Mord an Walter Lübcke: Tatverdächtiger für AfD aktiv
Geschrieben am 21-01-2020 |   
 
 Hamburg (ots) - Der Hauptverdächtige im Mordfall des Kasseler  
Regierungspräsidenten Walter Lübcke hatte offenbar engere Verbindungen zur AfD  
als bisher bekannt. Nach Recherchen des NDR soll der Rechtsextremist Stephan E.  
die AfD im hessischen Landtagswahlkampf 2018 unterstützt haben. So soll E. unter 
anderem Wahlplakate aufgehängt und mehrere Treffen der Partei in Nordhessen  
besucht haben. Das haben AfD-Mitglieder gegenüber der Polizei angegeben, wie NDR 
Recherchen ergaben. Bisher waren lediglich eine Spende an die Partei sowie die  
Teilnahme an einer AfD-Demonstration in Chemnitz 2018 bekannt. 
 
Nachdem Mitte Juni vergangenen Jahres bekannt geworden war, dass Stephan E. für  
den Mord an Walter Lübcke verantwortlich sein soll, meldete sich der ehemalige  
Kreisvorsitzende der Kasseler AfD bei der Polizei. Er schilderte den Beamten,  
dass Stephan E. im Wahlkampf zur Landtagswahl 2018 beim Plakatieren geholfen  
habe. E. sei ihm zuvor nicht bekannt gewesen. Das geht aus Unterlagen hervor,  
die der NDR einsehen konnte. Der ehemalige AfD-Funktionär hatte bei der Wahl für 
den Hessischen Landtag kandidiert. Später habe er den heute in Untersuchungshaft 
sitzenden E. bei der Wahlparty in einem Stammlokal der AfD in Kassel gesehen,  
sagte der Zeuge gegenüber der Polizei. Auf Anfrage des NDR wollte sich der  
ehemalige AfD-Kreisvorsitzende dazu nicht äußern. 
 
Nach Recherchen des NDR haben weitere Zeugen bei der Polizei ausgesagt, sie  
hätten den Mordverdächtigen E. bei AfD-Treffen gesehen. Ein AfD-Anhänger aus  
Kassel sagte den Ermittlern, er habe E. Ende 2018 bei einem Vortrag bei der AfD  
kennengelernt. Man habe sich auch mehrmals privat getroffen, aber nie über  
Politik gesprochen. 
 
Auch der heutige Vorsitzende der AfD in Kassel hatte Stephan E. bei  
Partei-Veranstaltungen gesehen. Nachdem Medien im Juni Fotos des Verdächtigen  
veröffentlicht hatten, erkannte der AfD-Funktionär das Gesicht, erklärte er in  
einer Aussage bei der Polizei. Bei mindestens drei Versammlungen der AfD habe er 
E. gesehen, sagte der AfD-Mann den Ermittlern. E. habe sich immer zurückgehalten 
und in den hinteren Reihen gesessen. Zu einer Veranstaltung sei E. in Begleitung 
eines anderen Mannes gekommen. 
 
Auf Anfrage des NDR bestätigte die AfD Hessen, dass Stephan E. "bei einigen für  
alle interessierten Bürger frei zugänglichen Veranstaltungen der AfD in  
Kassel-Stadt zugegen" war. E. und sein Umfeld seien für die örtlichen  
AfD-Politiker "völlig unbekannt" gewesen. Noch im Juni 2019 habe der  
AfD-Kreisvorsitzende die Landes- und Bundesspitze der AfD informiert. Umgehend  
habe die Partei auch die Ermittler über die Anwesenheit auf AfD-Veranstaltungen  
und die Hilfe im Wahlkampf unterrichtet. Die weitere Steuerung der Information  
sei von der AfD "komplett den Behörden überlassen" worden, da es sich um eine  
laufende Ermittlung handele. 
 
Im September 2019 hatte der Bundesverband der AfD dem NDR über einen Anwalt  
mitteilen lassen, dass eine Nähe zwischen dem Mordverdächtigen und der Partei  
"in keinster Weise bestand oder besteht". Damals hatte der NDR die Partei um  
eine Stellungnahme zu einer Spende gebeten, die Stephan E. an die AfD getätigt  
haben soll. 
 
Eine Anfrage des NDR zu den neuen Recherchen ließ der AfD-Bundesverband  
unbeantwortet. Der Verteidiger von Stephan E. wollte sich zu den neuen NDR  
Recherchen nicht äußern. 
 
Bei der Durchsuchung des Wohnhauses des mutmaßlichen Lübcke-Mörders Stephan E.  
fanden die Ermittler nach Recherchen des NDR Unterschriftenlisten mit den Namen  
von AfD-Kandidaten. Gegenüber dem Hessischen Landeskriminalamt hat eine Zeugin  
zudem ausgesagt, Stephan E. habe zusammen mit dem mutmaßlichen Mordhelfer Markus 
H. 2016 und 2017 an AfD-Demonstrationen in Erfurt teilgenommen. 
 
Nach Einschätzung des Kasseler Politikwissenschaftlers Prof. Wolfgang Schroeder  
könne die AfD zwar nichts dafür, wenn sich Rechtsextremisten wie Stephan E. für  
sie einsetzen. Man müsse sich aber fragen, warum er gerade zur AfD gegangen sei. 
Die AfD habe sich im Laufe der Zeit radikalisiert, sagt Prof. Schroeder im  
Interview mit dem NDR Magazin "Panorama 3". So sei die Partei auch für  
Rechtsextremisten interessant geworden. "Extremistische Kräfte, die nicht nur  
die Verfassung ändern wollen, sondern sogar bereit sind, Gewalt einzusetzen,  
sehen in dieser Partei eine Projektionsfläche, einen Handlungsraum", erklärt der 
Politologe. 
 
Mehr dazu am Dienstag, 21. Januar, um 21.15 Uhr in "Panorama 3" im NDR  
Fernsehen. 
 
Online finden Sie "Panorama 3" unter www.NDR.de/panorama3 
 
Pressekontakt: 
 
Norddeutscher Rundfunk 
Presse und Information 
Iris Bents 
Tel.: 040 / 4156-2301 
Mail: i.bents@ndr.de 
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Agentur Ulrike Boldt, Tel. 0172 - 2439200 
 
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