(Registrieren)

Novelle des Elektrogesetzes: Deutsche Umwelthilfe fordert flächendeckende Sammlung und mehr Wiederverwendung

Geschrieben am 16-10-2020

Berlin (ots) -

- Sammelquote für Elektroschrott liegt mit nur 43 Prozent weit hinter dem EU-Ziel von 65 Prozent - Umweltministerin Schulze muss Handel und Hersteller zur flächendeckenden Rücknahme verpflichten - Reparatur und Wiederverwendung müssen konsequent gefördert werden - Stopp des illegalen Imports von Elektrogeräten über Amazon & Co.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert den vom Bundesumweltministerium (BMU) vorgelegten Entwurf eines neuen Elektrogesetzes (ElektroG) als ungeeignet, um das Problem immer größer werdender Elektroschrottberge und viel zu geringer Sammelmengen zu lösen. Die Gesetzesvorlage gewährleistet keine flächendeckenden Sammelmöglichkeiten für Elektroschrott und entlässt vor allem den Onlinehandel weitestgehend aus der Verantwortung. Gleichzeitig fehlen Impulse zur Förderung der Reparatur, Wiederverwendung und einem verbesserten Öko-Design. Zur Lösung der Elektroschrottprobleme hat die DUH nun einen Maßnahmenplan veröffentlicht und fordert das BMU zur Nachbesserung des vorgelegten Gesetzentwurfs auf.

Der Umwelt- und Verbraucherschutzverband fordert von Bundesumweltministerin Svenja Schulze gesetzliche Mindeststandards zum Ökodesign, eine flächendeckende Rücknahme ausgedienter Elektrogeräte durch den stationären und Onlinehandel, eine grundsätzliche Prüfung ausgedienter Geräte auf Wiederverwendbarkeit sowie eine Quote von 15 Prozent zur erneuten Nutzung. Zudem muss die illegale Inverkehrbringung von Elektrogeräten im Onlinehandel durch eine Haftung elektronischer Marktplätze und E-Commerce-Plattformen gestoppt sowie das Recycling klimaschädlicher Kühlgeräte mit FCKW durch die Festlegung vorbildlicher Entsorgungsstandards im Elektrogesetz verbessert werden.

" Umweltministerin Svenja Schulze und ihre Vorgänger haben das Elektroschrottproblem nicht gelöst. Immer kurzlebigere Geräte führen zu immer größeren Elektroschrottbergen, aber gleichzeitig werden mit 43 Prozent viel zu wenig Altgeräte gesammelt, um wiederverwendet oder recycelt werden zu können. Um in die Nähe des gesetzlichen Sammelziels von 65 Prozent zu kommen, muss die Rücknahmeverpflichtung des Handels viel stärker ausgeweitet werden. Dazu reicht es nicht aus bei der Sammlung von Elektrokleingeräten nur besonders große Supermärkte einzubeziehen. Die Gesamtverkaufsfläche zur Rücknahmeverpflichtung muss auf 100 Quadratmeter abgesenkt werden. Das Gesetz muss zudem Online-Händler strikter zur Rücknahme verpflichten und Sammelstellen in mindestens jedem Postleitzahlgebiet vorschreiben ", sagt Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.

Es ist zwar ein erster Schritt in die richtige Richtung, dass Verbraucher Elektrokleingeräte zukünftig auch bei Lebensmitteleinzelhändlern abgegeben können sollen, allerdings ist die vorgesehene Mindestgröße von 800 Quadratmetern Verkaufsfläche viel zu groß, sodass viele Supermärkte aus dem Regelungsbereich fallen würden. Die DUH fordert daher, dass alle Händler mit einer Gesamtverkaufsfläche von mindestens 100 Quadratmetern zukünftig Elektrokleingeräte zurücknehmen müssen und zwar unabhängig vom Verkauf eines neuen Geräts. Beim Neukauf eines Elektrogeräts sollten Verbraucher unabhängig von der Verkaufsfläche auch immer ein Altgerät zurückgeben können.

Obwohl der deutsche Onlinehandel im Segment Unterhaltungselektronik einen Marktanteil von über 31 Prozent aufweist und in besonderer Weise von der Corona-Krise profitiert, sind die Rücknahmemengen an Elektroschrott verschwindend gering. Über den von Onlinehändlern hauptsächlich angebotenen Paketversand konnten bisher nur geringe Mengen erfasst werden. " Online-Händler sollten einen stationären Rückgabestandort in jedem Postleitzahlgebiet schaffen. Das kann einfach umgesetzt werden, indem sie sich an bestehenden Rücknahmesystemen beteiligen und deren weiteren Ausbau unterstützen. Der Postversand sollte lediglich als ergänzende Rückgabeoption angeboten werden, wobei Altlampen, lose oder beschädigte Batterien aus Sicherheitsgründen vom Postversand auszuschließen sind ", sagt der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.

Ein weiteres Problem im Zusammenhang mit dem Onlinehandel sind illegale Verkäufe zumeist importierter Ware über elektronische Marktplätze und E-Commerce-Plattformen wie Amazon, Ebay oder Alibaba. Das Problem nicht ordnungsgemäß angemeldeter Elektrogeräte sind nicht nur umgangene Entsorgungskosten und die Schwächung von Sammelsystemen, sondern häufig handelt es sich um Produkte von minderer Qualität, kurzer Lebensdauer und mit erhöhten Schadstoffgehalten. " Der illegale Verkauf von Elektrogeräten kann vermieden werden, indem Online-Marktplätze und E-Commerce-Plattformen wie Amazon oder Ebay nur Angebote registrierter Hersteller zulassen. Findet trotzdem ein Angebot, die Bereitstellung oder der Weitervertrieb nicht registrierter Elektrogeräte statt, so sollten Amazon & Co. rechtlich an die Stelle des Inverkehrbringers treten ", sagt Fischer.

Zudem fordert die DUH, dass die Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit von Elektrogeräten durch verbindliche Standards verbessert werden. Doch das Gegenteil ist der Fall und das Elektrogesetz setzt dem bislang nichts entgegen. Produkteigenschaften wie Haltbarkeit, Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und der Einsatz von Recyclingmaterialien müssen verbindlich festgelegt und im Markt zur Regel werden.

Die Wiederverwendung von Elektrogeräten spielt bislang eine untergeordnete Rolle, obwohl hier das größte Potential zur Entlastung der Umwelt besteht. Im Jahr 2018 wurden lediglich 1,7 Prozent der gesammelten Elektroaltgeräte zur Wiederverwendung aufbereitet. Damit mehr Geräte erneut genutzt werden, sollten 15 Prozent der zurückgenommenen Geräte verpflichtend für eine Wiederverwendung vorbereitet werden. Grundsätzlich sollten jedoch alle Altgeräte auf die Möglichkeit zur Wiederverwendung geprüft werden.

Ein weiteres Problem, dass durch die Novelle des Elektrogesetzes gelöst werden sollte, ist die unsachgemäße Entsorgung FCKW-haltiger Kühlgeräte. Zentrales Problem der deutschen Gesetzeslage ist, dass Vorgaben für Mindestentnahmemengen von FCKW fehlen und nur unzureichende Anlagenüberprüfungen stattfinden. Um dies zu ändern, fordert die DUH die verbindliche Festlegung der vorbildlichen europäischen Kühlgeräteentsorgungsnormen EN 50625-2-3 und TS 50625-3-4 (CENELEC-Standards) im Elektrogesetz bzw. der Behandlungsverordnung, jedoch nicht wie bisher geplant in der Abfallbehandlungs-Verwaltungsvorschrift. Als Verwaltungsvorschrift gilt diese erst nach fünf Jahren für Altanlagen und ermöglicht es den lokalen Behörden Ausnahmen zu erlassen.

Links:

Die Stellungnahme der DUH zum Entwurf des Elektrogesetzes finden Sie unter: http://l.duh.de/p201016

Pressekontakt:

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de

Thomas Fischer, Leiter Kreislaufwirtschaft
030 2400867-43, 0151 18256692, fischer@duh.de

DUH-Pressestelle:

Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe,
www.instagram.com/umwelthilfe

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/22521/4735759
OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

752538

weitere Artikel:
  • Branchenposition zum Referentenentwurf "Aktionsprogramm Insektenschutz" des BMU Berlin (ots) - Am 4. September 2019 verabschiedete das Bundeskabinett ein "Aktionsprogramm Insektenschutz". Der Bundesverband Mineralische Rohstoffe (MIRO) und der Bundesverband Baustoffe - Steine und Erden (bbs) begrüßen in einer gemeinsamen Stellungnahme die nun in einem Referentenentwurf des Bundesumweltministeriums (BMU) verfolgte Zielsetzung, Biodiversität zu fördern sowie eine Trendwende beim Arten- und Insektenschwund herbeizuführen. Bemängelt wird jedoch, dass der Entwurf zum Insektenschutzgesetz das de facto gebotene Potenzial nicht ausschöpft. mehr...

  • Deutsche Umwelthilfe: Umsetzung von Klimaschutzgesetz in Nordrhein-Westfalen droht zu scheitern Berlin (ots) - - Landesregierung muss bis Ende des Jahres Klimaschutzplan erneuern - DUH: Keine Verschleppung wirksamer Klimaschutzpolitik im Windschatten der Corona-Pandemie - Fortgeschriebener Klimaschutzplan muss deutlicher sichtbare Auswirkungen der Klimakrise seit Pariser Klimaschutzabkommen mit konkreten Maßnahmen abbilden Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert in einem formalen Antrag eine Fortschreibung des Klimaschutzplans für Nordrhein-Westfalen bis zum 30. November 2020. Die DUH warnt davor, dieses für den Klimaschutz im bevölkerungsreichsten mehr...

  • Bayernpartei: Bayerische Bildungsstandards nicht dem Harmonisierungs-Fetisch opfern München (ots) - Die Kultusministerkonferenz (KMK) hat sich darauf geeinigt, Schulabschlüsse künftig bundesweit besser vergleichbar und einheitlicher zu machen. So sollen etwa beim Abitur ab 2023 in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch und Französisch mindestens 50 Prozent der Aufgaben aus einem einheitlichen Pool gestellt werden. Die rheinland-pfälzische Kultusministerin und derzeitige Vorsitzende der KMK, Stefanie Hubig (SPD), sprach von einem "historischen Tag". Die Bayernpartei hat an sich nichts gegen eine bessere Vergleichbarkeit von mehr...

  • Kölner IS-Werber soll junge Mädchen mit Nacktfotos erpresst haben Köln (ots) - Nach der Verhaftung eines 18-jährigen Islamisten in Köln sind weitere Details bekannt geworden: Wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet (Freitagsausgabe), soll der Dschihadist in Chats junge Mädchen dazu aufgefordert haben, im Namen der Terror -Miliz "Islamischer Staat" (IS) hierzulande Selbstmord-Attentate zu begehen. Bei einer Durchsuchung fanden sich ein Messer und eine Machete. Zudem entdeckten die Ermittler auf dem Handy des deutschen Beschuldigten Dateien, die auf Kinderpornografie hindeuten. So hatte der Tatverdächtige zwölfjährige mehr...

  • Hahn: Keine unfairen Wettbewerbsvorteile für Großbritannien Berlin (ots) - Binnenmarktgesetz gefährdet Frieden auf der irischen Insel Der Stand der Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien über ein Freihandelsabkommen war am ersten Tag des EU-Gipfels Thema der Staats- und Regierungschefs. Dazu erklärt der europapolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Florian Hahn: "Es ist zu begrüßen, dass die Staats- und Regierungschefs der EU das Mandat für die Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich nicht aufgeweicht haben. Das britische Pokerspiel um faire Wettbewerbsbedingungen und einen Streitbeilegungsmechanismus mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht