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Lausitzer Rundschau: Sinkende Realeinkommen in Deutschland Wo Lafontaine Recht hat

Geschrieben am 19-09-2008

Cottbus (ots) - Deutschland ist das einzige Land in Europa, in dem
die Realeinkommen aus unselbstständiger Tätigkeit seit dem Jahr 2000
gesunken sind, und zwar um 0,8 Prozent. Die Italiener verdienen nach
Abrechnung der Inflation heute 7,5 Prozent mehr als damals, die
Franzosen 9,6 Prozent, die Briten sogar 26,1 Prozent. Diese Zahlen
der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung bestreitet nicht einmal
die Bundesregierung. Hinzu kommt: Auch beim verfügbaren
Nettoeinkommen ist die Entwicklung nicht besser. Denn die
Steuererleichterungen der Regierung Schröder sind längst durch
Steuermehrbelastungen wettgemacht, vor allem durch die kalte
Progression. An jeder Lohnerhöhung nagt auf der einen Seite die
Inflation, auf der anderen Seite das Finanzamt. Und unter dem Strich
bleibt oft ein Minus. Es ist also nicht nur ein Gefühl, dass der
Aufschwung an den meisten Menschen vorbei geht. Es ist Realität.
Zugleich haben die Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit und
Vermögen sprunghaft zugelegt. Die Schere geht auseinander. In
Deutschland stellt sich zunehmend die Frage nach der Gerechtigkeit,
nach der sozialen Balance und nach der Verteilung des Erarbeiteten.
Der Linke-Vorsitzende Oskar Lafontaine nutzt die Zahlen, um eine
Umverteilung von oben nach unten zu fordern. Und plakativ
mittelständische Milliardäre anzugreifen.
Was die Statistik allerdings nicht berücksichtigt, ist, dass durch
den Rückgang der Arbeitslosigkeit heute mehr Menschen ein Einkommen
haben als früher. Und diese positive Entwicklung hat durchaus mit der
Zurückhaltung zu tun, die die Arbeitnehmer in Deutschland viele Jahre
lang in den Tarifrunden an den Tag gelegt haben. Ebenso mit den
Arbeitsmarkt- und Sozialreformen. Ohne diese Rosskur wäre die Lage
heute noch viel schlimmer.
Die Bundesregierung verweist denn auch auf die Verantwortung der
Tarifpartner. Doch kann die Politik sprunghafte Lohnsteigerungen um
acht Prozent, wie sie die IG-Metall jetzt fordert, nicht wirklich
wollen, um jene Kaufkraft zu schaffen, die den Betroffenen fehlt und
die auch die Wirtschaft als Konsumnachfrage dringend bräuchte. Denn
solche Abschlüsse würden Arbeitsplätze und Wachstum gefährden.
Die richtige Antwort ist ein ausgewogener Mix aus Tarifsteigerungen
und Entlastungen bei Steuern und/oder Sozialabgaben. Das Netto in der
Tasche ist das Einzige, was für die Menschen zählt. Wenn Union und
SPD sich nicht endlich stärker darum kümmern, müssen sie sich nicht
wundern, dass Lafontaine immer mehr Gehör findet.

Originaltext: Lausitzer Rundschau
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069
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Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de


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