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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Weniger Eheschließungen/Mehr Lebensgemeinschaften -

Geschrieben am 25-08-2008

Leipzig (ots) - Von Olaf Majer."Kein Liebespaar wird uns mehr
geschasst, zu lebenslangem Eheknast" - mit schonungsloser Verachtung
sang Wolf Biermann vor gut 40 Jahren gegen den deutschen
Untertanengeist an. Was die Ehe betrifft, so bekennt der
DDR-ausgebürgerte Barde inzwischen, er sei da nicht mehr seiner
Meinung. Klischees und Vorbehalte gegen die standesamtlich
beurkundete Zweisamkeit sind dennoch nicht tot zu kriegen. Alles was
bindet engt ein - dieses unheilvolle, weil absolutistische Urteil der
'68er hat sich generationsübergreifend im Nein zum Ja-Wort
manifestiert.
Dabei ist ein Ehepaar, das sich liebevoll auf gleicher Augenhöhe
respektiert, eine ideale Solidargemeinschaft, die Anerkennung
verdient. Wer sich tatsächlich in guten wie in schlechten Zeiten
ergänzt, auffängt, ungefragt Hilfe gibt und bisweilen für
Bodenhaftung sorgt, der ruft nicht gleich nach Vater Staat. Der kann
auch Glück erleben ohne ständig die öffentliche Hand zu bemühen.
Eigentlich ein Anreiz für die Tagespolitik, dieses funktionierende
Sozialsystem uneingeschränkt zu unterstützen. Stattdessen gibt es
lauen Zuspruch allenfalls in inhaltsleeren Sonntagsreden. Praktisch
wird die Ehe entwertet. Der nächste Vorstoß zur Abschaffung des
steuerlichen Ehegattensplittings ist nur eine Frage der Zeit.
Erfüllende Gemeinsamkeit kann freilich auch in einer Beziehung ohne
Trauschein gelingen. Kinder müssen nicht weniger glücklich sein, wenn
sie in Wohngemeinschaften oder bei gleichgeschlechtlichen Paaren
aufwachsen. Manche empfinden dies sogar als Bereicherung und gute
Vorbereitung auf eine Welt, in der scheinbar alles möglich ist und
Traditionen wegfallen. Was die Ehe allerdings einzigartig macht, ist
das Versprechen für eine dauerhafte, krisenfeste Beziehung. Dass es
in jeder dritten Ehe nicht hält, scheint die Biermann-These vom
Eheknast zu bestätigen. Und doch stehen in Umfragen bei Jugendlichen
die Zukunftsziele Ehe und Familie ganz weit oben. Ein Widerspruch?
Nein. In einer Gesellschaft, in der Mobilität alles und die Sehnsucht
nach einem Stück heile Welt verpönt ist, werden Fliehkräfte gestärkt
und Bindungen gelöst. Umso mehr wächst die Sehnsucht nach einem Halt
in turbulenten, oft unübersichtlichen Zeiten. Auch fehlende Vorbilder
tragen dazu bei. Welcher aktuelle Politiker steht mit seiner Vita
noch für verlässliche Orientierung? Der bald 90-jährige Altkanzler
Helmut Schmidt - mit Ehefrau Loki seit 66 Jahren eng verbunden -
hielt SPD-Gottvater Willy Brandt einst vor, ein Bundeskanzler könne
nicht dreimal heiraten. Würde man diese strengen Auswahlkriterien
Schmidts heute anlegen, dann wäre es für jede Partei schwer,
überhaupt noch einen geeigneten Kanzler-Kandidaten zu finden.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Pressekontakt:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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