(Registrieren)

Lebensmittelbranche: Zahlungsrisiko steigt 2020 in Deutschland und Europa

Geschrieben am 11-02-2020

Köln (ots) - Die Lieferanten und Dienstleister der Lebensmittelbranche müssen in
diesem Jahr mit einem höheren Risiko für Zahlungsausfälle und -verzögerungen bei
Geschäften mit europäischen Abnehmern rechnen. Auch bei Kunden aus Deutschland
nehmen die Unsicherheiten zu. Das geht aus einer aktuellen Branchenanalyse des
internationalen Kreditversicherers Atradius hervor. Besonders im Segment der
fleischverarbeitenden Industrie sind die Risiken in vielen Ländern Europas
derzeit groß. Für die deutsche Lebensmittelbranche rechnet Atradius in diesem
Jahr mit einem Anstieg der Insolvenzen von bis 2 % gegenüber 2019.

"Insgesamt kann man die wirtschaftliche Situation der europäischen
Lebensmittelbranche aktuell noch als stabil bewerten", sagt Michael Karrenberg,
Regional Director Risk Services Germany, Central, North, East Europe &
Russia/CIS von Atradius. "Der Sektor verhält sich in unsicheren Zeiten nicht
zyklisch - gegessen wird immer. Aber die Branche ist anfällig für
unvorhersehbare Ereignisse, dazu zählen etwa schwankende Rohstoffpreise oder
auch Seuchen wie die aktuell in einigen Teilen der Welt grassierende
afrikanische Schweinepest. Dazu kommt noch das sich verändernde Konsumverhalten.
Verbraucher hinterfragen bei Nahrungsmitteln und Getränken immer mehr die
Inhalte, die Produktionsprozesse und die Lieferketten hinsichtlich
Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit. Auch das setzt die Hersteller
zunehmend unter Druck."

Deutschland: Margen immer magerer

Die Zunahme der Insolvenzen in der deutschen Lebensmittelbranche ist aus Sicht
von Atradius auf die anhaltenden schwierigen Bedingungen im hiesigen Markt
zurückzuführen. Trotz zunehmender Verkaufszahlen sind die Margen im vergangenen
Jahr abermals gesunken, unter anderem wegen steigender Herstellungskosten und
eines intensiven Wettbewerbs. In den kommenden sechs Monaten dürfte sich der
Druck auf die Erträge weiter vergrößern. Die Verschuldung vieler Firmen ist
hoch, ebenso ihre Abhängigkeit von Bankenfinanzierungen. Die Kreditinstitute
bleiben weiterhin restriktiv bei der Vergabe von Darlehen an Akteure aus dem
Lebensmittelsektor. Vor diesem Hintergrund dürften aus Sicht von Atradius in den
nächsten sechs Monaten auch die Fälle von Zahlungsverzögerungen bei Abnehmern
aus dem Nahrungsmittel- und Getränkebereich steigen.

Besonders hoch sind die Unsicherheiten in der fleischverarbeitenden Industrie,
daneben geht Atradius aber auch in der Getränkewirtschaft sowie im Segment Obst
und Gemüse von steigenden Zahlungsrisiken aus. Der Kreditversicherer hat zudem
eine hohe Zahl von Betrugsversuchen bei Abnehmern aus den Bereichen Fisch sowie
Obst und Gemüse festgestellt. In den meisten Fällen wurde hierbei eine relativ
hohe Anzahl an Waren bestellt mit der Absicht, diese nicht zu bezahlen und sich
den Gläubigern zu entziehen. Die Auftraggeber verlangten dabei stets Rechnungen
mit Zahlungsziel.

Mehr Insolvenzen in französischer Fleischindustrie

In Frankreich haben die französische Lebensmittelverarbeiter, insbesondere in
der Fleischindustrie, zuletzt Marktanteile im Inland verloren. Viele Firmen
haben angesichts der großen Marktmacht der Einzelhändler und der starken
Konkurrenz aus anderen EU-Ländern Mühe, die höheren Kosten weiterzugeben, die
bei ihnen aufgrund volatiler Rohstoffpreise entstehen.

