(Registrieren)

stern: Ex-Verfassungsrichter Hans-Jürgen Papier warnt vor "Ökodiktatur" / "Der Rechtsstaat zieht sich hier schon bedenklich zurück"

Geschrieben am 29-10-2019

Hamburg (ots) - Der frühere Präsident des Bundesverfassungsgericht Hans-Jürgen
Papier hat vor einer Erosion und einem Versagen des Rechtsstaates auf vielen
Ebenen gewarnt. In einem Gespräch in der neuen Ausgabe des Hamburger Magazins
stern, das in dieser Woche bereits am Mittwoch erscheint, äußert sich Papier
unter anderem kritisch dazu, dass die Polizei beispielsweise nicht gegen die
Blockadeaktionen der Klimabewegung "Extinction Rebellion" in Berlin
eingeschritten sei. "Der Rechtsstaat zieht sich hier schon bedenklich zurück",
sagt Papier im stern. Damit könne sich diese Gruppe "praktisch als über dem
Gesetz stehend ansehen". Selbst die Verfolgung eines noch so hehren Zieles -
"und sei es die Weltenrettung" - erlaube es nicht, sich über die Rechte anderer
hinwegzusetzen, argumentiert Papier. "Wenn man das zuließe, und wenn das alle
machten, landete man im Chaos." In seinem neuen Buch "Die Warnung", das in der
kommenden Woche erscheint (Heyne-Verlag), warnt Papier vor einer "Ökodiktatur".

Papier moniert, dass zu viele Ermittlungsverfahren in Deutschland eingestellt
und Haftbefehle vielfach nicht vollzogen würden. Die Justiz sei unterfinanziert.
"Die Politik hat lange Zeit über alle Parteigrenzen hinweg die Justiz schlicht
vernachlässigt", so Papier. Ein Versagen des Rechtsstaates sieht der ehemalige
Verfassungsrichter auch in dem Umstand, dass im Görlitzer Park in Berlin
Drogendealer weitgehend unbehelligt ihren Geschäften nachgehen können. Papier:
"Ein Staat, der geltendes Recht in so offenkundiger Weise nicht durchsetzen
kann, entzieht den Bürgern das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des
Rechtsstaates."

Im stern spricht sich der frühere Verfassungsrichter auch für eine sogenannte
Klarnamenpflicht in den sozialen Medien aus. Es gebe kein Grundrecht, seine
Meinung anonym zu äußern, sagt Papier, "eine Klarnamenpflicht wäre eine Art
Vermummungsverbot im Internet." Empört zeigt sich Papier über den Berliner
Richterspruch, der die Beschimpfung der Grünen-Politikerin Renate Künast als
"Schlampe" und "Fotze" als zulässige Meinungsäußerung hat durchgehen lassen.
Papier: "Wenn das keine Beleidigung ist, weiß ich nicht, wie ich jemanden
beleidigen soll."

Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern frei zur
Veröffentlichung.

Pressekontakt:
Sabine Grüngreiff, Gruner + Jahr Unternehmenskommunikation,
Telefon: 040 - 3703 2468, E-Mail: gruengreiff.sabine@guj.de

Original-Content von: Gruner+Jahr, STERN, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

708099

weitere Artikel:
  • NOZ: Parteienforscher: Möglichkeiten für Kooperation von CDU und Linken Osnabrück (ots) - Parteienforscher: Möglichkeiten für Kooperation von CDU und Linken "In Thüringen wurde nicht die Linkspartei gewählt, sondern Ramelow" Osnabrück. Die Parteienforscher Oskar Niedermayer und Jürgen Falter sehen nach der Landtagswahl in Thüringen eine Basis für eine Zusammenarbeit der CDU mit den Linken. Niedermayer sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ): "Was ich mir vorstellen könnte, ist eine Minderheitsregierung Rot-Rot-Grün, die punktuell von der CDU unterstützt wird. Denn in Thüringen hat ja nicht die Linke mehr...

  • neues deutschland: Nur elfmal Geldstrafe: Behinderung von Betriebsräten zwischen 2008 und 2017 Berlin (ots) - Arbeitgeber müssen kaum fürchten, wegen der Behinderung von Betriebsräten verurteilt zu werden. Zwischen 2008 und 2017 sprachen deutsche Gerichte deswegen nur elfmal eine Geldstrafe aus. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei hervor, die "neues deutschland" vorliegt. »Das Verhindern von Betriebsratswahlen oder das Sabotieren von Betriebsratsarbeit sind keine Kavaliersdelikte«, kommentiert der gewerkschaftspolitische Sprecher der Linkspartei im Bundestag, Pascal mehr...

  • Reinhardt: "Gewalt gegen Ärzte hart bestrafen und gesellschaftlich ächten" Berlin (ots) - Zu der Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, das Strafrecht bei Gewalt gegen Ärzte und Rettungskräfte zu verschärfen, erklärt Bundesärztekammer-Präsident Dr. Klaus Reinhardt: "Härtere Strafen für Prügler und Pöbler in Gesundheitseinrichtungen können abschreckend wirken und sind deshalb gut und richtig. Wir verstehen die angekündigte Strafrechtsverschärfung aber auch als eine Solidaritätsadresse der Politik an all jene, die oftmals sogar ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, um anderen Menschen in mehr...

  • Gutachten: Häusliche Pflege führt Frauen in die Altersarmut (FOTO) Berlin (ots) - SoVD-Präsident Adolf Bauer: "Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf muss sich für Frauen und Männer gleichermaßen verbessern!" Die mangelnde finanzielle Anerkennung häuslicher Arbeit erhöht das Altersarmut-Risiko von Frauen. "Frauen, die ihren beruflichen Werdegang zugunsten der Familie zurückstellen, werden gegenüber vollzeitarbeitenden und durchgängig beschäftigten Personen mit einem geringeren Einkommen und einer geringeren Rentenanwartschaft bestraft", heißt es in einem Gutachten, das der Sozialverband Deutschland mehr...

  • Deutscher YPG-Kämpfer in Nordsyrien getötet Hamburg (ots) - Während der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien ist ein deutscher Staatsbürger getötet worden. Nach Informationen des NDR stammt der Mann aus Kiel, Schleswig-Holstein. Konstantin G. hatte als Freiwilliger auf Seiten der kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Syrien gekämpft und nannte sich "Andok Cotkar". Die YPG melden, dass er am 16. Oktober 2019 bei Angriffen des türkischen Militärs auf die Ortschaft Serekaniye ums Leben gekommen sei. Konstantin G., der vor seiner Ausreise aus Deutschland als Landwirt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht