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Westdeutsche Zeitung: Angela Merkels historischer Besuch in Israel = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 17-03-2008

Düsseldorf (ots) - Die Vergangenheit ist nicht vorbei, sie ist
nicht einmal vergangen: Auf keinem anderen Feld der internationalen
Beziehungen Deutschlands wird dies so deutlich wie im Verhältnis zum
Staat Israel. Und alle Kanzler - von Adenauer bis Merkel - haben das
auf unterschiedliche Art erlebt. Wie weit die Wegstrecke inzwischen
ist, markiert der aktuelle Besuch der Kanzlerin in Tel Aviv. Zwei
Premieren charakterisieren die dreitägige Visite: Gestern kam es zu
den ersten gemeinsamen Regierungskonsultationen, an denen das halbe
Bundeskabinett teilnahm. Und heute spricht Merkel als erste
Regierungschefin überhaupt vor der Knesset.
Auch das Datum ist mit Bedacht gewählt: Israel feiert den 60.
Jahrestag seiner Staatsgründung. Premier Ehmud Olmerts Satz, dass die
Beziehungen seines Landes zu Deutschland "anders sind als jene, die
Israel mit anderen Ländern hat", war ein Hinweis darauf, wie eng die
Gründung Israels mit den deutschen Verbrechen verbunden bleibt. Und
natürlich auch ein Appell an die Verantwortung der deutschen Politik,
die aus dieser Verpflichtung erwächst. Merkel selbst nahm das mit dem
Begriff der "historischen Verantwortung" auf.
Niemand in Deutschland wird sich dieser Verantwortung entziehen
können. Sie gehört zur "Staatsräson", lautet der moralische
Imperativ. Diese Moral aber sollte sich selbst dem Anschein der
Instrumentalisierung entziehen. Denn wenn die deutsch-israelischen
Beziehungen tatsächlich so gut sind, wie behauptet, dann darf die
moralische Verantwortung für die Existenz Israels nicht dazu
missbraucht werden, eine Politik bedingungslos zu unterstützen, die
aus sich selbst heraus sonst nicht moralisch zu rechtfertigen ist. Es
wäre deshalb gut, wenn Merkel bei ihrem Besuch auch das als Problem
ansprechen würde, was vielen Deutschen - und nicht wenigen Israelis
auch - an der offiziellen israelischen Besatzungspolitik zweifelhaft
erscheint: von der Missachtung von UN-Resolutionen über die gezielten
Tötungen bis hin zum fortgesetzten Landraub. Der nicht unbegründete
Verdacht aber, dass dies nicht geschieht, nimmt der beanspruchten
hohen moralischen Position nicht nur jede Würde, sondern untergräbt
langfristig auch ihre Glaubwürdigkeit.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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