(Registrieren)

Berliner Morgenpost: Gute Wahl ohne Nebenwirkungen - Kommentar

Geschrieben am 23-05-2009

Berlin (ots) - So. Das war ja dann doch deutlich unspektakulärer
als erwartet, und wir wissen gar nicht, ob das vielleicht an der
Fußballbegeisterung potenziell unsicherer Kantonisten im bürgerlichen
Lager gelegen hat, die am Ende doch keine Lust hatten auf endlose
Wählerei und lieber in Ruhe das Bundesliga-Finale gucken wollten als
Löcher in die Luft der Reichstagsgänge. Oder ob im Vorfeld der
Präsidentenwahl einfach zu viel spekuliert worden ist von uns
Medienleuten. 613 Stimmen für Horst Köhler, eine sehr disziplinierte
Mehrheit für den alten und neuen Bundespräsidenten, gleich im ersten
Wahlgang. Kein Hätte, kein Wenn, kein Aber. Statt dessen ein
Ergebnis, das - kein schlechtes Zeichen für eine repräsentative
Demokratie - den Willen der großen Mehrheit der Bundesbürger
spiegelt.
Die wollte ja, dass Horst Köhler Hausherr bleibt im Schloss Bellevue.
Dass nicht Gesine Schwan Deutschland repräsentiert in den kommenden
fünf Jahren. Eine Kandidatin, von der man bis zuletzt nicht so recht
wusste, was man bekommen würde, wenn man sie unterstützt. Eine
Quasselstrippe? Einen Linksrutsch? Klaus Wowereit hatte gestern im
Reichstag jedenfalls schon mal recht demonstrativ Platz genommen
neben den Herren Gysi und Lafontaine. Rot-Rot-Grün am Ende?
Der Deutsche mag ein wenig risikofreudiger geworden sein in den
vergangenen 60 Jahren, aber im Prinzip bleibt er dann doch ganz gerne
bei Persil: Da weiß man, was man hat.
In diesem Fall einen Bundespräsidenten, für den man sich zunächst mal
von Herzen freuen kann, dass sein durchaus intensiver Wunsch nach
einer zweiten Amtszeit in Erfüllung gegangen ist. Dass er weiterhin
im Schloss Bellevue Staatsgäste empfangen, Gesetze unterschreiben,
sich für Afrika engagieren und gelegentlich den Menschen, vor allem
aber der zwei Kilometer entfernt siedelnden politischen Masse die
Leviten lesen kann.
Das wird vermutlich sogar etwas häufiger passieren bis zur nächsten
Bundesversammlung im Jahr 2014. Köhler, ein überaus freundlicher,
ehrlicher Mann, der sich der bei Politikern üblichen professionellen
Deformation eindrucksvoll widersetzt hat, kann ja gelegentlich auch
sehr ungehalten werden, fast wütend. Er kann dann nur mit großer Mühe
und sehr viel Pflichtgefühl verbergen, wie sehr ihn die politische
Taktiererei und Tatenlosigkeit zuweilen nervt. Insofern darf man auch
gespannt sein auf seine zweite Amtszeit: Vielleicht wird er in den
kommenden fünf Jahren ja noch etwas deutlicher, präziser,
unverstellter in seinen Mahnungen.
Noch etwas ist wohltuend am glatten Verlauf der gestrigen
Bundesversammlung. Er taugt so gar nicht zu irgendeiner Art von
Spekulation darüber, was er für den weiteren Verlauf des
Bundestagswahljahres 2009, für mögliche oder unmögliche
Regierungskonstellationen bedeutet. Es war eine
Bundespräsidentenwahl, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Und sie
hatte ein gutes Ergebnis.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

204773

weitere Artikel:
  • Freie Ärzteschaft begrüßt die Wiederwahl von Horst Köhler Erkrath (ots) - Die "Wiederwahl eines kompetenten und durch hohe Sozialverantwortung geprägten Mannes" hat Martin Grauduszus, Präsident der 'Freien Ärzteschaft' mit großer Genugtuung begrüßt. Bundespräsident Köhler sei eine Persönlichkeit, die durch "klare und prägnante Zustandsbeschreibungen ebenso wie mit seinen richtungweisenden Appellen eine berechtigt hohe Akzeptanz in der Bevölkerung gewonnen habe. "Insofern ist der Bundespräsident in seiner zweiten Amtszeit dringend aufgefordert, sich nachdrücklich und wegweisend zur Fortentwicklung mehr...

  • Freie Entfaltung der Persönlichkeit vor dem Bundesverfassungsgericht / Zum 60. Geburtstag wurden die Kinderrechte ins Grundgesetz getragen! Karlsruhe (ots) - 250 junge Menschen aus der ganzen Bundesrepublik haben am Sonntag zusammen mit Ronny Mai, dem Unicef-Juniorbotschafter, die Kinderrechte ins Grundgesetz getragen. Vor dem Bundesverfassungsgericht haben die Falken symbolisch die Persönlichkeit frei entfaltet und der Forderung nach Aufnahme der Kinderrechte ins Grundgesetz Nachdruck verliehen. 60 Jahre Grundgesetz, 20 Jahre UN-Kinderrechtskonvention: es wird Zeit, die Kinderrechte ins Grundgesetz aufzunehmen. 50 Tage nach Nichtabgabe des Staatenberichtes, wurden endlich mehr...

  • WAZ: Struck erwartet Klartext von Köhler Essen (ots) - Nach der Wiederwahl des Bundespräsidenten erwartet die SPD, dass sich Horst Köhler stärker von Union und FDP emanzipiert. SPD-Fraktionschef Peter Struck glaubt, "dass der Bundespräsident jetzt freier in der Wortwahl sein kann." Er müsse nicht länger um eine Wiederwahl bangen und sich einem Lager "verpflichtet fühlen", sagte Struck der WAZ-Gruppe (Montagausgabe). Köhler habe in seiner ersten Amtszeit viel Rücksicht genommen auf Union und SPD. "Jetzt kann er Klartext reden", forderte Struck. Die Präsidentenwahl sei von Union mehr...

  • Klaus Ernst: Soziale Ungleichheit ist Bilanz von 10 Jahren SPD-Regierungsarbeit Berlin (ots) - Der stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE, Klaus Ernst, richtet anlässlich der von der aktuellen Studie des Forschungsinstituts Berlinpolis bestätigten sozialen Ungleichheit in Deutschland scharfe Angriffe an die Adresse der SPD. Die wachsende soziale Ungleichheit gehe auf das Konto des Trios Schröder-Steinmeier-Müntefering. 10 Jahre SPD in der Regierungsverantwortung hätten die sozialen Unterschiede in Deutschland verschärft. Ernst erklärt: "Diese Studie zieht eine verheerende Bilanz von 10 Jahren Regierungsarbeit mehr...

  • Petra Pau: SPD und Datenschutz - "penetrante Ignoranz" Berlin (ots) - Bundesarbeitsminister Scholz will für mehr Arbeitnehmerdatenschutz in den Wahlkampf ziehen. Dazu erklärt Petra Pau, Mitglied im Vorstand der Fraktion DIE LINKE und im Innenausschuss: "Ein explizierter und wirksamer Arbeitnehmerdatenschutz ist überfällig. Das zeigen die zunehmenden Datenskandale in immer mehr Unternehmen. Leider gibt es zwei Parteien, die einem entsprechenden Gesetz bislang im Wege stehen: Die Union und die SPD. Für beide gilt: große Worte, keine Taten. Die Fraktion DIE LINKE hat im Dezember mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht