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Lausitzer Rundschau: Militarisierung oder Normalität - vom Umgang mit der Bundeswehr Orden und Lügen

Geschrieben am 06-07-2009

Cottbus (ots) - Es ist Quatsch, der Bundesregierung wegen der
Tapferkeitsmedaillen, die die Form des Eisernen Kreuzes haben, zu
unterstellen, sie stapfe gedankenlos in die Fußstapfen Hitlers. Der
hat viel missbraucht und mit seinem Hakenkreuz versehen, auch dieses
von Karl Friedrich Schinkel während der preußischen Befreiungskriege
gegen Napoleon entworfene militärische Zeichen. Das Preußen-Symbol
prägt sämtliche Schiffe und Flugzeuge der Bundeswehr. Warum sollte es
dann nicht an der Brust von Soldaten hängen, die ihren Kameraden
unter Einsatz ihres Lebens geholfen haben?
Die schleichende Militarisierung findet nicht mit Ordensverleihungen
statt, sondern ganz praktisch in Afghanistan. Und sie ist begleitet
von Lügen, vor allem Selbstlügen. In der Bundesregierung wie im
Bundestag ist die Einsicht stark, dass Deutschland Teil der
internationalen Gemeinschaft und der westlichen Wertegemeinschaft
ist, und dass man sich engagieren muss in der Welt. Zur Not auch mit
militärischen Mitteln. Aber im Volk steht die Heimatfront nicht, wie
die Umfragen zeigen. Die Deutschen wollen eine Bundeswehr, die bei
Flutkatas8trophen hilft oder in Entwicklungsländern Brücken baut. Sie
wollen nicht, das geschossen und gestorben wird. Sie sind in den
asymetrischen Kriegen des 21..Jahrhundert, wie er typischerweise
gerade in Afghanistan geführt wird, das schwächste Glied in der
Kette. Das hat historische Gründe. Künftig wird noch ein weiterer
hinzukommen, auf den Militärforscher seit Langem hinweisen: der
Geburtenmangel. Uns ist das Leben der wenigen jungen Männer, die wir
haben, wesentlich wertvoller, als den Herren der Privatarmeen
zerfallender Staaten, die unsere Sicherheit bedrohen und Menschen
bedenkenlos opfern. Und diese Tendenz wird zunehmen. Irgendwann
stellt sich die Frage, ob eine überalterte Gesellschaft willens ist,
sich zu verteidigen - und wie. Zuerst durch gesellschaftliche
Akzeptanz. Deutsche Soldaten sind seit zehn Jahren im
Auslandseinsatz. Eine breite Debatte darüber aber ist nie geführt,
eine Zustimmung nie eingeholt worden. Es geht um unsere Rolle in der
Welt. Schauen wir nur zu? Überlassen wir anderen die Drecksarbeit?
Haben wir Alternativen zum militärischen Einsatz? Hilft mehr
Prävention, mehr Entwicklungsgeld? Über all diese Fragen muss man
streiten, gerade im Wahlkampf. Um all das muss die Politik endlich
offen argumentieren.
Angela Merkel und Verteidigungsminister Franz Josef Jung versuchen
die Lücke zwischen ihnen und dem Volk mit Symbolik zu stopfen, vom
Ehrenmal für gefalle Soldaten über öffentliche Gelöbnisse vor dem
Reichstagsgebäude bis eben zur gestrigen Verleihung der
Tapferkeitsmedaillen. Diese Gesten sind löblich, denn sie erweisen
der demokratischen Bundeswehr und ihren Soldaten Respekt. So
unvermittelt aber wie sie daherkommen, wirken sie wie
Durchhalteappelle. Das reicht nicht.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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