(Registrieren)

Gedenktag 21.7.: Drogenhilfe könnte Todesfälle verhindern

Geschrieben am 19-07-2019

Berlin (ots) - Kommunale Drogenhilfe kann Leben retten und
Gesundheit erhalten - ist aber chronisch unterfinanziert. Deutsche
Aidshilfe: "An Menschenleben spart man nicht!" Zahl der
Drogentodesfälle könnte deutlich niedriger sein.

Passgenaue Hilfe bei Problemen im Umgang mit Drogen - dafür gibt
es die kommunale Suchthilfe. Dass sie vielerorts dramatisch
unterfinanziert ist, kostet Menschen ihr Leben. Der Internationale
Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher_innen am 21. Juli steht
darum dieses Jahr unter dem Motto: "Überleben und Gesundheit gibt es
nicht zum Nulltarif". Denn die Zahl der Toten könnte deutlich
geringer sein.

"Die so genannten Drogentoten fallen nicht einfach den Substanzen
zum Opfer", sagt Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen Aidshilfe.
"Viele Menschen sterben, weil ihnen vorher keine passende
Unterstützung angeboten wurde. Drogenhilfe kann Leben retten und
Gesundheitsrisiken wie HIV- und Hepatitis-Infektionen reduzieren. Die
Finanzierung sollte selbstverständlich sein. An Menschenleben spart
man nicht!"

Schwindende Ressourcen

Die Finanzierung der kommunalen Drogenhilfe in Deutschland geht
laut Deutscher Suchthilfestatistik faktisch zurück. Kürzungen
beziehungsweise keine Erhöhungen bei steigenden Kosten und
auslaufende Modellprojekte reißen Lücken in die
Versorgungslandschaft.

"Die Versorgung von Menschen mit Drogenproblemen ist in den
letzten Jahren faktisch schlechter geworden. Dabei müsste sie
ausgebaut werden, denn neue Substanzen und verändertes
Konsumverhalten erfordern differenzierte Antworten", betont
DAH-Vorstand Sven Warminsky.

Fachwelt und Politik weisen seit Jahren auf dieses Problem hin.
Der Bedarf an Suchthilfe wächst. Rund eine halbe Million Menschen
sucht laut Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und
Drogensucht jährlich Beratung und Unterstützung in ambulanten
Einrichtungen.

Auch Marlene Mortler (CSU) hat in ihrer gerade beendeten Amtszeit
als Drogenbeauftragte der Bundesregierung die Bedeutung der
kommunalen Drogenhilfe unterstrichen.

Bundesregierung muss Impulse geben

Ein zentrales Problem: Der Bund finanziert immer wieder
Modellprojekte, die erfolgreich verlaufen, nach Ablauf aber in den
Kommunen nicht weitergeführt werden.

DAH-Vorstand Sven Warminsky:

"Nachweislich wirksame Maßnahmen müssen in die Regelfinanzierung
vor Ort übergehen. Die Kommunen stehen in der Pflicht, Innovationen
auch langfristig zu ermöglichen. Die Bundesregierung muss hier ein
klares Signal setzen und mit Ländern und Kommunen gemeinsam Lösungen
entwickeln. Um Menschen möglichst früh gezielt zu unterstützen,
müssen die Angebote dauerhaft finanziell abgesichert und gut vernetzt
sein."

Was hilft

Suchtforschung und praktische Erfahrungen in der Drogenhilfe
zeigen klar, welche Maßnahmen und Einrichtungen benötigt werden:

- Drogenkonsumräume ermöglichen schnelle Hilfe bei einer Überdosis
und vermeiden Infektionen, doch neun Bundesländer nutzen diese
Möglichkeit nicht.
- Leicht erreichbare Angebote für Tests auf HIV und Hepatitis
fördern frühe Diagnose und Behandlung und verhindern weitere
Infektionen. Sie müssen ausgebaut werden.
- Das Notfallmedikament Naloxon rettet Leben bei einer Überdosis
Heroin. Es muss nicht nur an Abhängige, sondern auch an Polizei,
Drogenhilfe, Angehörige und andere potenzielle Ersthelfer_innen
abgebeben werden - begleitet von umfassenden
Schulungsprogrammen.
- Angebote, die Konsumierende vor Ort aktiv aufsuchen, sorgen
dafür, dass mehr Menschen erreicht werden, Sie müssen ausgebaut
werden.
- Benötigt werden noch mehr spezielle Beratungsangebote und
Hilfestrukturen, die neu entstandene Herausforderungen in den
Blick nehmen, z.B. für Menschen, die synthetische Drogen in
Verbindung mit Sexualität konsumieren (Chemsex).
- Die deutliche Zunahme des Konsums so genannter neupsychoaktiver
Substanzen" (NPS) erfordert mehr mobile Angebote des
Drugchecking in Verbindung mit Beratungsangeboten.

Dringend erforderlich sind außerdem längere Öffnungszeiten der
bestehenden Einrichtungen, mehr Personal und kontinuierliche
Fortbildungsangebote, die bisher häufig nur in sehr beschränktem Maße
möglich sind.

Auch ausreichend Zeit, um sich um die jeweiligen Menschen
empathisch zu kümmern, gibt es nicht zum Nulltarif.

Drogenhilfe gibt Halt

Kommunale Einrichtungen leisten dabei mehr als Hilfe im
Einzelfall: "Drogenhilfe schafft auch soziale Orte, an denen Drogen
konsumierende Menschen sich über Gesundheitsfragen informieren und
Kraft schöpfen können, auch um sich mit ihrer Situation
auseinanderzusetzen und Hilfe in Anspruch zu nehmen", betont
Warminsky.

Im Jahr 2018 starben 1276 an den Folgen von Schwarzmarktsubstanzen
mit unbekanntem Reinheitsgehalt, etwa die Hälfte davon an Heroin.



Pressekontakt:
Deutsche Aidshilfe
Holger Wicht, Pressesprecher
Tel. (030) 69 00 87 - 16
presse@dah.aidshilfe.de
www.aidshilfe.de

Original-Content von: Deutsche AIDS-Hilfe, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

695196

weitere Artikel:
  • Grüne: Mit einer Spitzenkandidatin/einem Spitzenkandidaten in den Landtagswahlkampf / "SWR Aktuell"-Sommerinterview mit Josef Winkler / 19.7., 19.30 Uhr, SWR Fernsehen (FOTO) Mainz (ots) - Die rheinland-pfälzischen Grünen wollen bei der Landtagswahl 2021 mit einer Kandidatin/einem Kandidaten antreten. Dazu sagte der Landesvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen, Josef Winkler, im "SWR Aktuell"- Sommerinterview: "Ich bin seit meinem Amtsantritt am Werben dafür, dass wir beim nächsten Mal mit einer Person an der Spitze in den Wahlkampf ziehen und in diesem Fall auf eine Doppelspitze verzichten, damit wir im Wettbewerb mit den anderen Parteien die Sache nicht zu kompliziert machen. Die Ministerpräsidentin, mehr...

  • Weltfeuerwehr: Deutschland im Präsidium/ Hartmut Ziebs wird Vizepräsident im Weltfeuerwehrverband (FOTO) Berlin (ots) - Berlin - Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), wurde am 19.07.2019 auf der Delegiertenversammlung des CTIF (International Association of Fire and Rescue Services
) in Martigny/ Schweiz zum Vizepräsidenten gewählt. "Lassen Sie uns gemeinsam unsere Welt sicherer gestalten. Völkerverständigung und Weltfrieden sind heute wieder wichtiger denn je." erklärte Hartmut Ziebs in seiner Bewerbungsrede, Hartmut Ziebs wurde im ersten Wahlgang mit großer Mehrheit gewählt. Der studierte mehr...

  • Frankfurter Rundschau: Kirchliche Kernschmelze Frankfurt (ots) - Eines lässt die kirchliche Jahresstatistik nicht zu: das Sortieren nach guten oder schlechten Ortskirchen, konservativen oder liberalen Bischöfen. Überall liegen die Austritte aus der katholischen Kirche übers Jahr bei etwa einem Prozent der Mitgliedschaft - mal etwas darunter, mal etwas darüber. Aussagekräftiger ist schon der Vergleich mit der evangelischen Kirche. Zwar sind auch dort die Austrittszahlen gestiegen, aber um einen niedrigeren Anteil. Das zeigt: Der Sinkkurs der Kirchen hierzulande ist nur in Teilen mehr...

  • neues deutschland: Russland will INSTEX - Kommentar zur Debatte um die US-Sanktionen gegen Iran Berlin (ots) - Vor einem Jahr verkündete US-Präsident Donald Trump den Ausstieg aus dem 2015 vereinbarten Atomabkommen zwischen den fünf Vetomächten, Iran und Deutschland. Die Bundesregierung hatte daraufhin versucht, zwischen den USA und Iran zu vermitteln - vergeblich. Stattdessen leidet nicht nur die iranische Bevölkerung unter den neu aufgelegten Sanktionen; auch für die restlichen Vertragsstaaten fällt ein lukrativer Handelspartner in der Region weg. Die USA selbst kümmert das wenig, sie betreiben schon seit dem Sturz des Schahs mehr...

  • Straubinger Tagblatt: Sommer-PK lässt Fragen offen Straubing (ots) - Ihre Sommerpressekonferenz sollte sicher dazu dienen, die Fragen der letzten Wochen wegzuwischen und einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Für diese Annahme spricht, dass die Veranstaltung nicht zwingend jetzt hätte stattfinden müssen. Denn Merkel hat diese wegen ihrer Länge besondere Pressekonferenz auch schon nach ihrem Urlaub abgehalten. Vielleicht hätte sie das diesmal auch besser tun sollen. Sie wollte offenbar Klarschiff machen. Und hat doch nur für weitere Unklarheiten gesorgt. Pressekontakt: Straubinger mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht