(Registrieren)

Erste Deutsche Mehrweg-Konferenz: Breite politische Front verlangt verbindliche Mehrwegförderung von Umweltministerin und Kommunen

Geschrieben am 27-10-2020

Berlin (ots) -

- Umweltbundesamt meldet mit 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsmüll neuen Höchststand in Deutschland - Jürgen Trittin und Deutsche Umwelthilfe fordern: Umweltministerin Schulze muss klimafreundliche Mehrwegflaschen fördern und das Unterschreiten der Mehrwegquote für Getränke sanktionieren - Städte und Gemeinden sollen, wie z.B. in Tübingen, Mehrwegsysteme durch Anschubfinanzierung, kommunale Verbrauchssteuern und Mehrweggebote auf Veranstaltungen fördern

Bundesumweltministerin Svenja Schulze sowie Städte und Gemeinden müssen jetzt verbindliche Schritte für eine konsequente Mehrwegpolitik einleiten. Dies fordern auf der ersten Deutschen Mehrweg-Konferenz heute die Deutsche Umwelthilfe (DUH) als Veranstalterin ebenso wie der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin und der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer. Zu den notwendigen Maßnahmen zählen ein Abfallvermeidungsziel, Mehrwegquoten, Einwegabgaben, eine steuerliche Besserstellung von Mehrweg sowie eine grüne öffentliche Beschaffung. Nur so lässt sich das immer größer werdende Problem von zu viel Einwegmüll lösen und konsequenter Klimaschutz umsetzen.

Dass Deutschland ein gravierendes Einwegmüll-Problem hat, wurde auf der Konferenz ebenfalls deutlich: das Umweltbundesamt hat heute für das Jahr 2018 mit 18,9 Millionen Tonnen einen neuen Rekordwert für Verpackungsmüll gemeldet. Seit 2010 ist der Verpackungsverbrauch um 17,9 Prozent gestiegen. Gleichzeitig wurden nur rund 47 Prozent der Plastikverpackungen tatsächlich recycelt. Während immer mehr Einwegverpackungen verbraucht werden, sinkt die Mehrwegquote für Getränkeverpackungen auf ein Rekordtief von nur noch 41 Prozent.

"Die Einführung des Einwegpfandes 2003 war der erste wichtige Schritt zum Schutz des deutschen Mehrwegsystems für Getränkeverpackungen. Der zweite Schritt ist eine Mehrwegquote. Im Verpackungsgesetz haben wir eine Zielquote von 70 Prozent. Aber Umweltministerin Svenja Schulze unternimmt nichts, damit diese Quote von der Wirtschaft auch umgesetzt wird. Das Ergebnis ist ein Rekordtief der Mehrwegquote bei nur noch 41 Prozent. Es fehlt derzeit der politische Wille, die Mehrwegquote gegen den Willen einwegorientierter Discounter und international agierender Konzerne durchzusetzen. Wir brauchen einen wirksamen Schutz für Mehrweg. Und den gibt es nur mit einer Einwegabgabe neben dem Pfand" , sagte Jürgen Trittin, Bundestagsabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen und ehemaliger Umweltminister.

"Mehrweg funktioniert hervorragend auch über Getränkeverpackungen hinaus. Ob für Coffee-to-go-Becher, Essensboxen, Kaffeekapseln oder Transportkisten - es gibt für all diese Anwendungen innovative Mehrwegsysteme. Wenn wir Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz ernst nehmen, dann brauchen wir einen Übergang von einer verschwenderischen linearen Wirtschaft zu einer echten Kreislaufwirtschaft. Diesen Übergang muss Umweltministerin Schulze vorantreiben. Deshalb fordern wir verbindliche Mehrwegquoten für Verkaufs-, Lebensmittel- und Transportverpackungen. Zudem brauchen wir Einwegplastik-freie Behörden und öffentliche Einrichtungen. Durch Mehrweggebote muss die öffentliche Beschaffung zur Abfallvermeidung beitragen" , forderte der DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

"Mehr als 40 Prozent des Straßenmülls in unseren Städten besteht aus Coffee-to-go-Bechern, Burgerboxen oder Pizzakartons. Deren Beseitigung kostet die Städte und Gemeinden jährlich 720 Millionen Euro. Allein Tübingen gibt dafür 700.000 Euro im Jahr aus. Um diesen unsäglichen Zustand zu beenden, erhalten Gastronomen in Tübingen bei einem Mehrwegumstieg einen finanziellen Zuschuss von bis zu 75 Prozent. Durch eine kommunale Verbrauchssteuer auf alle Einweg-to-go-Verpackungen wird Tübingen ab 2022 den notwendigen finanziellen Anreiz für den Umstieg auf Mehrweg setzen. Abfallvermeidung und Wiederverwendung muss sich auch wirtschaftlich lohnen, sonst macht kaum jemand mit" , sagte der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer.

Um wirtschaftliche Anreize für Mehrweg zu verstärken, muss es eine steuerliche Besserstellung im Vergleich zu Einweg geben. Die absurde Situation, dass zum Beispiel Mehrweggeschirr bei Essen auf Rädern mit dem vollen Mehrwertsteuersatz besteuert wird, Einweg hingegen mit dem erniedrigten, muss sich umdrehen. Darüber hinaus ist die Festlegung eines Abfallvermeidungsziels ein entscheidender Faktor, damit Mehrweg gegenüber Einweg den Vorzug erhält. Die DUH fordert deshalb die verbindliche Festlegung eines Ziels zur Halbierung des Verpackungsabfalls auf 120 Kilogramm pro Kopf und Jahr bis 2025. Bereits vor der Corona-Krise gab es in Deutschland jährlich 28.000 Tonnen Müll durch Einwegbecher für Heißgetränke sowie 155.000 Tonnen Müll durch Einweg-Essensbehälter.

Um politische Wege aus diesem Dilemma aufzuzeigen und innovative neue Mehrwegansätze vorzustellen, hat die DUH die Deutsche Mehrweg-Konferenz ins Leben gerufen. An der Corona-bedingt virtuell durchgeführten Veranstaltung haben rund 200 hochkarätige Expertinnen und Experten aus Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft teilgenommen.

Link:

- Informationen zu vorgestellten Mehrweg-Innovationen https://duh-mehrwegkonferenz.padlet.org/2020/4uv3uudqdbo5jb4f - Hintergrundinformationen zur 1. Deutschen Mehrweg-Konferenz: https://ots.de/MRCOnQ

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch@duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft DUH
030 2400867-43, 0151 18256692, fischer@duh.de

Jürgen Trittin, Mitglied des Bundestages/Bündnis90/DIE GRÜNEN und
Umweltminister a.D.
030 227 72247, juergen.trittin@bundestag.de

Boris Palmer, Oberbürgermeister der Stadt Tübingen
07071 204-1500, presse@tuebingen.de

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/22521/4745837
OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

753887

weitere Artikel:
  • Essensboxen, Kaffeekapseln, Kosmetikflaschen: Die Zukunft heißt Mehrweg Berlin (ots) - - Richtungsweisende Ansätze auf der ersten Deutschen Mehrweg-Konferenz vorgestellt - Abfallvermeidung sowie Klima- und Ressourcenschutz können nur mit Mehrwegsystemen in der Breite gelingen - Bundesregierung und Kommunen müssen Mehrweg gezielt fördern Einwegverpackungen können praktisch immer und überall durch wiederverwendbare und klimafreundliche Mehrweg-Alternativen ersetzt werden. Das ist das Ergebnis der heutigen ersten Deutschen Mehrweg-Konferenz, veranstaltet von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Möglich ist das auch mehr...

  • Bayernpartei: Datenschutz, Tesla und der Mittelstand - gleiches Recht für alle? München (ots) - Vergleichsweise wenig Aufsehen erregte eine jüngst veröffentlichte Studie des "Netzwerks Datenschutzexpertise", eines Zusammenschlusses von Datenschützern. Dabei ist der Ergebnis durchaus bemerkenswert und eindeutig. Untersucht wurde einer der derzeitigen medialen und Politiklieblinge, nämlich die E-Automarke "Tesla". Und deren Fahrzeuge dürften - aus Gründen des Verbraucher- und Datenschutzes - in Europa eigentlich gar nicht zugelassen werden. Bemängelt wird unter anderem die dauernd laufende Video- und Ultraschallüberwachung, mehr...

  • "US-Politik muss wieder multilateraler, antirassistischer, umweltfreundlicher und sozialer werden" / Adveniat zur anstehenden Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten Essen (ots) - Der künftige US-Präsident muss das Verhältnis der Vereinigten Staaten zu ihren südlichen Nachbarn dringend überprüfen. Das fordert das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat. Die großen gesellschaftlichen Fragen wie Migration, Umwelt- und Klimaschutz, die Rechte indigener Völker sowie die Förderung der Demokratie könnten nur "gemeinsam und auf Augenhöhe beantwortet werden", sagt Adveniat-Hauptgeschäftsführer Pater Michael Heinz. "Die Rechte der lateinamerikanischen Migranten dürfen nicht länger mit Füßen getreten werden. Nie wieder dürfen mehr...

  • Linken-Spitze will Parteitag absagen - Entscheidung über drei Alternativen am Samstag Düsseldorf (ots) - Die Spitze der Linken will ihren für das Wochenende in Erfurt geplanten Wahl-Parteitag absagen. Ein entsprechender Vorschlag des Parteispitze um Katja Kipping und Bernd Riexinger sei mit den Landesvorsitzenden einvernehmlich besprochen worden und solle am Dienstagabend beschlossen werden, erfuhr die Düsseldorfer "Rheinische Post" (Online, Dienstag) aus Parteikreisen. In der Vorstandssitzung am Samstag solle es dann eine Einigung auf eine von drei alternativen Varianten geben. Diese sind den Angaben zufolge: Ein dezentraler Parteitag mehr...

  • Gauland: AfD-Fraktion wird sich gegen erneuten Lockdown stemmen Berlin (ots) - Zu Forderungen nach verschärften Corona-Maßnahmen bis hin zu einem "Lockdown Light" erklärt der AfD-Fraktionsvorsitzende Alexander Gauland: "Keine Maßnahme - bis hin zum Lockdown - hatte bislang nachweisbaren Einfluss auf das Infektionsgeschehen, doch die Lockdown-Fantasien der Regierungspolitiker werden immer absurder. Mit immer drastischeren Forderungen versuchen die Verantwortlichen ihre tatsächliche Hilflosigkeit gegenüber saisonbedingt steigenden Fallzahlen zu kaschieren. Das ist gefährlicher Aktionismus. Schon durch die mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht