LVZ: Leipziger Volkszeitung zur Wahl von Charlotte Knobloch zur Präsidentin des Zentralrats der Juden
Geschrieben am 07-06-2006 |
Leipzig (ots) - Gute Wahl Von Olaf MajerBodyguards als Begleiter, der Erwartungsdruck, ein moralisches Gewissen zu sein, dazu Geldsorgen und Flügelkämpfe im Zentralrat der Juden - es gibt viele Gründe, warum Salomon Korn zum zweiten Mal das schwierigste Ehrenamt Deutschlands ablehnte. Es gibt aber auch gute Gründe, warum es Charlotte Knobloch annahm. Denn in jeder Krise liegt eine Chance. Bei all seinen Verdiensten um die Versöhnung zwischen Juden und Deutschen hat der Zentralrat doch allzu lang die Basisarbeit in den jüdischen Gemeinden vernachlässigt. Die sind nicht so homogen, wie vermutet. Die Zuwanderung osteuropäischer Juden hat die Gemeinden in Deutschland zwar wachsen lassen. Zugleich nahmen aber finanzielle Belastungen und Differenzen zwischen dem konservativ-orthodoxen Zentralrat und den liberalen Gemeinden zu. Gefragt ist jetzt ein Versöhner - nach außen aber auch nach innen. Salomon Korn hätte dies wohl gekonnt, der polarisierende Michel Friedman eher nicht. Charlotte Knobloch, die im Gebot der Nächstenliebe ihren Kompass sieht, ist daher eine gute Wahl. Knoblochs Vorgänger zeigen zudem: Wer im Amt wächst, der ist dem Amt auch gewachsen.
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