(Registrieren)

"Mietendeckel ist kontraproduktiv"

Geschrieben am 03-12-2019

Berlin (ots) - Pfandbriefbanken kritisieren Gesetzesvorhaben in Berlin

Der vom Berliner Senat beschlossene Gesetzentwurf zum Mietendeckel für das Land
Berlin wird von den Pfandbriefbanken scharf kritisiert: "Die Politik erlaubt
sich hier einen Markteingriff, der unangemessen und nicht zielführend ist",
betonte Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher
Pfandbriefbanken (vdp).

Auch wenn die angespannte Wohnungssituation in Metropolen wie Berlin zu Recht
eines der drängenden Themen für die Politik ist, hat der Berliner Senat mit
seinem Alleingang aus Sicht der Pfandbriefbanken einen falschen Weg
eingeschlagen. "Der Mietendeckel ist kontraproduktiv: Anstatt das eigentliche
Problem zu beheben, werden neue Probleme geschaffen", kritisierte Tolckmitt.
"Durch diese Maßnahme wird keine einzige neue Wohnung gebaut. Vielmehr wird der
Mietendeckel die Neubauaktivitäten sogar eher dämpfen." Mit entsprechenden
Folgen: Ein eingeschränktes Angebot führt bei gleichbleibender Nachfrage wieder
zu Mietpreissteigerungen bei neuen Wohnungen. "Statt Mietpreisbremsen oder
Mietendeckel zu erlassen, sollte der Kern des Problems angegangen werden: neuen
Wohnraum zu schaffen", unterstrich Tolckmitt. Dies würde durch die Ausweisung
neuen Baulands und die schnellere Erteilung von Baugenehmigungen gelingen. Nur
ein größeres Wohnungsangebot kann die Mietpreise mindern und den Wohnungsmarkt
entspannen.

Mietendeckel wird sich auf Immobilienwerte auswirken

Die Folgen des Berliner Gesetzesvorhabens sind aus Sicht des vdp weitreichend.
Betroffen sind insbesondere Eigentümer, die ihre Immobilien mit Hilfe von
Fremdkapital erworben haben, da sich der Mietendeckel auf die Bewertung von
Immobilien auswirken wird. Regulatorische Vorgaben aus der Capital Requirements
Regulation (CRR) zur Überwachung der Wertentwicklung der finanzierten Immobilien
sehen vor, dass alle Objekte in einer Region, die von erheblichen
Preiskorrekturen betroffen sind, neu zu bewerten wären. Den Pfandbriefbanken
zufolge ist es nicht auszuschließen, dass diese Situation in Berlin eintritt.
Aufgrund entsprechender Bewertungsvorschriften wären die zum Zeitpunkt der
Kreditvergabe im Rahmen der Bewertung angesetzten Mieten dann möglicherweise zu
kürzen. Die damit einhergehenden niedrigeren Marktwerte der Objekte hätten
höhere Beleihungsausläufe (LTVs) zur Folge, wodurch Kreditnehmer unverschuldet
eventuelle Abreden in Kreditverträgen (Covenants) verletzen würden. Kreditnehmer
müssten dann zusätzliche Sicherheiten bereitstellen.

Darüber hinaus wird aus Sicht der Pfandbriefbanken die negative Langzeitwirkung
des Vorhabens unterschätzt. Der Berliner Immobilienmarkt entwickelte sich in den
vergangenen Jahren ausgesprochen gut. Die dringend benötigten Bauinvestitionen
nahmen deutlich zu. Mit dem Mietendeckel wird diese positive Entwicklung
voraussichtlich enden.

Denn schon die Diskussionen in diesem Jahr haben viele Investoren abgeschreckt,
sich in Berlin zu engagieren. Ihr Vertrauen in die Stabilität der politischen
Rahmenbedingungen für den deutschen Mietwohnungsmarkt ist erschüttert. Das ist
gerade im Hinblick auf dringend benötigte Investitionen äußerst riskant, weil
verloren gegangenes Vertrauen nur schwer wieder zurückzugewinnen ist und die
Immobilienbranche Jahr für Jahr ein Fünftel zur deutschen Bruttowertschöpfung
beiträgt.

Hintergrund:

Am 26. November 2019 hat der Berliner Senat die Einführung des sogenannten
Gesetzes zur Neuregelung gesetzlicher Vorschriften zur Mietenbegrenzung
beschlossen. Geplant ist, dass das Gesetz im Januar 2020 vom Abgeordnetenhaus
verabschiedet und voraussichtlich im März 2020 in Kraft treten wird.

Der Gesetzentwurf beinhaltet die Einführung eines Mietenstopps für fünf Jahre
(Stichtag 18. Juni 2019), wobei der Neubau (ab 2014 gebaute Wohnungen)
ausgenommen ist. Bei der Wiedervermietung von Wohnungen darf höchstens die am
18. Juni 2019 wirksam vereinbarte Miete aus dem vorherigen Mietverhältnis
verlangt werden. Liegt diese Vormiete über den im Gesetz vorgegebenen
Obergrenzen für die Nettokaltmiete, die sich je nach Baujahr, Ausstattung und
ergänzt um Zu- bzw. Abschläge für die Lage bestimmt, ist sie darauf zu kappen.

Zusätzlich ist in einem zweiten Schritt (neun Monate nach Inkrafttreten des
Gesetzes) eine Mietsenkungsmöglichkeit für Bestandsmieten vorgesehen, wenn die
festgelegten Mietobergrenzen um mehr als 20 Prozent überschritten werden.

Über den Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp)

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken ist einer der fünf Spitzenverbände der
Deutschen Kreditwirtschaft. Er repräsentiert die bedeutendsten Kapitalgeber für
den Wohnungs- und Gewerbebau sowie für den Staat und seine Institutionen.

Pressekontakt:
Carsten Dickhut
T +49 30 20915-320
E dickhut@pfandbrief.de

Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/29608/4456910
OTS: Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp)

Original-Content von: Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp), übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

713056

weitere Artikel:
  • Tausende Todesfälle in Krankenhäusern wären vermeidbar / Überversorgung und Qualitätsdefizite gefährden die Gesundheit München (ots) - Die wirkliche Qualität in Deutschlands Krankenhäusern ist weitgehend intransparent. Weil die von den Fachgesellschaften empfohlenen Mindestmengen nicht eingehalten werden oder die technische Ausstattung zu wünschen übrig lässt, sterben jährlich tausende von Menschen unnötig vorzeitig. Als Hauptursache identifizieren die Bertelsmann-Stiftung und andere deutschlandweit ein Überangebot an Krankenhäusern und Betten mit einem einhergehenden Fachkräftemangel. Sigrid König, Vorständin des BKK Landesverbandes Bayern: "Bei mehr...

  • rbb exklusiv: CDU-Politiker von Stetten erwartet Minderheitsregierung Berlin (ots) - Der CDU-Politiker Christian von Stetten geht davon aus, dass es eine Minderheitsregierung gibt, falls die SPD die Große Koalition platzen lässt. Das sei durchaus wahrscheinlich, sagte von Stetten am Dienstag im Inforadio vom rbb. Man sei auf alles vorbereitet. "Ich gehe davon aus, dass wir am Ende des Tages mit einer Minderheitsregierung diese Regierungszeit zu Ende bringen." Man habe eine gewählte Bundeskanzlerin, die weiter im Amt sei. Diese könne mit einem verkleinerten Kabinett oder mit neuen Kabinettsmitgliedern mehr...

  • DPhV zu Pisa 2018: Realistisches PISA-Ergebnis - klare Aufgabenbeschreibung! Berlin (ots) - Deutschland liegt in allen abgefragten Leistungsbereichen über dem OECD-Durchschnitt Deutschlands Schüler bestätigen gleichzeitig eine hohe Lebenszufriedenheit In der Langzeitentwicklung ist eine Verschlechterung der bereits besser gewordenen Ergebnisse bei der Lesekompetenz und insbesondere in Mathematik und den Naturwissenschaften zu verzeichnen "Was uns freut: Alle Ergebnisse der getesteten 15-jährigen Schülerinnen und Schüler in Deutschland liegen in den Bereichen Lesekompetenz, Mathematik und Naturwissenschaften mehr...

  • Oellers: Barrieren im Kopf abbauen Berlin (ots) - Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung erinnert daran, dass wir eine Kultur des barrierefreien Denkens und Planens brauchen Der von den Vereinten Nationen seit 1982 ausgerufene Gedenktag weckt die Sensibilität der Öffentlichkeit für die vielfältigen Probleme und Herausforderungen, denen Menschen mit Behinderungen in ihrem Alltag gegenüberstehen. Dazu erklärt der Beauftragte für Menschen mit Behinderungen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wilfried Oellers: "Auf dem Weg zu einer wirklich inklusiven Gesellschaft mehr...

  • Glücksspielstaatsvertrag: bwin-Muttergesellschaft GVC unterbreitet Vorschläge für zukunftsfähige Glücksspielregulierung und effektive Schwarzmarktbekämpfung London/Wien (ots) - - Zulassung von Online-Casino und Sportwetten lenkt Umsätze in kontrollierten Markt - Lizenzierte Angebote müssen für Nutzer attraktiv und wettbewerbsfähig sein GVC Holdings PLC, eines der weltweit größten börsennotierten Gaming-Unternehmen und Muttergesellschaft des führenden deutschen Sportwettenanbieters bwin, hat anlässlich der Beratungen der Länder zu einem neuen Glücksspielstaatsvertrag seine Vorschläge für eine zukunftsfähige Ausgestaltung der Glückspielregulierung in Deutschland unterbreitet. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht