(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Simbabwe

Geschrieben am 23-06-2008

Bielefeld (ots) - So verhasst und altkolonial ein gewisser Ian
Smith (1919 - 2007) in den 70er Jahren war, so despotisch und die
Knute schwingend stellt sich heute dessen Nachfolger dar: Robert
Mugabe (84), Befreier des damaligen Rhodesiens und Schlächter des
heutigen Simbabwe.
Am 29. März 2008 hat Mugabe eine Wahl verloren. Trotz Fälschungen kam
er nur auf 43 Prozent der zugelassenen Stimmen und die
Oppositionspartei erreichte Mehrheiten in beiden Kammern. Nur
Herausforderer Morgan Tsvangirai verpasste das Präsidentenamt knapp
mit 48 Prozent.
Seitdem sind Unterstützer von Tsvangirais Bewegung für demokratischen
Wandel vogelfrei. Knapp 100 Wahlhelfer wurden umgebracht, bloße
Sympathie für Mugabes Gegner ist lebensgefährlich. Weil Militärs und
Prügelpolizisten schon mal in Wahlurnen nachschauen, wie abgestimmt
wurde, drohte die Stichwahl am kommenden Freitag zum
Himmelfahrtskommando für freie Wähler zu werden.
Deshalb ist es richtig, dass Tsvangirai kurz vor dem Ziel den
Urnengang boykottiert, selbst wenn Mugabe damit als rechtmäßig
gewählt gilt. Tsvangirai hat lange genug Leben und Gesundheit seiner
Anhänger riskiert.
Offenbar hat er auf ein Eingreifen des südafrikanischen Staatenbundes
und der Afrikanischen Union gehofft - vergebens. Auch der Aufruf
prominenter Afrikaner von den ehemaligen UN-Generalsekretären
Bhoutros Ghali und Kofi Annan bis zu Bischof Desmond Tutu zu fairen
Wahlen wurde schamlos ignoriert.
Die Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines Nachbarlandes
selbst bei schwersten Menschrechtsverstößen ist in Afrika immer noch
verpönt. Im Fall Simbabwe verschließt Südafrikas Präsident Thabo
Mbeki beide Augen und kommt damit durch.
Gerade deshalb ist die internationale Gemeinschaft aufgefordert,
entschlossen politischer Gewalt und Einschüchterung entgegenzutreten.
Der UN-Sicherheitsrat wird heute Nacht tatsächlich verhandeln,
allerdings sind Bremsmanöver in Reihen der Südafrikaner offenbar fest
verabredet. Der Kolonialismus ist in Afrika Geschichte, aber die neue
Generation schwarzer Herrscher hat es nicht geschafft, über
Stammestraditionen und Unarten alternder Häuptlinge hinauszuwachsen.
Die Jagd auf missliebige Wähler in Kenia ist nicht vergessen,
Namibias Ignoranz gegenüber weißen Farmern dramatisch und der offene
Rassismus gegen andere Schwarze in den Townships am Kap ein weiteres
Beispiel für demokratische Defizite auf dem vom weißen Mann gründlich
befreiten Kontinent.
2010 will Südafrika Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft sein. Das
bietet Ansätze, um die regionale Mittelmacht stärker in ihre
Verantwortung zu nehmen. Die Erben Nelson Mandelas haben mehr als
alle anderen das Schicksal Simbabwes in der Hand. Sie können das
geschundene Nachbarland - trotz Mugabe - auf einen demokratischen Weg
drängen, wenn sie nur wollen.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

144403

weitere Artikel:
  • WAZ: Ein Schuljahr der Unruhe - Gerade über die Runden gerettet. Leitartikel von Sigrid Krause Essen (ots) - Jeder vierte Schüler hat Angst vor einem schlechten Zeugnis, sagen die Schulpsychologen. Und unter Gymnasiasten hat jeder Dritte Bauchschmerzen vor den Noten. Bauchschmerzen dürften (und sollten) auch all' jene plagen, die für das Durcheinander an den Schulen zuständig sind. Zu vieles war gut gemeint und ging gründlich schief. Brachte erneut Schüler, Eltern und Lehrer auf gegen "die da oben" im Raumschiff Düsseldorf. Ein entspannter Ferienstart im Schulministerium sieht anders aus. Zu viele Hausaufgaben sind unerledigt mehr...

  • WAZ: Reif für den Schrottplatz. Kommentar von Lutz Heuken Essen (ots) - Es gibt Nachrichten, die verschlagen einem schlicht die Sprache. Da lagern US-Atomwaffen in Deutschland, die Millionen Menschen töten können - und diese Todeswaffen gammeln offenbar schlecht bewacht vor sich hin. Und was machen die Politiker? Sie streiten tatsächlich darüber, ob man das Zeug abschaffen solle, oder ob man es doch lieber behalten möge - zur Abschreckung. In den 70er- und 80er-Jahren trieb die Furcht vor einem Nuklearkrieg Millionen auf die Straße. Vielen erschien die Logik als pervers, dass sich Feinde mehr...

  • Rheinische Post: Vorsicht bei "Elena" Düsseldorf (ots) - Von Michael Bröcker Elena betrifft fast alle Arbeitnehmer. Genau deshalb muss der elektronische Einkommensnachweis (Kurzform "Elena"), den die Bundesregierung nun auf den Weg bringen will, alle Bedenken der Datenschützer aufnehmen und ausräumen. Wenn Arbeitgeber künftig jeden Monat sämtliche relevanten Daten ihrer Angestellten, vom Weihnachtsgeld über die Gehaltserhöhung bis zur Sonderzulage, an eine zentrale Datenbank senden, sollte diese besser gut geschützt sein. Was Unbefugte mit brisanten Arbeitnehmer-Daten mehr...

  • Rheinische Post: Minus beim Lohn Düsseldorf (ots) - Von Martin Kessler Die Arbeitnehmer sind alarmiert. Selbst ordentliche Zuwächse in ihren Einkommen werden inzwischen vollständig von den Preissteigerungen aufgefressen. Das macht den Aufschwung so freudlos. Und auch die Regierenden in Berlin profitieren nicht von den guten Wirtschaftszahlen. Doch ungewöhnlich ist das nicht. Die Verschiebung der Gewichte hin zu den Wachstumsländern in China, Indien und Brasilien verändern massiv die Austauschbeziehungen unserer Wirtschaft. Der Energiehunger dieser Länder verteuert die mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Föderalismus, Stuttgart (ots) - Sparen, das zeigt die Begleitmusik zur Föderalismuskommission wieder einmal, besteht überwiegend aus Lippenbekenntnissen - und ist überdies Auslegungssache. Formal sind sich Union und SPD war einig, dass etwas getan werden muss, um finanzielle Handlungsspielräume in der Zukunft zu sichern - aber was? Die Union will das Schuldenmachen grundsätzlich stoppen, die SPD die Möglichkeit dazu grundsätzlich erhalten. Die beschönigende Umschreibung lautet "Schuldenkorridor". In Wahrheit ist es Politik auf Pump. Verteilung von mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht