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Neue Westfälische: Mehdorns Rücktritt Trotz allem kein Triumphgeheul ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN

Geschrieben am 30-03-2009

Bielefeld (ots) - Für Hartmut Mehdorn war die Forderung nach
Rücktritt kürzlich noch Majestätsbeleidigung. Von dem Sockel der
Selbstüberschätzung ist er mittlerweile abgestürzt. Nachdem die
Gewerkschaften auf seinen Abgang gepocht hatten, war Mehdorn nicht
mehr zu halten. Der Herrscher der Bahn, der Napoleon als Vorbild
nennt, hätte eine Chance gehabt, wenn er in dem Datenskandal Reue
gezeigt und tatsächlich als Aufklärer mitgewirkt hätte. Doch dem
Bahnchef blieb bis zum Schluss Selbstkritik ein Fremdwort. Mit seinem
ruppigen Führungsstil nach Gutsherrenart hat sich Mehdorn viele
Sympathien verscherzt. Seinen Sturz hat er sich selbst eingebrockt.
Denn auch wenn formaljuristisch noch nichts bewiesen ist: Höchstens
Klein Fritzchen mag glauben, dass ein Kontroll-Fan wie Mehdorn von
der massenhaften Jagd nach kritischen E-Mails in seinem Unternehmen
nichts gewusst haben soll.
Ein lautes Triumphgeheul ist trotzdem nicht zu vernehmen. Denn der
Bahnchef hat zweifellos große Verdienste. Er hat aus der
schwerfälligen Behördenbahn, die einst Steuermillionen ohne Ende
schluckte, ein modernes Wirtschaftsunternehmen geformt, das seit 2004
sogar schwarze Zahlen schreibt.
Doch der Nimbus des genialen Machers litt schon lange. Beim Streik
der Lokführer schaltete Napoleon Mehdorn derart unbeirrbar auf stur,
dass die Kunden gar keine Rolle mehr spielten. Geradezu fanatisch
verfolgte er sein Ziel, die Bahn an die Börse zu bringen. Da entstand
der Verdacht, dass ihm Zahlen wichtiger waren als Qualität. Viel zu
lange ignorierte die Bahn etwa die gefährlichen Risse in den
ICE-Achsen.
Die Bahn braucht einen Chef, der nicht nur Willen und Härte zeigt,
sondern auch Kooperationsbereitschaft und soziale Kompetenz. Dann
klappt es in ein paar Jahren vielleicht auch mit der
Teilprivatisierung und dem Gang an die Börse.

Originaltext: Neue Westfälische
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65487
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_65487.rss2

Pressekontakt:
Neue Westfälische
Jörg Rinne
Telefon: 0521 555 276
joerg.rinne@neue-westfaelische.de


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