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Goethe-Institut entwickelt Zukunftskonzept

Geschrieben am 03-05-2006

München (ots) - Das Goethe-Institut hat auf seiner heutigen
Pressekonferenz zur öffentlichen Diskussion Stellung genommen, die um
die Institution entstanden ist. In aller Offenheit erläuterten
Präsidentin und Vorstand ihre Sicht auf die globalen
Herausforderungen und die schwierige finanzielle Situation des
Goethe-Instituts. Gleichzeitig legten sie Elemente eines Konzepts
vor, das die Institution zukunftsfähig machen soll. Als wichtigste
Ziele nannten sie die Fortsetzung der erfolgreichen Arbeit des
Goethe-Instituts in einer veränderten Welt und die Konsolidierung des
Haushalts. Das Präsidium des Goethe-Instituts hatte in einer
außerordentlichen Sitzung am Morgen die Pläne zur Zukunft des
Goethe-Instituts kontrovers diskutiert.

„Angesichts veränderter globaler Herausforderungen muss das
Goethe-Institut über seine geografischen Schwerpunkte und adäquate
Präsenzformen nachdenken. Es muss die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit
seiner Arbeit in den unterschiedlichen Regionen überprüfen", so die
Präsidentin des Goethe-Instituts, Jutta Limbach. Dabei spielten
kulturpolitische Erwägungen eine ebenso große Rolle wie die
Notwendigkeit, auch finanziell neue Handlungsspielräume für
außenkulturpolitische Herausforderungen zu gewinnen. „Es ist
unumgänglich," so Limbach, „mit allen Konsequenzen die Struktur des
Institutsnetzes zu überdenken. Das ist ein Prozess, in dem sich
derzeit auch andere europäische Mittlerorganisationen befinden."

„Das Goethe-Institut hat ein strukturelles Haushaltsproblem",
erläuterte der Kaufmännische Direktor des Goethe-Instituts, Jürgen
Maier. Die institutionelle Förderung, die durch das Auswärtige Amt
zur Verfügung gestellt wird, sei von 125,6 Millionen Euro im Jahr
2001 auf 109,1 Millionen Euro im Jahr 2006 gesunken. Gleichzeitig
stiegen die weltweiten Verpflichtungen des Goethe-Instituts durch
Kostensteigerungen und die internationale Inflationsrate, wodurch das
Goethe-Institut jährlich mehr als sechs Prozent an Substanz verliere.
„In diesem Zeitraum", so Maier, „hat das Aufgabenspektrum jedoch
nicht abgenommen, sondern wurde ausgeweitet: durch die Fusion mit
Inter Nationes und durch neue Schwerpunktsetzungen z.B. in Osteuropa
und der islamischen Welt." Dennoch sei es dem Institut bisher
gelungen, durch eine rigide Sparpolitik und durch Steigerung der
Eigeneinnahmen im Sprachkursbereich die finanziellen Engpässe zu
meistern. „Nur so konnte das Institutsnetz in den letzten fünf Jahren
stabil bleiben bzw. sogar erweitert werden. Aber jetzt ist die
kritische Größe erreicht: Wir haben keine Steuerungsreserven mehr,
die ein Betrieb dieser Größenordnung dringend benötigt."

Der Generalsekretär des Goethe-Instituts Hans-Georg Knopp
dementierte gleichzeitig Zeitungsmeldungen, wonach sich das
Goethe-Institut aus Europa zurückziehe. „Europa ist nach wie vor eine
der wichtigsten Schwerpunktregionen der Arbeit des Goethe-Instituts",
so Knopp. „Dies wird sich auch durch die neuen außenkulturpolitischen
Herausforderungen in Asien oder im Nahen Osten nicht ändern." Derzeit
gebe das Institut etwa in Nordwesteuropa 9,1 Millionen Euro für
Infrastrukturkosten aus, aber nur 1,1 Millionen für die
Projektarbeit. „Dieses Verhältnis müssen wir neu justieren. Gerade,
weil wir mehr deutsche Kultur im Ausland präsentieren wollen, müssen
wir Infrastrukturkosten abbauen, um mehr Mittel für künstlerische und
dialogische Veranstaltungen auch in Europa einsetzen zu können." „Das
Goethe-Institut verwendet derzeit 42 Prozent seiner Mittel auf die
Arbeit im alten Westeuropa", so auch Jutta Limbach. „Diese
Mittelverteilung ist ein eindeutiges Bekenntnis zu Europa, das auch
dann noch gilt, wenn wir über eine Verlagerung eines angemessenen
Prozentsatzes dieser Mittel in andere Weltregionen nachdenken."

„Das Goethe-Institut strebt einen weit reichenden Reformprozess
an", so Knopp. „Diesen Prozess werden wir ohne breite politische und
finanzielle Unterstützung nicht erfolgreich umsetzen können." Eine
Voraussetzung sei jedoch für den Erfolg dieses Prozesses unabdingbar:
mehr Geld für Projektarbeit. Auch müssten die eingesparten Kosten bei
der Infrastruktur dem Goethe-Institut für die Projektarbeit erhalten
bleiben und mehrjährige finanzielle Planungssicherheit und die
weltweite Budgetierung gewährleistet werden.

Am Morgen hatte eine außerordentliche Präsidiumssitzung
stattgefunden, in der die Pläne zur Zukunftssicherung des
Goethe-Instituts mit den Vertretern des Auswärtigen Amtes kontrovers
diskutiert wurden und kein Beschluss gefasst werden konnte. Das
Präsidium ist das höchste Entscheidungsgremium des Goethe-Instituts.
Es besteht neben der Präsidentin, sechs gewählten Mitgliedern und
drei gewählten Arbeitnehmervertretern aus je einem Vertreter des
Bundesministeriums der Finanzen und des Auswärtigen Amtes. Uneinig
waren sich die Vertreter des Goethe-Instituts und des Auswärtigen
Amtes nicht in inhaltlichen Fragen. Unklarheit bestand allerdings in
der Frage, wie das Auswärtige Amt die Zukunftssicherung des
Goethe-Institut gewährleisten wird: ob durch eine Erhöhung der
Zuschüsse oder durch eine Veränderung des Netzwerks. Der Vorstand
machte deutlich, dass ein immer weniger aktives Netzwerk, das kaum
noch Mittel für die inhaltliche Gestaltung und für sichtbare und
nachhaltige Programme hat, für das Goethe-Institut keine akzeptable
Alternative darstelle.

An die Politik richtete die Präsidentin zum Abschluss der
Pressekonferenz noch den Appell, eine stärkere Zusammenarbeit
zwischen Entwicklungszusammenarbeit, Integrationspolitik in
Deutschland und Auswärtiger Kulturarbeit ins Auge zu fassen, um auf
die wachsenden Verflechtungen nationaler kultureller
Herausforderungen und internationaler Konflikte angemessen und
konzertiert reagieren zu können. „Am vordringlichsten wünschen wir
uns aber ein konstruktives Gespräch mit dem Außenminister. Er hat
sich mehrfach ausdrücklich zur Bedeutsamkeit der Auswärtigen
Kulturpolitik bekannt und eine entsprechende - auch finanzielle -
Unterstützung des Goethe-Instituts gefordert. Nun brauchen wir ihn."



Originaltext: Goethe-Institut
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=43056
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_43056.rss2

Kontakt:

Susanne Sporrer
Goethe-Institut Zentrale
Tel.: +49 89 15921-249
sporrer@goethe.de


Christine Regus
Hauptstadtbüro
Tel.: +49 30 25906-471
regus@goethe.de


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