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Luftbelastung in Deutschland und Europa weiterhin massiv: Deutsche Umwelthilfe fordert Sofortmaßnahmen gegen Dieselabgas NO2, Feinstaub und Ozon

Geschrieben am 16-10-2019

Berlin (ots) - Luft in Deutschland und Europa ist laut Bericht der
Europäischen Umweltagentur noch immer stark belastet - Messungen der
Deutschen Umwelthilfe in Osteuropa belegen Auswirkungen der
gescheiterten Verkehrspolitik der Bundesregierung nach Dieselskandal
- DUH fordert Sofortmaßnahmen gegen Luftschadstoffe aus Verkehr,
Holzfeuerungsanlagen und Landwirtschaft zum Schutz von Gesundheit und
Klima

Die Luft in Europa und insbesondere in Deutschland ist nach wie
vor stark belastet. Das belegt der heute veröffentlichte
Luftqualitätsbericht der Europäischen Umweltagentur (EEA). Die
Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert daher die betroffenen Städte,
Bundesländer und die Bundesregierung auf, mit Sofortmaßnahmen eine
bessere Luftqualität für die Bevölkerung sicher zu stellen. Messungen
der DUH zum Dieselabgasgift Stickstoffdioxid in fünf Ländern zeigen,
dass die Bundesregierung in ihrem Umgang mit dem Dieselskandal auch
international gescheitert ist.

Luftverschmutzung ist die größte umweltbedingte Gefahr für die
Gesundheit in Deutschland und in der Europäischen Union. Die größten
umweltbedingten Beeinträchtigungen für die menschliche Gesundheit
gehen von Feinstaub (PM2,5), Stickstoffdioxid (NO2) und Ozon (O3)
aus. Die Zahl vorzeitiger Todesfälle durch das Dieselabgasgift NO2
bleibt erschreckend hoch: 11.900 vorzeitige Todesfälle sind alleine
in Deutschland darauf zurückzuführen. Die Anzahl vorzeitiger
Todesfälle durch die Belastung mit Ozon betrug 2.400. Weiterhin auf
hohem Niveau sind die nahezu 60.000 vorzeitigen Todesfälle durch
Feinstaub in Deutschland. Damit belegt Deutschland noch vor Italien
und Polen Platz 1 dieser bitteren Bilanz.

Dazu Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: "Die
Bundesregierung ist leider auch beim schmutzigen Betrugsdiesel-Pkw
Exportmeister. Doch anstatt das Problem nach Süd- und Osteuropa zu
schicken, muss Kanzlerin Merkel endlich alle in- und ausländischen
Autokonzerne zwingen, sämtliche betroffenen Fahrzeuge kurzfristig
zurückzurufen. Sie müssen eine Hardware-Nachrüstung mit auf der
Straße funktionierenden Abgasreinigungssystemen erhalten."

Dabei betrachtet die EEA nur die Werte, die offiziell durch die
Mitgliedstaaten gemeldet werden. Dass die Belastung oftmals noch
deutlich höher ist - und damit auch die Gesundheitsauswirkungen noch
drastischer sind - zeigt die DUH in ihrem heute veröffentlichten
Bericht über NO2-Messungen aus Deutschland, Tschechien, Bulgarien,
Slowenien und Serbien.

Trauriger Spitzenreiter mit dem höchsten der gemessenen Werte ist
Belgrad in Serbien mit 106,8 µg/m3. Auch in den weiteren Ländern
wurden NO2-Belastungen über 70 µg/m3 ermittelt. Die Ergebnisse
verdeutlichen, dass das Dieselabgas NO2 nicht nur in Deutschland,
sondern überall in Europa ein Problem darstellt. Aufgrund mangelnder
behördlicher Vorgaben zur wirksamen Reparatur von illegalen
Abschalteinrichtungen verschmutzen zahlreiche Diesel-Fahrzeuge mit
hohem Stickoxidausstoß nach dem Export gen Osteuropa dort die ohnehin
hoch belastete Luft.

