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Berliner Morgenpost: Als Respektsperson hat der Polizist ausgedient - Kommentar

Geschrieben am 30-03-2009

Berlin (ots) - Mit Statistiken ist das bekanntlich so ein Sache:
Jeder kann sie nach Interessenlage zitieren und interpretieren. Das
trifft auch auf die gestern präsentierte Berliner Kriminalstatistik
zu. Selbstverständlich preisen Innensenator Ehrhart Körting (SPD) und
sein Polizeipräsident Dieter Glietsch die vermeintlich verbesserte
Sicherheitslage in der Hauptstadt, weil die Gesamtzahl der
registrierten Straftaten mit knapp einer halben Million in 2008 die
niedrigste seit der Wiedervereinigung gewesen sei. Zudem sei die
Aufklärungsquote, wenn auch leicht gesunken, mit fast 50 Prozent im
Vergleich zu anderen Millionenstädten eine recht hohe. Ob sich
allerdings aus dem Zahlenwerk wirklich herauslesen lässt, dass Berlin
im vergangenen Jahr sicherer geworden ist, wie der Senator behauptet,
muss leider bezweifelt werden.
Ist eine Stadt tatsächlich sicherer geworden, in der sich nicht
einmal die Polizisten sicher fühlen können? 3371 gemeldete Übergriffe
auf Ordnungskräfte im beige-grünen Anzug hat es im vergangenen Jahr
gegeben. Dabei wurden 942 Beamte verletzt - so viel wie in keiner
anderen deutschen Stadt. Man muss nicht die radikale Ansicht des
Vorsitzenden der Polizeigewerkschaft teilen, der vom täglichen
Niedergang von Recht und Gesetz in dieser Stadt spricht. Aber wahr
ist, dass die Kriminalität in öffentlichen Verkehrsmitteln und
Bahnhöfen, die täglich von weit mehr als einer Million Berlinern
genutzt werden, in Form von Sachbeschädigung, Taschendiebstahl und
Körperverletzung angestiegen ist. Mögen die Fallzahlen bei
Gewaltdelikten gesunken sein, ist dennoch die Brutalität vor allem
jugendlicher Täter nachweislich gewachsen.
Ist eine Stadt tatsächlich sicherer geworden, wenn man in bestimmten
Stadtteilen sein Auto des Nachts nicht mehr ohne Sorge vor
Brandanschlägen parken kann? Oder wenn jeder friedfertige Demonstrant
- wie jüngst wieder am Wochenende - damit rechnen muss, in eine zum
Ritual verkommene Schlacht zwischen autonomer Szene und Polizei
verwickelt zu werden?
Mit den absoluten Zahlen mögen sich der Innensenator und sein
Polizeipräsident in öffentlicher Rechtfertigung zufriedengeben.
Schaut man genauer in die Statistik, gibt es mehr Anlass zur Sorge
als zur Beruhigung. Der Respekt vor Polisten und auch vor Busfahrern
ist allgemein gesunken, insbesondere bei Jugendlichen mit
Migrationshintergrund - auch wenn das zu sagen in Körtings rot-rotem
Senat nicht der Political Correctness entspricht. Da liegt eine
Zeitbombe, geladen aus falschem Männlichkeitswahn, schlechter
Ausbildung, misslungener Integration und Frust, die längst zu ticken
begonnen hat.
Eine Millionenstadt muss mit Kriminalität leben. Schnelle Aufklärung
ist ein Erfolgsrezept dagegen, in Berlin auch tatsächlich recht
erfolgreich angewandt. Das andere ist die schnelle Ahndung der
Straftat, insbesondere wenn es sich um jüngere Täter handelt. Da hat
Berlin noch Nachholpotenzial, um die Stadt real - aber auch dem
Gefühl nach - sicherer zu machen.

Originaltext: Berliner Morgenpost
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
Berliner Morgenpost
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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