrichtungen zu beenden. Mit jedem toten Zivilisten und
mit jedem fliehenden Ausländer mehren sich allerdings die Fragen, was
an der Militäroperation "angemessener Preis" noch angemessen ist. Der
Libanon, dessen Regierung dazu gebracht werden muss, die Hisbollah zu
entwaffnen, versinkt wieder in Unruhe und Instabilität.
In Jerusalem gewinnen derweil die Hardliner Oberwasser, die den Abzug
der Armee aus dem Südlibanon und der Siedler aus dem Gazastreifen für
Fehler gehalten haben. Der ins Auge gefasste Rückzug aus dem
Westjordanland dürfte vorerst ohnehin ins Science-Fiction-Reich
verbannt werden.
Die einzige Hoffnung für die betroffenen Menschen sind internationale
Vermittlungsbemühungen. Doch so wie diese im Atomkonflikt mit dem
Iran auf der Stelle treten, ergeht es ihnen im Moment auch im Nahen
Osten. Israel lehnt die von den G-8-Gipfelstürmern und
UN-Generalsekretär Annan erdachte Friedenstruppe für den Südlibanon
ab. Verständlicherweise will es zuvor Sicherheiten, dass die
Hisbollah keine Raketen mehr abfeuern kann.
Jetzt rächt sich auch, dass vor allem die US-Regierung unter Bush den
Nahen Osten lange vernachlässigt hat. Die Fokussierung auf
Afghanistan und den Irak und das Abschieben von Iran und Syrien auf
die Achse des Bösen haben die ohnehin dünnen diplomatischen Fäden
zerrissen. Dieses Netz ist jetzt nur mühsam wieder zu knüpfen. Bis
von einem Friedensprozess in Nahost erneut die Rede sein kann, wird
viel Zeit vergehen. Wenn er nach dem Blutvergießen überhaupt wieder
zustande kommt.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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