| | | Geschrieben am 20-08-2019 Flächenfraß und Versiegelung gehen ungebremst weiter / "Report Mainz" am Dienstag, 20. August 2019, 21:45 Uhr im Ersten / Moderation: Fritz Frey
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 Mainz (ots) - Recherchen des ARD-Politikmagazins "Report Mainz"
 zeigen, dass das System mit den so genannten Ökopunkten oft nicht
 funktioniert. Umweltschützer sprechen von "modernem Ablasshandel".
 Nach einer Umfrage von "Report Mainz" werden Ökopunkte in den meisten
 Bundesländern mittlerweile anerkannt, um Bauvorhaben, wie zum
 Beispiel neue Gewerbegebiete oder Bauflächen für Logistikzentren,
 auszugleichen. Kritiker, unter anderem der "Bund für Umwelt- und
 Naturschutz e. V." (BUND) kritisieren jedoch, dass durch den Einsatz
 von Ökopunkten die Versiegelung der Landschaft sogar erleichtert
 werde. Bei der "Report Mainz"-Umfrage unter den Bundesländern stellte
 sich zudem heraus, dass die meisten Umweltministerien gar nicht
 wissen, wie viele Ökopunkte in ihrem Land registriert sind oder
 gehandelt werden.
 
 Das System "Ökopunkte" Wer zum Beispiel einen Acker in eine Wiese
 umwandelt, kann sich dafür Ökopunkte bei der Kommune oder dem
 Landratsamt gutschreiben lassen, weil eine Wiese "ökologisch
 wertvoller" ist, als ein Acker. Diese Punkte dürfen weiterverkauft
 werden - z. B. an einen Bauträger, der ein Bauvorhaben realisieren
 möchte. Bauträger, die keine gesetzlich vorgeschriebenen Flächen zum
 Ausgleich eines Bauvorhabens haben, dürfen sich die nötigen Punkte
 auch von einer weit entfernten Kommune kaufen.
 
 "Wir erleben im Moment in Deutschland, dass immer mehr gebaut
 wird, dass immer mehr Flächen zubetoniert werden", kritisiert Axel
 Mayer vom Bund für Umwelt- und Naturschutz e. V. (BUND). Die Flächen
 würden zwar offiziell ausgeglichen, "aber es ist kein realer
 Ausgleich. Und so werden wir in Zukunft irgendwann erleben, dass
 alles zubetoniert ist, aber alles naturschutzrechtlich korrekt
 ausgeglichen wurde."
 
 Millionen Punkte für Fischtreppen
 
 Besonders viele Ökopunkte gibt es zum Beispiel für Fischtreppen.
 Die sollen dafür sorgen, dass Flüsse oder Bäche wieder von Fischen
 durchschwommen werden können. In den meisten Bundesländern werden
 Fischtreppen als Öko-Maßnahme anerkannt. In Baden-Württemberg wurden
 für solche Treppen zum Teil mehrere Millionen Ökopunkte angerechnet.
 Umweltschützer kritisieren, dass man mit nur einer Treppe mehrere
 große Baugebiete ausgleichen könne. Das sei unverhältnismäßig. Zudem
 seien Fischtreppen von der EU schon längst verpflichtend
 vorgeschrieben - daher dürfe man hierfür eigentlich gar keine
 Ökopunkte vergeben, so der Gewässer-Ökologe Nikolaus Geiler aus
 Freiburg.
 
 "Report Mainz" hat auch recherchiert, wie das Baugebiet für das
 neue Amazon-Logistikzentrum bei Mönchengladbach mit Ökopunkten
 "ausgeglichen" wurde. Für das über 130.000 m² große Bauwerk wurden
 240.000 "Wertpunkte" als sogenannte Kompensationsmaßnahme von der
 Baubehörde festgelegt. Mehr als die Hälfte (140.000) der benötigten
 Punkte kamen allein von einem ehemaligen Sportplatz mit rund 8500 m²,
 der zu einem Auwald umgewandelt werden soll.
 
 Studien: Ausgleichsflächen oft nicht vorhanden Forscher der
 Universität Freiburg haben aktuell 26 Ausgleichsmaßnahmen in
 Baden-Württemberg beispielhaft untersucht. Ergebnis: Fast 30 Prozent
 der Ausgleichs- und Ersatz-Maßnahmen wurden nie umgesetzt. Im
 Ergebnis kritisiert die Studie, dass oft versucht werde, "möglichst
 viele anrechenbare Ökopunkte auf möglichst wenig Fläche zu
 generieren". Das Fazit der Forscher: "Der Wert der Eingriffsregelung
 für den Naturschutz ist, gemessen an seiner eigenen Zielsetzung, eher
 enttäuschend." Zu ähnlichen Ergebnissen kamen zwei weitere, aktuelle
 Studien aus Bayern und Schleswig-Holstein. Auch darin wurde
 festgestellt, dass rund ein Drittel der Ausgleichsmaßnahmen nicht
 umgesetzt wurden.
 
 Handel mit Ökopunkten boomt
 
 Gehandelt werden Ökopunkte in Deutschland unter anderem von
 privaten Anbietern, Stiftungen oder sogenannten Flächenagenturen.
 Letztere werben auf ihren Internetseiten mit ihren Angeboten für
 Bauträger. Ein Sprecher des "Bundesverbandes der Flächenagenturen"
 bestritt, dass durch Ökopunkte Bauvorhaben erleichtert würden.
 Vielmehr würden die Agenturen dafür sorgen, dass die
 Ausgleichsflächen eine hohe ökologische Qualität für den
 Naturschutz-Ausgleich hätten. Zudem werden die Punkte mittlerweile
 auch bei Onlineplattformen wie Ebay angeboten.
 
 Die Umweltministerien in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen
 lehnten Interviewanfragen von "Report Mainz" ab. Das
 Bundesumweltministerium antwortete auf einen Fragen-Katalog des ARD
 Politikmagazins nicht. Konkrete Beispiel-Fälle wollten die
 Landes-Ministerien nicht bewerten. Schriftlich verwies man an die
 jeweils zuständigen unteren Naturschutzbehörden - in der Regel die
 Landratsämter und Kommunen. Doch die seien mit der Kontrolle und
 Bewertung von Ökopunkte-Maßnahmen völlig überfordert, meint Axel
 Mayer vom BUND Regionalverband südlicher Oberrhein. "Die Ökopunkte
 funktionieren nicht", sagte er im Interview mit "Report Mainz".
 
 Aktuell werden in Deutschland knapp 60 Hektar pro Tag versiegelt.
 Bis 2020 will Deutschland den Wert eigentlich auf 30 Hektar
 verringern.
 
 Weitere Informationen auf: http://x.swr.de/s/10nq
 
 Zitate gegen Quellenangabe "Report Mainz" frei.
 
 Bei Rückfragen rufen Sie bitte in der Redaktion "Report Mainz" an:
 06131 929-33351 oder -33352.
 
 Original-Content von: SWR - Das Erste, übermittelt durch news aktuell
 
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