(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema "Von Halle bis Hamburg - zur neuen Scheinheiligkeit"

Geschrieben am 18-10-2019

Bielefeld (ots) - Was hat Bernd Lucke mit Björn Höcke zu tun? »Gar
nichts«, würde der Wirtschaftsprofessor, der einst die AfD gegründet
hat, sofort einwenden und das mit einigem Recht. Denn politische
Welten liegen zwischen ihm und dem Scharfmacher Höcke, der die
AfD-Fraktion in Thüringen anführt und bei der Landtagswahl nächste
Woche mit seinem extremen Rechtskurs das Ergebnis seiner Partei auf
mehr als 20 Prozent verdoppeln dürfte. Nun sind Höcke und Lucke
Protagonisten der neuen deutschen Scheinheiligkeit geworden - wenn
auch in ganz unterschiedlichen Rollen. Eine heuchlerische
Scheinheiligkeit, die nur unterstreicht: Unsere Demokratie bleibt
anfällig. Schon kurze Zeit nach dem Anschlag auf eine Synagoge und
einen Döner-Imbiss in Halle, bei dem vergangene Woche zwei Menschen
ihr Leben verloren, hatte Höcke bei Twitter geschrieben: »Was sind
das nur für Menschen, die anderen Menschen so etwas antun?!« Was sind
das nur für Menschen? Es sind Menschen, die sich offen zur ihrer
rechtsextremen Gesinnung bekennen, wie wir inzwischen wissen. Und es
sind Menschen, die sich ermutigt fühlen müssen von Politikern wie
Björn Höcke, die von »einer erinnerungspolitischen Wende um 180 Grad«
fabulieren. Von einem Höcke, der sagt: »Ich will, dass Magdeburg und
dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit haben.
Ich will, dass sie noch eine tausendjährige Zukunft haben« und der
das Holocaust-Denkmal in bewusster, ja zynischer Doppeldeutigkeit
ein »Denkmal der Schande« nennt. Unerträgliche Sätze. Sätze, die
längst Nachahmer finden wie den ebenfalls aus Thüringen stammenden
AfD-Politiker Stephan Brandner. Der Vorsitzende des
Rechtsausschusses im Bundestag hat nach dem Haller Anschlag einen
Tweet weiterverbreitet, in dem der antisemitische Hintergrund des
Attentats bewusst ausgeblendet wird. Erst als er dafür im Parlament
zu Recht heftig kritisiert wurde, rang er sich zu einer
Entschuldigung durch. Die Thüringer also, die nächsten Sonntag AfD
wählen, müssen wissen, was sie tun. Ausreden gibt es nicht mehr. Was
leider auch für einen Teil der Hamburger Studenten gilt, die Bernd
Lucke in dieser Woche als »Nazischwein« verunglimpft und sogar
körperlich attackiert haben, als dieser seinen Lehrauftrag an der
Universität aufnehmen wollte. Ein Skandal, dem die Leitung der
Hochschule die Krone aufsetzte, weil sie nicht Lucke verteidigte,
sondern den Krawall des Mobs als »diskursive Auseinandersetzung«
verniedlichte. Rechte Hetze von gewählten Volksvertretern und linke
Selbstgefälligkeit samt Sprachverboten, Diskursverweigerung und
Übergriffigkeiten an einem Ort, der doch die Freiheit der
Wissenschaft dokumentieren soll. Auch das ist Deutschland im Herbst
2019: Die Brandstifter sind wieder unterwegs.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

706814

weitere Artikel:
  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Sanierungsstau an Schulen Stuttgart (ots) - Tatsächlich zählt es zu den ureigenen kommunalen Aufgaben, die Schulbauten in Schuss zu halten. Viele Städte und Gemeinden haben hier in den vergangenen Jahren viel Geld investiert, andere haben es schleifen lassen, und wenige hatten einfach nicht genügend Geld, das Notwendige zu tun. Andererseits ist die Aufgabe weiter gewaltig. Wegen der geburtenstarken Jahrgänge und der Bildungsexpansion sind in den 1970er Jahren viele neue Schulhäuser entstanden. Diese Betonbauten kommen jetzt in die Jahre. Experten beziffern mehr...

  • FZ: Einfacher oder komplizierter? Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (19.10.2019) zur Reform der Grundsteuer Fulda (ots) - Eine Steuerreform, die überfällig war und beschlossene Sache ist, von der aber noch niemand weiß, ob es teurer oder billiger, einfacher oder komplizierter wird - das ist ein Widerspruch in sich. Denn keine Reform sollte das Alte, das ersetzt werden soll, verkomplizieren, bürokratischer oder komplexer machen. Doch der gestern gefasste Beschluss liegt in der Natur einer großen Koalition, die zusammenbringen muss, was nicht zusammengehört - und die für die notwendige Zweidrittelmehrheit auch noch Grüne und FDP ins Boot mehr...

  • Badische Zeitung: Reform der Grundsteuer: Eine enorme Sprengkraft / Kommentar von Thorsten Knuf Freiburg (ots) - Der Bund ist raus, nun beginnt der Streit in Ländern und Kommunen. Die Länder müssen entscheiden, ob sie von der Öffnungsklausel Gebrauch machen und nach welcher Methode sie die Steuer künftig berechnen. Und die Kommunen müssen ihre Hebesätze anpassen, damit es nicht zu einem neuen Kostenschub für Mieter und Eigentümer kommt. http://mehr.bz/khs243s Pressekontakt: Badische Zeitung Schlussredaktion Badische Zeitung Telefon: 0761/496-0 kontakt.redaktion@badische-zeitung.de http://www.badische-zeitung.de Original-Content mehr...

  • Rheinische Post: Linksfraktionsvize Dagdelen fordert: Erdogans Konten in der EU beschlagnahmen Düsseldorf (ots) - Sperrfrist: 19.10.2019 00:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Die stellvertretende Linksfraktionsvorsitzende Sevim Dagdelen hat die Bundesregierung aufgefordert, wegen der türkischen Militäroffensive in Nordsyrien persönliche Strafmaßnahmen gegen Präsident Recep Tayyip Erdogan einzuleiten. Es müsse ein umfassendes Waffenembargo sowie einen Stopp der Finanzhilfen und Hermesbürgschaften für die Türkei geben, sagte Dagdelen mehr...

  • Rheinische Post: Transatlantik-Koordinator kritisiert USA und ruft Kurden und Türken in Deutschland zur Ruhe auf Düsseldorf (ots) - Sperrfrist: 19.10.2019 00:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit, Peter Beyer, hat die türkische Militäroffensive in Nordsyrien als gefährlich kritisiert und Türken und Kurden in Deutschland zur Ruhe aufgerufen. "Der US-Abzug hat uns alle überrascht", sagte Beyer der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag) zur Entscheidung von US-Präsident Donald mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht