(Registrieren)

WAZ: Nackt-Scanner und Kameras - Das Ende der Privatheit. Leitartikel von Katrin Teschner

Geschrieben am 24-10-2008

Essen (ots) - Die Reisefreiheit wird gerne als größte
Errungenschaft der Europäischen Union gefeiert - doch wie frei werden
Reisende bald noch sein? Auf den Flughäfen werden Menschen durch
Scanner geschickt wie Gepäckstücke. Sie zeigen Reisende ohne
Kleidung, nackt auf einem Bildschirm; Sicherheitsbeamte betrachten
die Aufnahmen, Speckrollen, künstliche Darmausgänge, Prothesen und
Genitalien inklusive. Auf den Flughäfen werden vielleicht bald auch
Bordkarten mit Funkchips versehen, als wären ihre Besitzer
Milchtüten. Jeder Schritt wird verfolgbar sein, vom Duty-Free-Laden
bis zum Flugzeug. An Bord registrieren Kameras auffällige Bewegungen,
in den Sitzreihen und selbst auf dem stillen Örtchen.

Auf den Flughäfen wird es dann eine Inquisition der Fluggäste
geben. Wer sich den Spielregeln verweigert, macht sich verdächtig
oder muss zuhause bleiben.

Dass sich Deutschland nun zumindest gegen den Einsatz von
Nackt-Scannern ausspricht, mag vordergründig beruhigen. Es ändert
aber nichts an der Tatsache, dass entsprechende Geräte und Systeme
auf europäischen Flughäfen bereits getestet werden. Um Terrorgefahren
zu begegnen, setzt die EU immer mehr auf Sicherheit - und weil es nie
genug Sicherheit gibt, setzt sie auf totale Überwachung. Sie erfindet
neue Bestimmungen und Richtlinien zum besseren Schutz der Bürger,
mittlerweile fast schon im Monatstakt. Das ist bedenklich genug. Was
aber noch alarmierender ist: Viele dieser Neuerungen kommen quasi
durch die Hintertür - ohne öffentliche Diskussionen.

Mittlerweile wird es als legitim angesehen, dass der Staat in den
Besitz von Daten kommt. Er darf immer mehr über uns erfahren, immer
tiefer in unser Privatleben eingreifen. Es ist eine Art Wettstreit
entstanden zwischen den Mitgliedsländern um die besten
Sicherheitsgesetze; jedes Land versucht sich im Anti-Terror-Kampf zu
überbieten. Und die EU funktioniert nicht mehr als Kontrollinstanz,
sondern als Verstärker: Immer größere Datenbanken entstehen, immer
mehr Behörden wollen Zugriff darauf bekommen. Und längst haben wir
den Überblick verloren. Wo wird was über uns gespeichert? Wohin
wandern die Informationen? Und was passiert damit?

Um der Sicherheit willen entstehen so neue Gefahren - Gefahren,
die wir heute noch gar nicht abschätzen können. Wir sollten aber
nicht leichtfertig Grundrechte opfern, auf die wir als Bürger der EU
mit Recht so lange stolz waren. Wir sollten dringend die Notbremse
ziehen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

166354

weitere Artikel:
  • Westfalenpost: Symptom Nacktscanner Hagen (ots) - An Flughäfen herrscht schon Hysterie Von Harald Ries Nacktscanner - welch ein treffendes Wort - sollen an deutschen Flughäfen also nicht eingesetzt werden. Wie schön. Aber wer hier abfliegt, kommt woanders an und will von da wieder nach Hause. Dann muss er sich eventuell doch optisch frei machen. Andererseits: Ist Scannen wirklich schlimmer als Grabschen? Das neue Aufrege-Gerät ist ja nur Symptom einer Terror-Hysterie an den Flughäfen. Jetzt ist es auch nicht gerade gemütlich: Mantel weg, Jacke aus, Gürtel raus, Uhr ab, mehr...

  • Rheinische Post: Börsen und Jobs Kommentar VON ANTJE HÖNING Düsseldorf (ots) - Zehn Millionen Deutsche besitzen Aktien. Mit Schaudern sehen sie, dass die staatlichen Rettungspakte für Banken die Talfahrt der Börsen nicht dauerhaft stoppen konnten. Das heißt nicht, dass die Hilfsaktionen vergeblich sind. Sie sind notwendig, um einen Kollaps des Bankensystems und damit eine neue Weltwirtschaftskrise zu verhindern. Sie können (und sollen) aber keinen Konjunkturabschwung verhindern. Langsam wird den Börsianern bewusst, dass dieser schärfer ausfällt als erwartet. Deshalb fallen die Kurse nun weiter. mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Auseinandersetzung um das Gedenken an den 9. November 1938 Ein notwendiger Streit Cottbus (ots) - Es ist auf den ersten Blick beschämend, dass sich die Fraktionen des Bundestags jetzt nicht einigen können auf einen gemeinsamen Text, der mit dem 70. Jahrestag des 9. November 1938 angemessen umgeht. Es ist andererseits aber durchaus nachvollziehbar, dass eine ehrliche Auseinandersetzung mit diesem Kapitel deutscher Geschichte nicht all die Differenzen ausklammern kann, die es zwischen den unterschiedlichen politischen Lagern nach wie vor gibt. Insofern ist dieser Streit darüber allemal besser als eine plakative Gemeinsamkeit, mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Rot-grüner Koalitionsvertrag in Hessen Nah am Ziel Cottbus (ots) - Für Roland Koch wird die politische Luft in Hessen langsam dünn. Nach einem weitgehend geräuschlosen Verhandlungsmarathon haben sich SPD und Grüne in Wiesbaden auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Damit hat Andrea Ypsilanti eine weitere große Hürde auf dem Weg zur Wahl als hessische Ministerpräsidentin genommen. Es wäre die erste Minderheitsregierung unter Duldung der Linkspartei in einem westdeutschen Bundesland. Dass es dazu kommt, dürfte kaum noch abzuwenden sein. Aber der Wortbruch ("Niemals mit den Linken") wird mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Bahn spielt mit dem Vertrauen Düsseldorf (ots) - Als ob die ICE-Reisenden nicht schon hart genug geprüft worden wären, legt die Bahn aus scheinbar freien Stücken mal eben rund ein Viertel ihrer Flotte an superschnellen Zügen still. Eine echte Begründung gibt sie dafür nicht. Sätze wie "Sicherheit hat für uns absoluten Vorrang" helfen nicht weiter, sind pure Selbstverständlichkeiten. Stattdessen schimpft Bahn-Chef Hartmut Mehdorn auf die Hersteller der Züge, sie hätten "belastbare Garantien" verweigert. Was immer das heißen mag. Für den sicheren Betrieb eines Fahrzeugs mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht