(Registrieren)

Studie zur Zwischenlagerung hoch radioaktiver Abfälle: Atommüll-Problem weiter ungelöst

Geschrieben am 03-09-2020

Berlin (ots) - Die Suche nach einem tiefengeologischen Lager für hoch radioaktive Abfälle löst nicht das akute Zwischenlagerproblem. Eine Studie im Auftrag des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt: Die Situation der 16 deutschen Zwischenlager für hoch radioaktive Abfälle ist weiterhin teils hoch problematisch. Es fehlen Genehmigungen, Sicherheitsvorkehrungen sind unzureichend, es gibt kein Gesamtkonzept. Der BUND fordert von der Bundesregierung endlich ein belastbares Zwischenlagerkonzept - transparent erarbeitet, mit Beteiligung der Öffentlichkeit.

Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: "Die konzeptlose Zwischenlagerung des Atommülls in Deutschland gefährdet Mensch und Natur. Dieses brisante Thema wird von der Politik schon viel zu lange verschleppt, weil sich niemand daran die Finger verbrennen will. Doch es wird noch Jahrzehnte dauern, bis diese Abfälle in ein tiefengeologisches Lager verbracht werden können - wenn es überhaupt gelingt. Diese Zeit haben wir nicht. Der BUND fordert daher eine zügige und umfassende Überprüfung des gesamten Zwischenlagerkonzepts."

Oda Becker, Diplom-Physikerin und Studienautorin: "Die zwei deutschen Zwischenlager Jülich und Brunsbüttel besitzen seit sieben Jahren wegen fehlender Sicherheitsnachweise keine gültigen Genehmigungen. Die abgebrannten Brennelemente lagern dort einzig aufgrund aufsichtlicher Anordnungen. In das relativ schlecht geschützte Zwischenlager Ahaus sollen die abgebrannten Brennelemente aus dem Forschungsreaktor FRM II in München verbracht werden. Es handelt sich hierbei um 87,5 Prozent angereichertes und damit waffenfähiges Uran. Dieses Vorgehen ist absolut verantwortungslos."

Je länger Atommüll zwischengelagert wird, desto älter werden Behälterkomponenten. Das wirkt sich negativ auf die Sicherheit aus. So fehlen bisher Nachweise für das Verhalten der Materialien, die die Dichtheit für die erforderlichen langen Zeiträume gewährleisten sollen. Auch ist es in Deutschland zurzeit nicht vorgeschrieben, den Zustand der gelagerten Brennstäbe zu überprüfen. Die Sicherheit wird einzig durch rechnerische Nachweise geführt. "Das ist absolut unzureichend", so Becker.

Die Genehmigungen für die deutschen Zwischenlager sind auf 40 Jahre befristet. Sie enden zwischen 2034 und 2047. Ein tiefengeologisches Lager für hoch radioaktive Abfälle soll aber frühestens 2050 betriebsbereit, die Einlagerung erst 2070 abgeschlossen sein. Dieser Zeitplan wird jedoch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern einhellig als unrealistisch angesehen. Demnach ist eine erste Einlagerung erst in etwa 100 Jahren (2117) wahrscheinlich.

Bandt : "Es wäre fatal, wenn das Zwischenlagerproblem dafür herhalten müsste, dass eine Atommülllagersuche auf Kosten von Sicherheit und Partizipation beschleunigt wird. Das Verfahren für die Entwicklung eines neuen Zwischenlagerkonzepts muss transparent und mit umfassender Bürgerbeteiligung erfolgen. Das wäre im Sinne politischer Glaubwürdigkeit und ein wirksamer Schritt hin zu einer erfolgreichen Standortauswahl für ein tiefengeologisches Lager."

Hintergrund:

Zwölf Zwischenlager befinden sich an AKW-Standorten, die drei zentralen Zwischenlager sind das Transportbehälterlager Ahaus, Gorleben und das Zwischenlager Nord. Zudem existiert ein Zwischenlager am Forschungsstandort Jülich. Hoch radioaktive Abfälle werden in Tonnen Schwermetall gemessen. Das Bundesumweltministerium rechnet mit voraussichtlich etwa 10.500 Tonnen hoch radioaktiver Abfälle, die in Deutschland endgelagert werden müssen bis zum Ende der letzten AKW-Betriebsgenehmigungen in 2022. Brennelemente sind die strahlenintensivste Form radioaktivem Abfalls. Zwar macht der hoch radioaktive Abfall im Volumen weniger als zehn Prozent aller radioaktiven Abfallstoffen aus, enthält aber über 99 Prozent der gesamten Radioaktivität.

Mehr Informationen:

Studie: "Aktuelle Probleme und Gefahren bei deutschen Zwischenlagern für hoch-radioaktive Abfälle": http://www.bund.net/zwischenlagerstudie-2020

Pressekontakt:

Kontakt: Juliane Dickel, Leitung Atom- und Energiepolitik, BUND-Expertin für
Energiepolitik, Tel.: 030-27586-562, Mobil: 0176-31267936, E-Mail:
juliane.dickel@bund.net

BUND-Pressestelle:
Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Judith Freund | Heye Jensen
Tel. 030-27586-425 | -531 | -497 | -464 | E-Mail: presse@bund.net,
www.bund.net

Sie erreichen die Pressestelle zurzeit vorrangig mobil:
Sigrid Wolff: 0162-96 11 946
Daniel Jahn: 0170-160 66 58
Judith Freund: 0176-476 841 64
Heye Jensen: 01590 633 23 72

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/7666/4696494
OTS: BUND

Original-Content von: BUND, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

746478

weitere Artikel:
  • Das erste hybride Forum Alpbach ist gut gelungen Alpbach (ots) - Das Europäische Forum Alpbach freut sich über eine erfolgreiche und sehr internationale Veranstaltung. Im November übernimmt ein neuer, fast ausschließlich weiblicher Vorstand. "Das Experiment ist gelungen", befindet EFA-Präsident Franz Fischler zum Abschluss des ersten 12-tägigen hybriden Forums Alpbach. Das Forum, das in seinem 75. Jahr unter strengen Corona-Präventionsmaßnahmen in Alpbach und ansonsten großteils digital stattfand, freut sich über mehr als 5000 TeilnehmerInnen aus 134 Ländern, die meisten davon online. Damit mehr...

  • SÜDWIND fordert: NRW-Landesregierung soll sich hinter ein starkes Lieferkettegesetz stellen Bonn (ots) - Um ein Lieferkettengesetz, das Unternehmen zur Achtung von Menschenrechten und Umweltstandards im Ausland verpflichten soll, wird im Bundeskabinett aktuell heftig gerungen. Der Ausschuss für Europa und Internationales des Landtag NRW berät in seiner morgigen Sitzung über eine Unterstützung eines solchen Gesetzesvorhabens durch die Landesregierung. Das Bonner SÜDWIND-Institut engagiert sich in der Initiative Lieferkettengesetz für einen gesetzlichen Rahmen und fordert die Landesregierung zu einer klaren Positionierung für ein starkes mehr...

  • CDU-Wirtschaftssprecher: North Stream 2 muss trotz Giftanschlags auf Nawalny weitergebaut werden Düsseldorf (ots) - Die Gaspipeline North Stream 2 muss nach den Worten des wirtschaftspolitischen Sprechers der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), ungeachtet des Giftanschlags am russischen Regimekritiker Alexej Nawalny weitergebaut werden. "North Stream 2 zu stoppen, wäre absurd. Wir haben an der Pipeline mindestens ein so großes Interesse wie die Russen", sagte Pfeiffer der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag). "Wir erhalten dadurch eine weitere Transportroute für Gas und verbessern damit unsere Energiesicherheit", sagte der CDU-Politiker. mehr...

  • CDU-Wirtschaftssprecher: North Stream 2 muss trotz Giftanschlags auf Nawalny weitergebaut werden Düsseldorf (ots) - Die Gaspipeline North Stream 2 muss nach den Worten des wirtschaftspolitischen Sprechers der Unionsfraktion, Joachim Pfeiffer (CDU), ungeachtet des Giftanschlags auf den russischen Regimekritiker Alexej Nawalny weitergebaut werden. "North Stream 2 zu stoppen, wäre absurd. Wir haben an der Pipeline mindestens ein so großes Interesse wie die Russen", sagte Pfeiffer der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Freitag). "Wir erhalten dadurch eine weitere Transportroute für Gas und verbessern damit unsere Energiesicherheit", sagte der CDU-Politiker. mehr...

  • Scholz verteidigt Verlängerung der Insolvenz-Pause für Unternehmen gegen Kritik Osnabrück (ots) - Scholz verteidigt Verlängerung der Insolvenz-Pause für Unternehmen gegen Kritik Finanzminister: Ausnahme gerechtfertigt, pragmatisch und lebensnah - "Lehrbuchweisheiten helfen nicht weiter" Osnabrück. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat den Kabinettsbeschluss, die Insolvenzantragspflicht weiterhin auszusetzen, gegen scharfe Kritik aus Opposition und Wirtschaft verteidigt. "Unser Land ist bislang gut durch die Corona-Krise gekommen, weil der Staat Beschäftigten wie Unternehmen das klare Signal gegeben hat, dass wir gemeinsam mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht