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Deutschland auf Platz fünf der schlimmsten Überfischungs-Sünder in der EU

Geschrieben am 29-04-2020

Berlin (ots) - In den letzten 20 Jahren lag Deutschland durchschnittlich 22 Prozent oberhalb wissenschaftlicher Fangempfehlungen - Kabeljau, Dorsch und Hering durch Überfischung stark bedroht - EU-weit sind die Hälfte der Fischpopulationen überfischt - Ende der Überfischung muss im Green Deal verankert werden

In den vergangenen 20 Jahren haben die EU-Länder etwa 8,78 Millionen Tonnen Fisch zu viel aus den Meeren geholt. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie der New Economics Foundation (NEF). Deutschland ist hinter Spanien, Irland, Portugal und den Niederlanden auf Platz fünf der Rangliste der schlimmsten Überfischungs-Sünder. Diese fünf Länder überschritten die wissenschaftlich empfohlenen Fangmengen um 35, 24, 23, 23 bzw. 22 Prozent. Mit Blick auf die absoluten Mengen in Tonnen profitierten vor allem das Vereinigte Königreich, Dänemark und Spanien (1,78 Mio. t, 1,48 Mio. t bzw. 1,04 Mio. t) von der Überfischung. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), NEF und die Initiative Our Fish fordern, das Ende der Überfischung im EU-Klimaschutzgesetz und im Green Deal der EU festzuschreiben.

Dazu Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Aufgrund der anhaltenden Überfischung der Dorschpopulationen in der Ostsee ist Deutschland seit 2018 der Europameister bei der Überfischung der Ostsee. Einige Fangquoten werden jedes Jahr oberhalb der Empfehlungen festgelegt, dazu gehören Kabeljau im Kattegat, Dorsch in der Ostsee und Hering in der westlichen Ostsee. Deutschland hat versäumt, sich für ein Ende der Überfischung stark zu machen und nun leiden die Fischer und die Ökosysteme unter den Konsequenzen. Ministerin Julia Klöckner muss während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft unbedingt sicherstellen, dass die Gemeinsame Fischereipolitik eingehalten wird und keine Fangquoten mehr über den wissenschaftlichen Empfehlungen festgelegt werden."

Die NEF-Studie "Landing the Blame" belegt, dass zwischen 2001 und 2020 durchschnittlich sechs von zehn der jährlich vereinbarten Gesamtfangmengen oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen festgelegt wurden. Während der prozentuale Anteil, um den die Gesamtfangmengen die Empfehlungen überschreiten, in diesem Zeitraum zurückging (von 39 Prozent auf 10 Prozent in allen EU-Gewässern), ist der Anteil der über den Empfehlungen festgelegten Gesamtfangmengen weniger gesunken (von acht von zehn auf fünf von zehn). Deutschlands Fangmengen lagen durchschnittlich 22 Prozent über den wissenschaftlichen Empfehlungen. Damit belegt es im europäischen Vergleich den fünften Platz. Das macht im Zeitraum von 2001 bis 2020 eine Menge von 592.000 Tonnen Fisch, die durch das Überschreiten der wissenschaftlichen Empfehlungen zu viel aus dem Meer geholt wurden. Für das Jahr 2020 wurden durch das Mitwirken von Deutschland 33 Fanggrenzen (von 69 bewerteten) zu hoch festgelegt und somit die Frist der Gemeinsamen Fischereipolitik verfehlt.

"Wenn die EU ihrer Verpflichtung nachkommt, die Überfischung zu beenden und alle Fischbestände wieder auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen, könnte sie über 20.000 neue Arbeitsplätze schaffen, zusätzlich 89 Millionen Menschen ernähren und ein Zusatzplus von 1,6 Milliarden Euro Jahresumsatz erwirtschaften" , so Griffin Carpenter, Senior Researcher der NEF. "Stattdessen haben die EU-Fischereiminister jedes Jahr Fanggrenzen festgelegt, die oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen liegen und somit die gesetzliche Frist der EU, bis 2020 die Überfischung zu beenden, ignoriert. Dies muss ein Ende haben."

"Die Covid19-Krise zeigt uns deutlich, dass die andauernde systematische Zerstörung der Natur die Gesundheit unseres Planeten und der Menschheit bedroht. Die vorliegende Studie belegt, dass die EU-Fischereiminister durch die Fortführung der Überfischung unsere Meeresökosysteme und somit deren Pufferfunktion gegen den Klimawandel enorm geschwächt haben" , so Rebecca Hubbard, Direktorin der Our Fish-Initiative. "Die Europäische Kommission und die Staats- und Regierungschefs der EU müssen endlich aufwachen und den Ernst dieser Situation erkennen. Sie müssen das Ende der Überfischung und die Wiederherstellung eines guten Umweltzustandes unserer Meere im EU Green Deal verankern. Dazu ist es dringend notwendig, dass die Fertigstellung der Biodiversitäts- und Farm-to-Fork-Strategien oberste Priorität haben und nicht verschoben werden."

Links:

Landing the Blame: Overfishing in the Northeast Atlantic 2020: http://ots.de/17MTdd

Pressekontakt:

Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer DUH
0160 90354509, mueller-kraenner@duh.de

Rebecca Hubbard, Programmdirektorin Our Fish
+34 657669425, rebecca@our.fish

Griffin Carpenter, New Economics Foundation
+44 759 211 7776, griffin.carpenter@neweconomics.org

Dr. Katja Hockun, Projektmanagerin Meeresnaturschutz DUH
030 2400867-895, hockun@duh.de

DUH-Pressestelle:

Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de http://www.duh.de,
http://www.twitter.com/umwelthilfe, http://www.facebook.com/umwelthilfe,
http://www.instagram.com/umwelthilfe

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/22521/4583567
OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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