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WAZ: Zum Mord an Marwa S. - Kopftuch als Feindbild - Leitartikel von Gudrun Büscher

Geschrieben am 13-07-2009

Essen (ots) - Ausgerechnet Ahmadinedschad. Mit harschen Worten
spielt sich der umstrittene iranische Präsident und
Holocaust-Leugner, der nach seinem zweifelhaften Wahlsieg mächtig
unter Druck steht, zum Anwalt der in Dresden ermordeten Ägypterin
Marwa S. auf. Das ist nur eins: lächerlich.

Und doch sollte der Tod der jungen Mutter Anlass sein,
innezuhalten. Warum nur hat dieser bestialische Mord in Deutschland
so wenig Anteilnahme erfahren? Warum nahmen wir das Unfassbare so
ungerührt zur Kenntnis?

Es ist nötig, den Fall noch einmal zu schildern: Marwa (31) starb
im Gerichtssaal in Dresden. Sie wurde vom Angeklagten mit 18
Messerstichen ermordet. Die schwangere Frau aus Ägypten, Mutter eines
dreijährigen Jungen und studierte Apothekerin, hatte den
Russlanddeutschen angezeigt, weil er sie auf einem Spielplatz als
"Islamistenschlampe" und "Terroristin" beschimpft hatte. Vermutlich,
weil Marwa ein Kopftuch trug. Alex W. (28) hatte vor Gericht seine
Ausländerfeindlichkeit und seinen Hass auf Muslime nicht versteckt.
Er hatte den Mord offenbar geplant und das Messer mit in den
Gerichtssaal gebracht.

In Ägypten, wo Marwa beerdigt wurde, war der Tod der jungen Frau
in Deutschland Thema in Talkshows und Leitartikeln. Sie gilt als
"Kopftuch-Märtyrerin" und als Beweis für Islamfeindlichkeit in
Deutschland. Nicht wenige Muslime fragen sich, ob die Reaktionen der
Menschen und Medien auch so verhalten verlaufen wären, wenn Marwa
kein Kopftuch getragen hätte. Oder was passiert wäre, wenn eine Jüdin
von einem Mann ermordet worden wäre, der mit Rechtsradikalen
sympathisiert.

Berechtigte Fragen. Die Muslime sind nach den Anschlägen vom 11.
September 2001 unter Generalverdacht geraten. Und das Kopftuch hat
sich in einer überhitzten Debatte zu einem Symbol entwickelt, das
Vorurteile schürt und Feindbilder prägt.

Deutschland ist kein ausländerfeindliches Land. Aber die
Engstirnigkeit, die Pauschalierung und die Furcht vor
Differenzierungen waren ein idealer Nährboden auch für Menschen wie
Alex W.. "Ich finde es nicht in Ordnung", so rechtfertigte er seine
Beleidigungen gegen die junge Kopftuchträgerin, "dass diese Monster
nach dem 11. September nicht rausgeschmissen wurden."

Ja, Alex W. ist ein Einzeltäter. Mit seiner Meinung aber steht er
auch im Jahr 2009 leider nicht alleine da.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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