 Allg. Zeitung Mainz: Drei Affen (Kommentar zu Atomwaffendiskussion)
Geschrieben am 23-06-2008 |
Mainz (ots) - Alle wissen es, aber keiner weiß was, offiziell
zumindest. Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass bereits jeder
Versuch einer öffentlichen Diskussion über US-Atomwaffen in
Deutschland und Europa wie von selbst bei den darauf Angesprochenen
in die Geste der drei Affen mündet: nichts hören, nichts sehen,
nichts sagen. Nach den aktuellen Meldungen über angebliche
Sicherheitsdefizite, die in einem internen Bericht der
US-Streitkräfte angesprochen worden seien, geht das nun ganz genauso:
Keine offizielle Stelle will auch nur bestätigen, dass in Deutschland
Atomwaffen lagern. Die Bundesregierung sagt nichts, die
Landesregierung weiß nichts und auf kommunaler Ebene gibt es dazu
erst recht keinen Kommentar. Die Nato müsste Genaueres wissen, hüllt
sich aber ebenso in Schweigen. Dennoch, oder vielleicht gerade
deswegen, konzentrieren sich alle Spekulationen auf den
rheinland-pfälzischen Fliegerhorst Büschel, der schon immer im Ruch
stand, ein atomares Depot zu bergen. Wenn das so ist, sei gefragt:
Warum eigentlich? Was macht in diesem Stadium internationaler
Bündnis- und Sicherheitspolitik derartiges Teufelszeug unmittelbar
vor deutschen Haustüren? Wozu sollen diese Dinger überhaupt noch
dienen? Dem sekundenschnellen Ende aller Zivilisation? Na prima.
Selbstverständlich wird niemand die Atomwaffen-Standorte preisgeben,
sieht man davon ab, dass das jeweilige militärische Gegenüber diese
ohnehin längst kennt. Wenn die Bundesregierung aber den unmittelbar
verantwortlichen US-Amerikanern bei dieser Gelegenheit wieder einmal
deutlich machte, dass Berlin keinerlei atomare Ambitionen hegt, auch
nicht in unterstützender Form, wäre eins schon gewonnen: Klarheit in
der Sache.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
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Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Christin Wiens
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