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Westdeutsche Zeitung: Halbfinale Deutschland - Türkei = von Friedrich Roeingh

Geschrieben am 23-06-2008

Düsseldorf (ots) - Kein Zweifel, da ist Musik drin: Wenn im ersten
Halbfinale der Europameisterschaft morgen Abend Deutschland und die
Türkei aufeinandertreffen, dann geht es nicht nur um Fußball. Die
deutschen Fans wollen das Sommermärchen von 2006 wieder aufleben
lassen. Zum zweiten Mal dürfen wir im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer
unverkrampft Nationalstolz zeigen, wo in vergangenen Jahrzehnten nur
reine Fußballbegeisterung erlaubt zu sein schien.
Für die rund 2,5 Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland
ist dieses Spiel freilich viel mehr. Es ist das Ventil für einen
gelebten und in Teilen auch aufgezwungenen Minderwertigkeitskomplex.
Elf Fußballspieler sollen den Deutschen zeigen, dass die Türkei nach
Europa gehört, dass sich muslimische Sportler ebenso fair verhalten
wie Christen oder Ungläubige, dass die Türken in diesem Land keine
Menschen zweiter Klasse sind. Der Rucksack der Erwartungen ist zum
Bersten gefüllt.
Entsprechung steigt von Tag zu Tag die Fieberkurve der Sorgen und
Ängste, die mit diesem Fußballfest verbunden werden. In Oberhausen
wurde schon eine öffentliche Party abgesagt. Eine typisch deutsche
Reaktion, für die wir uns schämen sollten. Es gibt überhaupt keine
Anzeichen dafür, dass es zu Ausschreitungen kommen wird. Da birgt
mancher Drittligakick, bei dem sich gewaltbereite Hooligans zum
programmatischen Schlagen verabreden, mehr Gewaltpotenzial.
Die türkischen Fans haben sich dagegen bisher als mustergültig
erwiesen. Keine andere Gruppe ist mit so vielen Doppelbeflaggungen an
ihren Autos unterwegs. Und bei den vergangenen Korsos stand der
Enthusiasmus der deutschen Fans dem der jungen Türken in nichts nach.
Freuen wir uns einfach auf ein großes Fußballfest, bei dem die
Mannschaft mit dem größeren Herzen gewinnen möge. Wenn wir Glück
haben, schreiben Millionen deutsche und türkische Fans morgen Abend
Integrationsgeschichte. Sport ist schließlich ein Gesellschaftsspiel.
In seinen stärksten Momenten ist er nicht nur ein Abziehbild unseres
Lebens. Er kann Entwicklungen vorwegnehmen. Es spricht einiges dafür,
dass sich Deutsche und Türken an diesem Abend näher kommen können als
in vielen Jahren zuvor. Nutzen wir diese Chance.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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