Mehrheit für die Mogelpackung/Wahlsieger Boris Johnson wird die Briten zum 31. Januar aus der EU führen. Doch wohin die Reise geht, hat er nicht gesagt. Von Jochen Wittmann
Geschrieben am 13-12-2019 |   
 
 Regensburg (ots) - Boris Johnson hat es geschafft. Der britische Premierminister 
konnte die vorgezogenen Neuwahlen zum Unterhaus deutlich gewinnen. Die Blockade  
des Parlaments, die seit mehr als drei Jahren für ein endlos langes und  
quälendes Brexit-Drama gesorgt hatte, ist beendet, denn Boris Johnson hat eine  
satte absolute Mehrheit errungen. Er kann sein Versprechen wahr machen und "den  
Brexit durchziehen". Na ja, zumindest einen Teil davon. Er kann den von ihm neu  
ausgehandelten Austrittsvertrag durch das Parlament bringen. Ein noch zu  
verhandelndes Handelsabkommen mit der EU ist allerdings der nächste Meilenstein. 
Mit Johnsons Deal ist der Brexit noch lange nicht vom Tisch. Ausgetreten wird  
Großbritannien Ende Januar sein, aber angekommen in einer neuen Beziehung zur EU 
ist es dann nicht. Schicksalswahlen wurden sie genannt, und das war  
ausnahmsweise einmal nicht zu vollmundig formuliert. Es ging um nichts weniger  
als um eine fundamentale nationale Richtungsentscheidung, um die Zukunft  
Großbritanniens. Wohin wendet sich das Land im Brexit-Streit? Unter Labour hätte 
das Königreich zumindest einen weichen Brexit oder vielleicht sogar eine  
Zurücknahme des Austrittswunsches angesteuert. Mit Boris Johnson steht den  
Briten jetzt ein harter Brexit ins Haus, denn der Premierminister hält nichts  
von einem Verbleib in Zollunion oder Binnenmarkt. Er hat nun eine  
Übergangsperiode bis zum Ende nächsten Jahres, um ein umfassendes  
Handelsabkommen mit der EU zu erreichen. Eine weitere Verlängerung der  
Übergangsfrist hat Johnson ausgeschlossen. Die meisten Experten halten es für  
unwahrscheinlich, dass ein Abkommen in lediglich zwölf Monaten ausgehandelt  
werden könnte. Dann aber droht dem Land - und auch der EU - wieder der  
Klippensprung: ein ziemlich harter Brexit nach den Regeln der  
Welthandelsorganisation mit Zöllen und Einfuhrschranken. So gesehen haben sich  
die Briten für eine Mogelpackung entschieden. Sie sehnten sich nach einem Ende  
des Brexit-Gezerres, sie verlangten den Schlussstrich. Johnson hat den Briten  
den Brexit zu Weihnachten versprochen, und das wollten sie gerne glauben. Doch  
was sie bekommen haben, ist lediglich die Aussicht, dass das Land fristgerecht  
zum 31. Januar austreten wird. Wohin danach die Reise geht, wurde ihnen von  
Boris Johnson nicht gesagt. In Brüssel herrscht Erleichterung, dass es in London 
jetzt klare Verhältnisse gibt. Die Finanzmärkte reagierten mit einer  
Kursanhebung des Pfund Sterling. Doch die Drohung eines Klippen-Brexit steht  
nach wie vor im Raum. EU-Ratspräsident Charles Michel erklärte: "Wir werden  
einen zukünftigen Handels-Deal verhandeln, der faire Wettbewerbsbedingungen  
gewährleistet." Wenn er sich da nicht geirrt hat. Die Brexit-Hardliner in  
Johnsons Regierungsfraktion sind nicht daran interessiert, EU-Standards in  
Sachen Umwelt, Besteuerung, Verbraucherschutz oder Arbeitsrecht beizubehalten.  
Sie wollen die Abweichung vom europäischen Wirtschaftsmodell und streben ein  
Singapur an der Themse an. Johnson hat diesen Brexit-Hardlinern seinen Aufstieg  
zu verdanken und steht in der Bringschuld. Der einzige Lichtblick in dieser  
Situation ist der haushohe Sieg, den Johnson erringen konnte. Denn im Gegensatz  
zu seinen Vorgängern Theresa May und David Cameron hat der Premierminister jetzt 
eine deutliche parlamentarische Mehrheit im Rücken, die ihn davon befreit, eine  
Geisel der Parteirechten zu sein. Er kann schalten und walten, wie er will. Er  
ist nicht mehr erpressbar. Er könnte den Brexit-Hardlinern einfach eine Nase  
drehen, eine Kehrtwende vollziehen und einen weichen Brexit ansteuern. Übung in  
gebrochenen Versprechen hat er ja. 
 
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