Der Verbrauch bestimmter Milchprodukte wie Frischmilch oder Joghurt zuletzt
zurück. Die Nachfrage nach Käse und Bioprodukten blieb hingegen robust, ebenso
die Exportquote dieser Produkte. Die deutlich größeren Probleme bestehen derzeit
im französischen Fleischsektor, wo es jüngst zu vermehrten Zahlungsverzögerungen
und Insolvenzen kam. Zudem aßen die Franzosen zuletzt weniger
Rindfleischprodukte. Im Geflügelsegment wird die wachsende Nachfrage zunehmend
durch Importe (hauptsächlich aus Polen) gedeckt. Die Schlachtpreise für Schweine
haben aufgrund der afrikanischen Schweinepestepidemie in China stark zugenommen.
Das setzt wiederum die Schweinefleischverarbeiter zusätzlich unter Druck.

Atradius geht davon aus, dass die Margen in der französischen
Lebensmittelindustrie zurückgehen und die Insolvenzzahlen in den kommenden sechs
Monaten zunehmen. Besondere Unsicherheiten sieht der Kreditversicherer weiterhin
bei den Abnehmern aus der fleischverarbeitenden Industrie.

Italienische Nahrungsmittelbranche: Konsolidierung setzt sich fort

Der Nahrungsmittelbereich gehört in Italien zu den wichtigsten Branchen der
Volkswirtschaft. 2018 erzielte er einen Gesamtumsatz von mehr als 140 Milliarden
Euro, was 8 % des italienischen Bruttoinlandsproduktes ausmachte.

Derzeit gilt die italienische Nahrungsmittelbranche als relativ
widerstandsfähig, begünstigt durch einen positiven Kreditzyklus, der das Risiko
von Liquiditätsengpässen mindert. Die Rentabilität ist jedoch weiterhin
verhältnismäßig gering. In dem Markt herrscht ein intensiver Wettbewerb vor.
Insbesondere im Lebensmittelhandel gibt es eine Vielzahl von kleineren
Marktteilnehmern, die nicht nur untereinander konkurrieren, sondern sich auch
gegen große, internationale Konzerne behaupten müssen. Vor diesem Hintergrund
ist damit zu rechnen, dass sich der Konsolidierungsprozess, der 2019 schon zu
sehen war, in diesem Jahr fortsetzt.

Insgesamt gehen die Atradius-Risikoanalysten davon aus, dass sich die
Zahlungsverzögerungen in der Branche in den kommenden sechs Monaten leicht
erhöhen und die Insolvenzzahlen stagnieren werden. Weiterhin groß ist hingegen
das Betrugsrisiko, dem italienische Lebensmittelunternehmen ausgesetzt sind,
insbesondere Großhändler von Fleisch und Fisch.

Die vollständige Analyse der Lebensmittelbranche von Atradius kann kostenlos im
Menüpunkt Publikationen unter www.atradius.de heruntergeladen werden.

Über Atradius

Atradius ist ein globaler Anbieter von Kreditversicherungen, Bürgschaften,
Inkassodienstleistungen und Wirtschaftsinformationen mit einer strategischen
Präsenz in mehr als 50 Ländern. Die von Atradius angebotenen Produkte schützen
Unternehmen weltweit vor den Ausfallrisiken beim Verkauf von Waren und
Dienstleistungen auf Kredit. Atradius ist Mitglied der Grupo Catalana Occidente
(GCO.MC), einer der größten Versicherer in Spanien und einer der größten
Kreditversicherer der Welt. Weitere Informationen finden Sie online unter
www.atradius.de

Pressekontakt:

Für weitere Informationen:

Atradius Kreditversicherung
Niederlassung der Atradius Crédito y Caución S.A. de Seguros y
Reaseguros

Astrid Goldberg
Pressesprecherin
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2210
E-Mail: astrid.goldberg@atradius.comastrid

Stefan Deimer
Pressereferent
Telefon: +49 (0) 221 2044 - 2016
E-Mail: stefan.deimer@atradius.com

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/52329/4517018
OTS: Atradius

Original-Content von: Atradius, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

720896

weitere Artikel:
  • Digitale Inklusion: Jetzt. Für alle. (FOTO) Berlin (ots) - Digitale Inklusion: Jetzt. Für alle. Die Digitalisierung ist ein Gewinn für Politik, Wirtschaft Gesundheit und Gesellschaft, doch 13 Mio. Menschen in Deutschland sind nicht online, also hinter digitalen Mauern und profitieren nicht von den Vorteilen. Das hat enorme Auswirkungen auf das Gesundheitssystem, den Ausgang von Wahlen aber auch die Belastung der Kommunen und das Verhalten der nachwachsenden Generationen. Wir müssen handeln und die digitale Inklusion der Älteren und Nicht-Digitalen jetzt anpacken! Paul Lunow, mehr...

  • Investitionen in KI-Startups haben sich in Deutschland 2019 fast verdoppelt: Anstieg auf 510 Millionen Dollar (FOTO) München (ots) - - Im Jahr 2018 lagen die Investitionen noch bei 273 Millionen Dollar - Die europäischen Spitzenreiter Frankreich (1,3 Milliarden Dollar) und Großbritannien (1,2 Milliarden) liegen deutlich vorn - 14 Prozent der ausländischen Investoren in Deutschland stammen aus den USA In Deutschland wurden im vergangenen Jahr 218 Neugründungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) finanziert. Damit liegt Deutschland im europäischen KI-Ökosystem auf dem dritten Platz, hinter Großbritannien mehr...

  • NAVAX von der Industrie- und Handelskammer Köln als vorbildliches Ausbildungsunternehmen ausgezeichnet KölnWien (ots) - NAVAX wurde von der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK Köln), stellvertretend für das bundesweite Netzwerk "Berufsbildung ohne Grenzen", als vorbildliches Ausbildungsunternehmen ausgezeichnet. Die IT-Unternehmensgruppe ermöglicht seinen Auszubildenden berufliche Auslandsaufenthalte und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Förderung der grenzüberschreitenden Mobilität in der Berufsausbildung. Die IHK Köln würdigte das besondere Engagement von NAVAX mit einer Urkunde und dem Siegel "Berufsbildung ohne Grenzen". mehr...

  • Gössl setzt auf Crowdinvesting und unterstützt Existenzgründerinnen Salzburg (ots) - Traditionsunternehmen treibt Expansion voran und geht dabei innovative Wege Der führende Trachtenhersteller Gössl aus Salzburg beschreitet neue Weg in der Finanzierung und Expansion. Der Geschäftsführer des Familienunternehmens Maximilian Gössl setzt dabei auf Crowdinvesting, um Existenzgründerinnen als künftige Franchisepartner zu unterstützen. Die Crowdinvesting-Kampagne startet am 11.02.2020. Mit derzeit 40 Geschäften in Österreich, Deutschland und Südtirol ist Gössl führende Marke im Premium- und Luxussegment mehr...

  • Nachhaltiger Einkauf an der Frischetheke / Kaufland ermöglicht überall das Mitbringen eigener Behälter (FOTO) Neckarsulm (ots) - Kaufland bietet seinen Kunden in allen Filialen die Möglichkeit, ihre eigenen Behälter an die Frischetheke mitzubringen und somit Plastik einzusparen. Mit der Einführung eines neuen Frischetabletts hat das Unternehmen eine für alle Filialen praktikable Möglichkeit gefunden, Fleisch, Wurst oder Käse nicht in Folie zu verpacken, sondern direkt in die eigene Mehrwegdose der Kunden zu legen. "Der Kundenwunsch nach mehr Nachhaltigkeit steht für uns im Mittelpunkt", sagt Patrick Höhn, Geschäftsführer Frische. "Deshalb mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht