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"Report Mainz": Nach Wilke-Wurst-Skandal: Experten kritisieren Qualitätszertifiat der Lebensmittelindustrie (IFS) / 12.11.2019, 21:45 Uhr im Ersten

Geschrieben am 12-11-2019

Mainz (ots) - Verbraucherschutzorganisation "German Watch": Angemeldete
Kontrollen nicht akzeptabel

Als Reaktion auf die Lebensmittelskandale beim Wursthersteller Wilke (2019) und
der Großbäckerei Müller Brot (2012) kritisieren Wirtschaftsexperten und die
Verbraucherschutzorganisation "German Watch" angemeldete Kontrollen beim
wichtigen Qualitätssiegel der Lebensmittelwirtschaft "IFS" (International
Featured Standards). Beide Unternehmen hatten das Zertifikat. So sagte die
Ernährungsexpertin Reinhild Benning von der Verbraucherschutzorganisation
"German Watch" im Interview mit dem ARD Politikmagazin "Report Mainz":
"Angekündigte Kontrollen führen häufig dazu, dass die Betriebe aufpoliert werden
für den Prüfungstag".

Experte fordert unangemeldete Kontrollen Der Experte für Lebensmittelmarketing
der Universität Göttingen, Professor Achim Spiller, fordert ausschließlich
unangemeldete Kontrollen: "Der Standard ist deutlich verbesserungswürdig", sagte
er "Report Mainz". Unangekündigte Kontrollen müssten aus wissenschaftlicher
Sicht Standard sein, so Spiller: "da dürfte es heute eigentlich gar keine
Diskussion mehr geben". Aktuell können die Unternehmen wählen, ob die
"IFS"-Kontrolle angemeldet oder unangemeldet erfolgt.

"IFS" teilte auf Anfrage von "Report Mainz" mit: Unangekündigte Kontrollen seien
"insbesondere von mittelständischen Betrieben schwer zu bewältigen". Die Fälle
Müller Brot und Wilke seien "Einzelfälle".

Wirtschaftsexperte Spiller fordert daher im Interview mit "Report Mainz", dass
die Bundesregierung die Kriterien beim "IFS" verschärft: "Es ist wichtig, dass
die Politik die Oberaufsicht über diese Standards hat". Nur so könne die
Regierung das angeknackste Vertrauen der Verbraucher in die Fleisch- und
Lebensmittelbranche wiederherstellen.

Auch "German Watch" kritisiert die derzeitige Ausgestaltung des "IFS". "Wenn ein
Standard wie der "IFS" bestimmt, was ins Regal kommt, muss sich der Staat
einmischen", so Reinhild Benning.

Bundesernährungsministerium: Kein Handlungsbedarf Das
Bundesernährungsministerium teilte gegenüber "Report Mainz" mit, man sehe keinen
Handlungsbedarf. Zu einzelnen privaten Standards wie dem "IFS" könne man keine
Bewertungen vornehmen.

Hintergrund:

Der "IFS Food" ist eine Selbstverpflichtung der Lebensmittelwirtschaft. Der
Handel hat den Standard entwickelt, um Lebensmittelsicherheit und Qualität der
Produkte sicherzustellen - ergänzend zur staatlichen Lebensmittelüberwachung. Um
das "IFS"-Zertifikat zu bekommen, wählt ein Lebensmittelunternehmen eine von 26
Zertifizierungsstellen, zum Beispiel den TÜV. Sie prüfen, ob die "IFS"-Kriterien
eingehalten werden. In Deutschland sind etwa 2600 Lebensmittelhersteller nach
"IFS"-Kriterien zertifiziert. Wirtschaftswissenschaftler bezeichnen den "IFS"
als die Eintrittskarte in die Lebensmittelbranche.

Anfang Oktober war bekannt geworden, dass Produkte des hessischen
Wurstherstellers "Wilke" mit gefährlichen Listerien verseucht waren. Bilder von
verschimmeltem Fleisch sorgten für Schlagzeilen. Die Staatsanwaltschat prüft bei
25 Todesfällen einen Zusammenhang.

Weitere exklusive Informationen auf der Seite http://x.swr.de/s/pou

Zitate gegen Quellenangabe frei.

Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der Redaktion "Report Mainz" an, Tel.:
06131/929 3 3351/2

Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell


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