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WAZ: Erdogans Besuch in Washington: Türkisches Vietnam - Kommentar von Gerd Höhler

Geschrieben am 06-11-2007

Essen (ots) - Viel herausgekommen ist nicht beim Besuch Tayyip
Erdogans im Weißen Haus: Präsident George W. Bush brandmarkte die PKK
als "gemeinsamen Feind" und versprach den Türken
"nachrichtendienstliches Material" über die Bewegungen der kurdischen
Rebellen im Nordirak. Dafür hätte Erdogan nicht nach Washington
fliegen müssen. Das hatte ihm bereits US-Außenministerin Condoleezza
Rice versprochen - einschließlich "wirksamer Maßnahmen" gegen die
PKK.

Worin die bestehen sollen, ließ auch Bush offen. Eine
Bereitschaft, US-Truppen auf die Rebellen im Nordirak anzusetzen,
ließ der Präsident nicht erkennen. Trotz dieser mageren Ergebnisse
äußerte sich Erdogan nach dem Treffen mit Bush "zufrieden". Das
zeigt: Der türkische Premier will die Eskalation zurückdrehen.

Und er tut gut daran. Erdogan weiß: Bei einer groß angelegten
Invasion im Nordirak hat er nichts zu gewinnen - außer einem
flüchtigen Beifallssturm der türkischen Nationalisten. Doch auch
deren Kriegsbegeisterung dürfte sich schnell legen, wenn die ersten
Särge mit gefallenen Soldaten aus dem Nordirak heimkehren.
Militärisch wäre der Einmarsch ein Himmelfahrtskommando, Erdogan muss
fürchten, dass der Türkei im Nordirak ihr "Vietnam" droht.

Aber auch außenpolitisch wäre eine Invasion für die Türkei ein
Desaster. Das ohnehin belastete Verhältnis zu den USA würde
irreparablen Schaden nehmen, und die bereits stockenden
EU-Verhandlungen kämen womöglich ganz zum Stillstand. Schlimmer noch:
Ein türkischer Feldzug könnte sich schnell zu einem Flächenbrand
entwickeln, der auch auf die Kurdengebiete der Südosttürkei
übergreift. Eine solche Eskalation würde der extremistischen PKK neue
Anhänger in die Arme treiben.

All das spricht gegen eine Invasion. Was nicht bedeutet, dass
Erdogan die Hände in den Schoß legen wird. Möglich sind gezielte
Luftangriffe auf mutmaßliche PKK-Verstecke, gestützt auch auf die
Erkenntnisse US-amerikanischer Aufklärungsflugzeuge. Auch mit einer
solchen Strategie wird die PKK freilich nicht vernichtend zu schlagen
sein. Umso wichtiger wird es, an einer politischen Lösung des
Kurdenproblems zu arbeiten. Die Wurzeln des Konflikts liegen in
vorenthaltenen kulturellen Rechten, wirtschaftlicher Rückständigkeit
und sozialem Elend. Nur wenn die Türkei diese Ursachen beseitigt,
kann sie den Kampf gegen Extremismus und Terror gewinnen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-2727
zentralredaktion@waz.de


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