(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Gendiagnostikgesetz = von Peter Kurz

Geschrieben am 24-04-2009

Düsseldorf (ots) - Die Gentechnik erlaubt einen Blick in die
Zukunft. Die Analyse schafft zwar keine Gewissheit, ob und wann eine
vielleicht schwere Krankheit ausbrechen wird. Aber zuverlässiger als
der Blick in eine Glaskugel ist sie allemal. Ob der Einzelne in diese
Zukunft blicken will oder sich lieber nicht mit dieser Hypothek des
Wissens belasten möchte, muss die individuelle Entscheidung bleiben.
Vor allem dürfen Vertragspartner, die am längeren Hebel sitzen, sich
nicht dieses Wissens bemächtigen. Eben das hat das
Gendiagnostik-Gesetz festgeschrieben. Und damit einer längst
möglichen unheilvollen Entwicklung einen Riegel vorgeschoben. Ohne
ein solches Verbot könnte ein Lebensversicherer sagen, dass
derjenige, der einen Gentest vorlegt, auf eine günstigere Prämie
hoffen darf. Ein Arbeitgeber könnte Bewerber ohne vorgelegten Gentest
aus der engeren Auswahl ausschließen.
Dass beide - Versicherer und Arbeitgeber - ein Interesse an einem
gesunden Prämienzahler beziehungsweise Arbeitnehmer haben, ist
verständlich. Ohne Gendiagnostik mussten sie schon bisher das Risiko
des Krankheitsausbruchs tragen. Sie waren durch dieses Nichtwissen
zur Solidarität verdammt. Nun könnten sie aufgrund der
fortgeschrittenen Technik aus dieser Solidarität ausbrechen. Aus der
Solidarität mit dem Einzelnen, der durch die in seinen Genen
schlummernde Gefahr ohnehin schon genug gestraft ist. Daher ist es
gut, dass der Gesetzgeber hier Grenzen setzt.
Aber warum darf ein Lebensversicherer, wenn es um eine
Versicherungsssumme von über 300 000 Euro geht, doch einen bereits
vorliegenden Gentest verlangen? Warum darf auch ein Arbeitgeber dies
im Ausnahmefall? Im Fall der Versicherung wird Betrügereien
vorgebeugt: Wer aufgrund eines Gentests glaubt, nicht mehr lange zu
leben, könnte mit diesem Wissen die Versicherung benachteiligen. Und
im Arbeitsrecht geht es um Ausnahmen, die auch im Interesse des
Arbeitnehmers liegen. Etwa, wenn er mit Stoffen in Berührung käme,
die bei genetisch bedingter Überempfindlichkeit zu Gesundheitsschäden
führt. Solche Ausnahmen sind nicht diskriminierend, sondern eine
sinnvolle Ergänzung des längst überfälligen Gebots, dass die Gendaten
Privatsache sind.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

199199

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Kampfdörfer in der Senne: Bielefeld (ots) - Eigentlich müsste das Thema Lärm in Sachen Senne-Kampfdörfer vom Tisch sein. Es wird definitiv nicht lauter am Truppenübungsplatz. Wenn sich überhaupt etwas ändert, dann wird häufiger mit kleinerem Kaliber geschossen Gewehr statt Haubitze ist leiser: Das wissen sogar solche Leute, die ihr ganzes Wissen aus Fernsehkrimis beziehen. Niemand der vielen selbsternannten Experten hat bislang darauf hingewiesen, dass die Schießzeiten im Prinzip so bleiben wie in den vergangenen 16 Jahren. Auch Pro Grün bemerkt nicht, dass der mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zum Gendiagnostik-Gesetz Rostock (ots) - Das Gendiagnostik-Gesetz ist, von einigen Einschränkungen abgesehen, ein Sieg für die Würde des Menschen, weil es Analysen des Erbgutes von Menschen dem strikten Grundsatz der Freiwilligkeit unterwirft. Niemand darf gegen seinen Willen zu Gentests gezwungen werden. Damit haben sich die Koalitionsabgeordneten grundsätzlich auf der Höhe der Verfassung bewegt. Die Ausnahmen regelt das Gesetz auch. Originaltext: Ostsee-Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65393 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65393.rss2 mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Elterngeld: Bielefeld (ots) - Mehr Vätermonate will die SPD, eine Verlängerung des Elterngeldes die CSU, und jetzt macht sich die CDU-Familienministerin Ursula von der Leyen für ein Teilzeit-Elterngeld stark: Die Familienpolitik, von Gerhard Schröder noch als »Gedöns« abgetan, ist von der politischen Agenda nicht mehr wegzudenken. Da will auch die FDP nicht zurückstehen und lamentiert, die CDU habe ihr das Erstgeburtsrecht für das Teilzeit-Elterngeld gestohlen. Der Wahlkampf am Wickeltisch ist voll entbrannt. Deshalb sollten Eltern oder Paare, die mehr...

  • Ostsee-Zeitung: OSTSEE-ZEITUNG Rostock zum Elterngeld Rostock (ots) - Dass Väter und Mütter künftig weniger Geld verlieren sollen, wenn sie die bezahlte Babypause verlängern und nebenher in Teilzeit jobben, ist sicherlich ein nettes finanzielles Bonbon. Endlich den bisher vergeblich erhofften Babyboom in Deutschland auslösen wird dieses Mini-Reförmchen aber nicht. Das hat die Einführung des Elterngelds schon nicht geschafft, und die ist eine Reform von ganz anderem Kaliber. Fazit: Wer unser Land kinderfreundlicher machen will, muss anders ansetzen. Vor allem brauchen junge Leute halbwegs mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema "Parteien auf Partnersuche": Bielefeld (ots) - An diesem Samstag kommt der Bundestagswahlkampf nach Ostwestfalen - und zwar mit voller Wucht! Der FDP-Bundesvorsitzende Guido Westerwelle gibt sich beim Landesparteitag der Liberalen in der Bielefelder Stadthalle die Ehre. Die SPD lädt zum Schaulaufen nach Halle. Für den Landesparteitag haben sich in Parteichef Franz Müntefering, Finanzminister Peer Steinbrück und Kanzlerkandidat Frank-Walter-Steinmeier gar die großen Drei der deutschen Sozialdemokratie 2009 angesagt. Die Union legt Montag nach. Auf Einladung der CDU mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht