Landeszeitung Lüneburg: Deutschland als Beute
Migrationsforscher Ralph Ghadban fordert ein Ende der Multikulti-Ideologie im Kampf gegen arabische Clans
Geschrieben am 27-08-2019 |   
 
 Lüneburg (ots) - Von Joachim Zießler 
 
   Nicht nur in Großstädten wie Berlin und Hamburg kämpfen die  
Behörden gegen kriminelle Großfamilien, sondern zunehmend auch in  
mittleren und kleinen wie Hildesheim, Uelzen oder Lüneburg. Ist  
Deutschland das Disneyland für Clans? Dr. Ralph Ghadban: Das kann man 
so sagen. Vor allem, weil hier die Zahl der Migranten aus islamischen 
Ländern mit ihrer gänzlich anderen Kultur enorm ist. Keines der  
Herkunftsländer ist ein moderner Nationalstaat, so dass die Migranten 
weder Demokratie noch Menschenrechte kennen. Nach dem Zweiten  
Weltkrieg gab es nur ein Land, das sich bei der Rechtsprechung auf  
die Scharia berief, inzwischen sind es 35. Natürlich ist nicht allen  
Migranten die Moderne fremd. Aber abgesehen von einer liberalen Elite 
hält die Masse am alten Denken fest. Während aber hier das Individuum 
die Grundlage der sozialen Organisation ist, bildet dies in  
islamischen Ländern die Großfamilie. Daraus resultiert das  
Kernproblem: Wie kann man Menschen, die sich nur als Teil einer  
Gemeinschaft - der Großfamilie oder der Gläubigen - verstehen, in  
eine individualisierte Gesellschaft integrieren? Man integriert keine 
Gruppen, sondern nur Einzelpersonen. 
 
   In schwachen Staaten dienen Clan-Strukturen dem Schutz der Sippe.  
Wieso prädestinieren sie in einer offenen Gesellschaft für kriminelle 
Karrieren? Großfamilien aus nomadischen oder halbnomadischen  
Gesellschaften unterscheiden sich von denen aus bäuerlichen oder  
städtischen durch einen deutlich höheren Grad an Solidarität  
untereinander. Das Symbol hierfür ist die Blutrache. Sie hält die  
Gruppe zusammen und grenzt die restliche Welt als Feindesland aus.  
Legt man sich mit einem Stammesmitglied an, werden alle mobilisiert.  
Die libanesisch-kurdischen Clans der Mhallami-Kurden, die sich meist  
an die Spitze der Unterwelt gesetzt haben, entstammen zum Beispiel  
dieser halbnomadischen Lebenswelt, sie waren ursprünglich der Armut  
in der Südosttürkei in den Libanon entflohen, wurden dann aber auch  
dort ausgegrenzt und kamen Mitte der 70er-Jahre nach Deutschland.  
Asyl bekamen sie nicht, blieben aber wegen fehlender Papiere im Land. 
Ihre Stammesstrukturen hatten sich im sozialen Abseits im Libanon  
noch verfestigt. Dementgegen fiel es etwa Migranten aus der  
Westtürkei, wo die kemalistische Trennung von Staat und Religion ihre 
Basis hatte, sehr leicht, sich zu integrieren. 
 
   Unterscheidet diese extreme Stammes-Solidarität die Mhallami von  
der italienischen oder russischen Mafia? Ja, deren großfamiliären  
Strukturen unterscheiden sich von denen normaler organisierter  
Kriminalität dadurch, dass dort die Zugehörigkeit freiwillig ist. Sie 
nennen sich zwar "Familie", weil sie sich an deren Vorbild  
orientieren, sind aber nicht miteinander verwandt. Da kommen  
Erwachsene zusammen, um Straftaten zu begehen. Anders als bei den  
Mhallami besteht die Möglichkeit, auszusteigen. 
 
   Kann man in einem derartigen Clan die kriminelle Karriere nicht  
verweigern? Natürlich sind nicht alle Großfamilien kriminell. Viele  
Clans haben sich allerdings in Deutschland zu kriminellen  
Vereinigungen entwickelt. Die Mhallami waren die ersten, die entdeckt 
haben, dass das Auftreten in der Gruppe in einer individualisierten  
Gesellschaft Vorteile bringt. Sie können per Handy in Minuten  
dutzende Kämpfer mobilisieren, um Kontrahenten einzuschüchtern.  
Deshalb verachten sie den Rechtsstaat. Viele Clan-Mitglieder  
betrachten Deutschland als Beutegesellschaft, aber nicht jeder  
Clan-Angehöriger erliegt der Verlockung, auf kriminelle Art Profit zu 
machen. 
 
   Kann man aus der gescheiterten Integration libanesischer  
Bürgerkriegsflüchtlinge in den 70er-Jahren Lehren ziehen für die  
Integration der syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge? Das muss man.  
Ansonsten würde unsere individualisierte Gesellschaft durch eine  
Stammesgesellschaft ersetzt. Die Multikulti-Ideologie muss endlich  
abgelegt werden. Der uneingeschränkte Respekt vor der anderen Kultur  
führte dazu, dass die Clans keinen Respekt vor unserer Kultur zeigen. 
 
   Gab es nicht Mitte der 70er-Jahre Integrationsbereitschaft bei den 
Mhallami, die dann zerstob, weil der Staat Arbeitsverbote verhängte?  
Das ist ein Mythos. 1978 bestand ein Arbeitsverbot von nur einem  
Jahr. Danach hätten die Einwanderer arbeiten können. Erst zwischen  
1982 und 1989 wurde das Asylrecht verschärft, das Arbeitsverbot auf  
zwei Jahre verlängert. Das schob sie an den Rand der Gesellschaft, wo 
sie ihre mitgebrachten sozialen großfamiliären Strukturen  
wiederbelebten. Als die Politik dann Jahre später ihren Fehler einsah 
und Integrationsangebote machte, verpufften diese, weil die  
Clan-Mitglieder trotz Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis die Erfahrung 
gemacht hatten, wie leicht sie kriminell Beute machen konnten. In den 
90er-Jahren eiferten dann andere Clans den kriminellen Vorbildern  
nach. 
 
   Haben die Clans ihre Kriminalitätsfelder aus dem Libanon  
mitgebracht oder sich hier neue erschlossen? Kriminell wurden sie  
erst hier. Im Libanon brachte ihre Sippenstruktur keinen Vorteil,  
weil potenzielle Opfer ebenfalls ihre Sippen mobilisieren konnten.  
Und außerdem reagierte der Staat sehr viel härter. Im Libanon haben  
sie niedrige, harte Jobs ausgefüllt. Inwieweit hat der Versuch der  
Justizbehörden, ethnische Minderheiten nicht zu stigmatisieren, das  
Entstehen einer Parallelwelt begünstigt? Weil unter dem Einfluss des  
Multikulti-Denkens tabu war, die kulturellen Hintergründe von Tätern  
zu benennen. Da konnte man viele Probleme nicht mal erkennen. Weil  
der Staat wegschaute, wurden die Opfer allein gelassen. Auch die  
Opfer in den Familien, etwa die Frauen. Sie werden früh mit Cousins  
zwangsverheiratet und sollen vor allem viele Kinder kriegen. Den  
Begriff "Beutegesellschaft" habe ich 1986 geprägt. Damals wurde ich  
dafür angefeindet. Erst 2019 hat Bundesinnenminister Horst Seehofer  
den Begriff aufgenommen. Der Staat braucht zu lange, um die Realität  
zu erkennen. Damals lautete der Slogan: "Integration durch  
Partizipation". Im Ergebnis schossen die Runden Tische nur so aus dem 
Boden. Dennoch funktionierte die Integration nicht. Die Vertreter des 
Multikulti-Kurses haben verleugnet, dass dafür die Voraussetzungen  
notwendig sind. So hat man die Einstellungsvoraussetzungen bei der  
Berliner Polizei abgesenkt, weil man mehr Polizisten mit  
Migrationshintergrund haben wollte. Im Ergebnis hatte man mehr  
Macho-Polizisten. Wird ein Deutscher mit türkischem Hintergrund nicht 
als Arzt zugelassen, obwohl er die verlangte Qualifikation hat, ist  
dies Diskriminierung. Wird ihm die Zulassung auch ohne entsprechende  
Zeugnisse gewährt, ist das naive Ideologie. 
 
   Einige der islamistischen Terroristen der letzten Jahre hatten  
zuvor kleinkriminelle Karrieren. Gibt es Berührungspunkte zwischen  
Clans und Dschihadismus? Das kann man nicht ausschließen. Es ist  
zumindest kein Zufall, dass sich parallel zur Clankriminalität auch  
eine religiöse Kriminalität und eine islamische Parallelwelt  
entwickelt haben. Terroristen werden in Moscheen erzeugt. Die Gruppe, 
der man sich unter allen Umständen zugehörig fühlen will, muss nicht  
die Großfamilie sein, es kann auch die Gemeinschaft der Gläubigen  
sein. 
 
   Wie kann sich der Staat wieder Respekt verschaffen? Der Staat  
traut sich immer noch nicht, energisch die Parallelwelten  
aufzubrechen. Es ist auch kein Zufall, dass Clans besonders in den  
Bundesländern stark sind, die derzeit oder früher von Rot-Grün  
regiert wurden, Bremen, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Hier regierte 
zu lange  ideologische Blindheit. Die Scheuklappen, die dazu führten, 
Täter zu Opfern zu stilisieren, müssen abgelegt werden. So kann man  
das Kopftuch bei Staatsbediensteten nicht respektieren, weil es eben  
mehr ist als ein religiöses Symbol, es ist eine Entwürdigung der  
Frau, weil sie dadurch auf ihre Sexualität reduziert wird. Lange  
wurde die Gefahr durch die arabischen Clans verniedlicht. Der  
kürzlich angeordnete Lagebericht des NRW-Innenministers Herbert Reul  
zeigte nun, dass in dem Bundesland, anstatt der früher vermuteten 50  
Clans 104 Clans aktiv sind, auf deren Konto in den drei letzten  
Jahren mehr als 14 000 Straftaten gehen. Jetzt verschärft sich  
die Lage, weil seit 2015 fast 1,5 Millionen Menschen mit  
großfamiliären Strukturen zu uns gekommen sind. Ich glaube nicht,  
dass wir sie integrieren können. 
 
   Was kann man machen, um die nichtkriminellen Migranten zu  
integrierten Bürgern zu machen? Als erstes, den kulturellen  
Hintergrund dieser Menschen ernst nehmen. Dann muss der Rechtsstaat  
sich mehr Polizisten und Richter leisten, damit auch kleinere  
Vergehen verfolgt werden können. Dazu muss unsere Kultur vermittelt  
werden. 
 
   Als Leitkultur? Natürlich, eine demokratische Leitkultur. Und das  
bedarf einer jahrelangen Erziehung. Haben wir die Kraft, das zu  
meistern? Die Kanzlerin sagte: ja. Sie erzählt weiter das Märchen der 
Hilfeleistung in einer humanitären Notlage. Es gab keine Notlage, die 
Flüchtlinge waren nach dem ungarischen Asylrecht aufgenommen worden,  
weigerten sich aber, in die Lager transportiert zu werden. 
 
   Sehen Sie es nicht so, dass die Humanität geboten hat,  
Kriegsflüchtlinge aufzunehmen? Das ist falsch, sie kamen nicht aus  
dem Bürgerkrieg, sondern waren in sicheren Balkanländern. Merkel hat  
sich über die Dublin-Regelungen hinweggesetzt und viele europäische  
und nationale Gesetze außer Kraft gesetzt. 
 
   Hätte man die auf Bahnhöfen und in Parks auf der Balkanroute  
Gestrandeten einfach dort lassen sollen? Sie sollten in  
Flüchtlingslager transportiert werden, haben dies aber verweigert,  
weil sie nach Deutschland weiter wollten. Und dort wären sie versorgt 
gewesen. Es war nicht die Aufgabe der Bundesregierung, diese  
Situation im Alleingang zu lösen, sondern die der Ungarn. 
 
   Zur Person 
 
   Der Migrationsforscher Dr. Ralph Ghadban wurde 1949 im Libanon  
geboren. Anfang der 70er-Jahre kam er mit einem Promotionsstipendium  
nach Deutschland. Als 1975 der Bürgerkrieg im Libanon begann,  
kümmerte sich Ghadban in Berlin um libanesische Flüchtlinge, zuletzt  
war er Leiter der Beratungsstelle für Araber beim Diakonischen Werk.  
Er war Mitglied der ersten Islamkonferenz, gehört nun auch zur  
vierten. Zudem ist er Mitbegründer des "Muslimischen Forums  
Deutschlands". Ghadban publiziert seit Jahrzehnten zu Clans, zuletzt  
erschien sein Buch "Arabische Clans - Die unterschätzte Gefahr"  
(Econ). Seit einem Interview zum Thema Clans im libanesischen  
Fernsehen steht er unter Polizeischutz. 
 
 
 
Pressekontakt: 
Landeszeitung Lüneburg 
Werner Kolbe 
Telefon: +49 (04131) 740-282 
werner.kolbe@landeszeitung.de 
 
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