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WAZ: Das US-Konjunkturpaket - Rettung auf Pump. Leitartikel von Markus Günther

Geschrieben am 26-01-2009

Essen (ots) - Was ist das richtige Rezept gegen die immer
dramatischere Finanz- und Wirtschaftskrise? Einfache Antworten darauf
gibt es nicht. Aber die Art, wie die Debatte in den USA geführt wird,
stimmt eher misstrauisch als zuversichtlich, und der
Regierungswechsel hat daran nichts geändert. Zu den Ursachen der
Krise zählt ohne Zweifel, dass in den USA viel mehr konsumiert wurde
als man sich leisten konnte. Und jetzt? Amerikas Konsumenten werden
Tag für Tag dazu aufgefordert, endlich wieder mehr Geld auszugeben.
Eine Ursache war auch sicher, dass die Banken viel zu großzügig
Kredite vergeben haben. Doch jetzt vergeht kein Tag, an dem die
Banken nicht dafür gescholten werden, dass sie viel zu wenig Geld
verleihen.

Die Liste der Widersprüche ist lang. Bush, heißt es, habe den
Etat ruiniert und enorme Schulden hinterlassen; Obama will nun noch
viel mehr Schulden machen. Die niedrigen Zinsen haben zum
Konsumrausch verführt, meint man; seither sind die Zinsen noch viel
drastischer gesenkt worden. Die amerikanische Wirtschaft, so geht die
Analyse weiter, leidet unter ihren Überkapazitäten, etwa in der
Automobilindustrie; mit staatlicher Hilfe werden diese
Überkapazitäten nun künstlich aufrecht erhalten. Wie passt das alles
zusammen? Das wichtigste Argument gegen diese, vielleicht etwas
einseitige, Sichtweise lautet: Jetzt, inmitten der Krise, gelten
andere Maßstäbe. Es geht ganz einfach um Rettung in höchster Not.

Das Argument ist überzeugend - wenn die Rechnung aufgeht. Das
heißt: Sicher, wenn es mit den gigantischen Interventionen gelingt,
Wirtschaft und Märkte zu stabilisieren, Arbeitsplätze zu erhalten,
Unternehmen vor dem Untergang zu retten und die Krise zu überwinden,
dann wird man sagen müssen, dass die staatliche Reaktion richtig war.
Allerdings wird man, selbst in diesem günstigen Szenario, einen hohen
Preis für die Rettungsaktion zahlen.

Es gibt im neuen Regierungsprogramm auch einige wenige Aspekte,
die mehr an den Kern der Probleme rühren, also etwa Obamas
Ankündigung, die Finanzmärkte stärker zu regulieren oder von der
Industrie eine umweltfreundliche Modernisierung der amerikanischen
Autos zu verlangen. Aber das sind für den Augenblick Randaspekte. Im
Wesentlichen ist die Reaktion von Bush zu Obama, von rechts bis links
immer dieselbe: Der Staat soll Geld regnen lassen, um die
ausgetrockneten Märkte zu beleben. Und weil das in den letzten
Monaten völlig erfolglos war, heißt die Forderung jetzt: Wir brauchen
mehr Regen! Das kann man nur mit Skepsis und Misstrauen beobachten.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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