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Westdeutsche Zeitung: Kopfnoten in NRW von Frank Uferkamp

Geschrieben am 23-09-2008

Düsseldorf (ots) - Aus sechs mach' drei: In der Schule wäre dies
eine Übung für die erste Klasse, in der Politik ist das gleich eine
sehr große Geschichte. Mit der Reduzierung der Anzahl der Kopfnoten
hat die schwarz-gelbe NRW-Koalition zwar auf den wachsenden Unmut der
Elternschaft und vor allem das Chaos in den Schulen reagiert. Doch
diese Operation ist ihr nicht überzeugend gelungen.
Es ging zum Schluss zu wie auf dem Basar - da hat die rot-grüne
Opposition recht. Sechs, vier, drei oder gar nur zwei - es war ein
würdeloses Geschachere. Aber es zeigte auch eines: Die CDU-Fraktion
nickt nicht alles ab, was die eigene Ministerin Barbara Sommer
vorlegt. Sie wollte künftig vier Kopfnoten, hatte die Unterstützung
der FDP. Die Union setzte drei durch - hier brach sich der Unmut
gegen die Ministerin noch einmal Bahn. Die Kopfnoten als Abrechnung
über die für die CDU schädliche Gesamtschuldebatte und die desaströse
Außendarstellung bei den Zentralabitur-Pannen - diese Gelegenheit
ergriffen die Bildungsexperten aus der CDU-Fraktion beim
Schopfe.
Das alles aber ist politische Begleitmusik und müsste die Eltern und
Schüler eigentlich nur bedingt interessieren. Das Prinzip der
Kopfnoten, also der Bewertung des Arbeits- und Sozialverhaltens von
der Grundschule bis zum Abitur, ist sinnvoll und wird beibehalten.
Dabei geht es nicht um einen Rückfall in die 50er Jahre: Das
Verhalten in der Klasse darf selbstverständlich anhand objektiver
Kriterien benotet werden. Die Frage war nur, ob es dazu eines solch
riesigen bürokratischen Aufwands bedurfte, wie ihn Sommer mit gleich
sechs Noten schuf.
Mit der gestrigen Inszenierung aber hat die Koalition dieser Idee
keinen großen Gefallen getan. Es ging nicht mehr um Inhalte, nur noch
um Symbole. Und da hat die Fraktion der Parteifreundin Sommer
deutlich gesagt: So geht es nicht.
Die Schulministerin wird auch das überleben, schließlich hat
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers längst entschieden, mit ihr bis zur
nächsten Wahl im Jahr 2010 weiterzumachen. Vor allem die Lehrer, aber
auch Schüler und Eltern können sich über eines freuen: Der obere Teil
der Zeugnisse wird schon bald übersichtlicher. Der Wildwuchs der
Kopfnoten ist gekappt - das war längst überfällig.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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