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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum US-Abzug aus dem Irak

Geschrieben am 13-07-2009

Bielefeld (ots) - Die US-Truppen sind abgezogen, die ausländischen
Ölkonzerne zurückgekehrt. Sie bekommen Fördergenehmigungen für
Ölfelder im Irak, dessen Reserven mit 115 Milliarden Barrel die
viertgrößten der Welt sein sollen. Damit sind die Konzerne die ersten
Gewinner des Rückzugs der amerikanischen Soldaten aus den Städten und
Dörfern im leidgeprüften Land.
Für den Irak ist der Abzug einerseits ein Grund zur Freude. Das Land
gewinnt ein Stück Souveränität, die Menschen fühlen sich befreit von
den »Besatzern«, wie viele die fremden Soldaten empfanden.
Andererseits droht ein Machtvakuum. Das Nachbarland Iran würde nur zu
gern hineinstoßen. Dass Teheran die Aufständischen im Irak
unterstützt, ist ein offenes Geheimnis. Die Bevölkerung, die sich so
sehr nach Ruhe und Sicherheit sehnt, befürchtet eine neue Welle von
Terrorakten etwa der El-Kaida. Einen Vorgeschmack lieferten in den
vergangenen Tagen Anschläge mit zusammen mehr als 100 Toten.
Womöglich erstarken auch die früheren Anhänger des gestürzten
Diktators Saddam Hussein. Wie Sprengstoff sind auch die religiösen
Auseinandersetzungen zwischen Schiiten und Sunniten, die das Land
spalten. Der Rückzug der Amerikaner ist hochriskant, zum Glück gibt
es eine Rückversicherung. Denn vollständig weg sind die US-Soldaten
erst Ende 2011. 134 000 GIs verharren in Militärstützpunkten
außerhalb der Städte - als Abschreckung für Rebellen und als
Eingreiftruppe für den Fall, dass die irakische Armee den
Herausforderungen nicht gewachsen sein sollte. Mit 650 000 Soldaten
und Offizieren könnten die Einheimischen für Sicherheit sorgen,
erklärte US-General David Petraeus. Militärexperten bezweifeln das.
Wenn es kritisch wird, werden die US-Soldaten ihre Kasernen verlassen
und wieder kämpfen. Der Irak ist Washingtons schwärende Wunde. Würde
das Land abermals im Bürgerkriegschaos versinken, wären alle
Anstrengungen und der Tod tausender Soldaten sinnlos gewesen. Amerika
hat ein Interesse daran, dass sich ein demokratischer Irak behauptet.
Alles andere wäre sowohl eine Niederlage von Regierungschef Nuri
al-Maliki als auch von US-Präsident Barack Obama. Der Weltpolizist
USA hätte versagt. Obama aber will den Irak zu einem erfolgreichen
Vorbild für Afghanistan machen.
Es ist leicht, einen Krieg zu beginnen, aber ungleich schwerer, aus
ihm wieder heraus zu kommen. Trotz des Sturzes von Saddam Hussein
bekamen die Amerikaner und Briten das Land nie ganz unter Kontrolle.
Die asymmetrische Kriegführung mit Anschlägen aus dem Hinterhalt und
Straßenkämpfen ist nicht zu vergleichen mit den Feldschlachten der
Vergangenheit. Der Rückzug der US-Truppen ist auch das Ergebnis
zweier Erkenntnisse. Erstens: Die Akzeptanz des Krieges in der
amerikanischen Öffentlichkeit sinkt stetig. Zweitens: Konflikte im
21. Jahrhundert sind mit Gewalt kaum zu lösen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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