Auch die Belastung durch Feinstaub (PM 2,5) verharrt seit Jahren
auf hohem Niveau. Vier von fünf europäische Stadtbewohner sind
weiterhin höheren Feinstaubwerten ausgesetzt als die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt. Feuerungsanlagen in
Haushalten, wie beispielsweise Kaminöfen, stellen dabei nicht nur die
bedeutendste Quelle von Feinstaub, sondern auch von klima-und
gesundheitsschädlichem Ruß und krebserregendem Benzo(a)pyren dar.

"Die hohe Zahl an vorzeitigen Todesfällen durch Feinstaub, die in
Deutschland höher ist als in allen anderen EU-Staaten, zeigt, dass
das Feinstaub-Problem trotz gegenteiliger Beschwichtigungen längst
nicht gelöst ist. Städte und Gemeinden sind in der Pflicht,
umfassende Maßnahmen für den Schutz ihrer Einwohner zu ergreifen und
sich dabei an den WHO-Richtwerten für Feinstaub zu orientieren. Auf
kommunaler Ebene besteht eine Vielzahl von Möglichkeiten,
gesundheitsschützende Vorgaben für die private Holzfeuerung
umzusetzen. Emissionsarme Öfen und Kessel mit obligatorischer
Abgasreinigung müssen in belasteten Gebieten zum Standard werden", so
Resch weiter.

Emissionen aus der Landwirtschaft haben ebenfalls Einfluss auf die
Luftqualität in den Städten: Ammoniak führt zur Bildung von
Feinstaub, Methan zur Bildung von bodennahem Ozon. Beide Schadstoffe
stammen vorwiegend aus der Landwirtschaft und werden bislang nur
unzureichend adressiert. 2017 registrierte jede fünfte europäische
Messstation eine Überschreitung der EU-Vorgaben für Ozon.

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH,
betont: "Die Ammoniak-Emissionen in Europa steigen seit 2013. Der
dadurch entstehende Feinstaub schadet der Gesundheit.
Reduktionsmaßnahmen müssen insbesondere in der Nutztierhaltung und
bei der Düngung auf dem Feld ansetzen. Das ist seit langem bekannt,
wird aber auch von der amtierenden Ministerin Klöckner nicht
angepackt."

Hintergrund:

Die DUH kämpft seit mehr als zehn Jahren für das Recht auf Saubere
Luft und initiierte im Rahmen der Kampagne "Right to Clean Air"
(LIFE15 GIE/DE/795 LEGAL ACTIONS) Klagen in 39 Städten mit
Überschreitungen der Luftqualitätsgrenzwerte. Weitere Informationen:
www.right-to-clean-air.eu

Die DUH setzt sich außerdem dafür ein, Feinstaub- und
Rußemissionen aus Öfen und Heizkesseln zu senken. Dazu informieren
wir im Projekt "Clean Heat" (LIFE14 GIE/DE/490 CLEAN HEAT)
Verbraucher und beteiligen uns daran, technische und politische
Lösungen voranzubringen. Weitere Informationen: www.clean-heat.eu

Im Projekt "Clean Air Farming" (LIFE17 GIE/DE/610 AIR &
AGRICULTURE) adressiert die DUH die Luftbelastung durch Methan und
Ammoniak aus der Landwirtschaft. Weitere Informationen:
www.clean-air-farming.eu Die drei Projekte werden vom LIFE-Programm
der Europäischen Union gefördert.

Links:
- Zum Bericht der Europäischen Umweltagentur:
https://www.eea.europa.eu/publications/air-quality-in-europe-2019

- Zum Bericht der DUH NO2-Messungen: http://l.duh.de/p191016



Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de

Barbara Metz, Stellvertretende Bundesgeschäftsführerin
0170 7686923, metz@duh.de

DUH-Pressestelle:

Ann-Kathrin Marggraf, Marlen Bachmann
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe,
www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell


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